Deutschland | Rinder | Marktversorgung

Die Rinderbestände schrumpfen, das Angebot bleibt überschaubar

28.12.2021 (AMI) – Während die deutschlandweite Erzeugung von Rindfleisch seit Jahren langsam abnimmt, verharrte der Bedarf bislang auf vergleichsweise stabilem Niveau. Daran änderte auch die Corona-Pandemie wenig. 2021 machte sich dies in zunehmendem Maße durch ein knappes Angebot und steigende Preise bemerkbar.

Über weite Strecken des Jahres lagen insbesondere die Jungbullenschlachtungen deutlich unter den Werten des Vorjahres. Zwar kamen gleichzeitig etwas mehr Kühe zur Schlachtung, dennoch sank die Fleischerzeugung auf rund 1,11 Mio. t. Zugleich wurden auch die Bestände weiter abgestockt. Im Mai wurden rund 2 % weniger Rinder erfasst als noch 2020, bei den Kühen nahm die Zahl sogar um 2,7 % ab. Dies deutet darauf hin, dass sich der Angebotsrückgang auch im kommenden Jahr fortsetzt. Entsprechend gehen aktuelle Prognosen von einem Minus der Rindfleischerzeugung von fast 5 % aus. Kompensiert wird dieser Rückgang zumindest teilweise durch den Außenhandel. 2021 machte sich die starke globale Konkurrenz, insbesondere China, bei den rückläufigen Importen bemerkbar. 2022 dürfte sich der Handel wieder stabilisieren, die Lieferungen aus Südamerika könnten sogar wieder leicht steigen.

Nachfrage nach Rindfleisch geht nur leicht zurück

Die Corona-Pandemie hat sich auf die Verzehrgewohnheiten und damit auch auf den Fleischverzehr generell ausgewirkt. Während bei Schweinefleisch dabei aber ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war, entwickelte sich die Nachfrage nach Rindfleisch knapp stabil. Nach vorläufigen Daten verzehrte jeder Deutsche dabei 2021 rund 9,7 kg Rindfleisch. Wie schon 2020 lagen die Absätze im Außer-Haus-Bereich unter den Werten vorangegangener Jahre. Gleichzeitig konnte insbesondere Rindfleisch einen deutlich höheren Absatz im Lebensmitteleinzelhandel erzielen. Insbesondere Hackfleisch in allen Varianten gehört dabei zu den aktuellen Trendprodukten. Dennoch wird für das Jahr 2022 ein leichtes Minus der verzehrten Rindfleischmenge auf 9,4 kg pro Kopf und Jahr erwartet. Die Zahl der Vegetarier und Flexitarier steigt, viele Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum und greifen zu fleischlosen Alternativen. Diese Entwicklung wird sich über kurz oder lang auch bei Rindfleisch bemerkbar machen. Zugleich sind genaue Prognosen aktuell sehr schwierig, weil insbesondere der Verlauf der Pandemie nicht abschätzbar ist.

Kleines Angebot ermöglicht steigende Preise

Das über weite Strecken des Jahres überschaubare Angebot ermöglichte den Erzeugern im laufenden Jahr ungewöhnlich hohe Preise. So wurden etwa für Jungbullen R3 im Jahresmittel rund 4,07 EUR/kg gezahlt, 14 % mehr als noch 2020. Ein ähnlicher Anstieg war auch im Handel mit Schlachtkühen zu verzeichnen. Zugleich stiegen zwar auch die Preise für Futtermittel sehr deutlich, dennoch konnten die Landwirte mit der Vermarktung von Schlachtrindern durchaus wirtschaftlich arbeiten. Obwohl die Preise dabei zuletzt unter Druck geraten sind, dürfte 2022 auf einem hohen Niveau starten. Zudem wird ein fortgesetzt begrenztes Angebot erwartet, weshalb das Preisniveau im kommenden Jahr ähnlich hoch oder sogar geringfügig höher ausfallen dürfte als noch 2021.

Aktuelle Nachrichten und Analysen zu den Entwicklungen zu den deutschen, europäischen und globalen Schlachtrindermärkten finden Sie in unserem neuen Online-Dienst Markt aktuell Vieh und Fleisch. Nutzen Sie unser Angebot.

Beitrag von Dr. Tim Koch
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schweine | Handel

Druck der Schlachtunternehmen nimmt zu

17.04.2024 (AMI) – Wie in der Vorwoche wird der Schlachtschweinemarkt mehrheitlich als ausgeglichen eingestuft. Regional sind die Mengen etwas zu umfangreich, teilweise drosseln die Schlachtunternehmen ihre Aktivitäten und erhöhen den Druck.   Mehr

Deutschland | Rinder | Marktversorgung

Leichte Ausweitung der Erzeugung von Rindfleisch erwartet

17.04.2024 (AMI) – Besonders im Jahr 2022 war eine rückläufige Produktion von Rindfleisch zu beobachten. In den vorläufigen Zahlen für die erzeugte Menge 2023 und in der Schätzung für das laufende Jahr deutet sich eine geringfügige Erhöhung an.   Mehr

Deutschland | Schweine | Marktversorgung

Leicht rückläufige Schweinefleischproduktion erwartet

17.04.2024 (AMI) – Das Aufkommen an Schlachtschweinen dürfte auch im Jahr 2024 sinken. Entsprechend wird bei der Erzeugung von Schweinefleisch eine erneute Verringerung prognostiziert.   Mehr