Die Rinderbestände schrumpfen, das Angebot bleibt überschaubar
Über weite Strecken des Jahres lagen insbesondere die Jungbullenschlachtungen deutlich unter den Werten des Vorjahres. Zwar kamen gleichzeitig etwas mehr Kühe zur Schlachtung, dennoch sank die Fleischerzeugung auf rund 1,11 Mio. t. Zugleich wurden auch die Bestände weiter abgestockt. Im Mai wurden rund 2 % weniger Rinder erfasst als noch 2020, bei den Kühen nahm die Zahl sogar um 2,7 % ab. Dies deutet darauf hin, dass sich der Angebotsrückgang auch im kommenden Jahr fortsetzt. Entsprechend gehen aktuelle Prognosen von einem Minus der Rindfleischerzeugung von fast 5 % aus. Kompensiert wird dieser Rückgang zumindest teilweise durch den Außenhandel. 2021 machte sich die starke globale Konkurrenz, insbesondere China, bei den rückläufigen Importen bemerkbar. 2022 dürfte sich der Handel wieder stabilisieren, die Lieferungen aus Südamerika könnten sogar wieder leicht steigen.
Nachfrage nach Rindfleisch geht nur leicht zurück
Die Corona-Pandemie hat sich auf die Verzehrgewohnheiten und damit auch auf den Fleischverzehr generell ausgewirkt. Während bei Schweinefleisch dabei aber ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war, entwickelte sich die Nachfrage nach Rindfleisch knapp stabil. Nach vorläufigen Daten verzehrte jeder Deutsche dabei 2021 rund 9,7 kg Rindfleisch. Wie schon 2020 lagen die Absätze im Außer-Haus-Bereich unter den Werten vorangegangener Jahre. Gleichzeitig konnte insbesondere Rindfleisch einen deutlich höheren Absatz im Lebensmitteleinzelhandel erzielen. Insbesondere Hackfleisch in allen Varianten gehört dabei zu den aktuellen Trendprodukten. Dennoch wird für das Jahr 2022 ein leichtes Minus der verzehrten Rindfleischmenge auf 9,4 kg pro Kopf und Jahr erwartet. Die Zahl der Vegetarier und Flexitarier steigt, viele Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum und greifen zu fleischlosen Alternativen. Diese Entwicklung wird sich über kurz oder lang auch bei Rindfleisch bemerkbar machen. Zugleich sind genaue Prognosen aktuell sehr schwierig, weil insbesondere der Verlauf der Pandemie nicht abschätzbar ist.
Kleines Angebot ermöglicht steigende Preise
Das über weite Strecken des Jahres überschaubare Angebot ermöglichte den Erzeugern im laufenden Jahr ungewöhnlich hohe Preise. So wurden etwa für Jungbullen R3 im Jahresmittel rund 4,07 EUR/kg gezahlt, 14 % mehr als noch 2020. Ein ähnlicher Anstieg war auch im Handel mit Schlachtkühen zu verzeichnen. Zugleich stiegen zwar auch die Preise für Futtermittel sehr deutlich, dennoch konnten die Landwirte mit der Vermarktung von Schlachtrindern durchaus wirtschaftlich arbeiten. Obwohl die Preise dabei zuletzt unter Druck geraten sind, dürfte 2022 auf einem hohen Niveau starten. Zudem wird ein fortgesetzt begrenztes Angebot erwartet, weshalb das Preisniveau im kommenden Jahr ähnlich hoch oder sogar geringfügig höher ausfallen dürfte als noch 2021.
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Dr. Tim Koch
Bereichsleiter Fleischwirtschaft
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Autor von Fachbeiträgen zum Vieh- und Fleischmarkt, Referent auf Fachveranstaltungen, beste Kontakte zu Verarbeitern und Unternehmen des Fleischsektors.
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