Europa | Schweine | Marktversorgung

ASP – viele Fragen, wenig Antworten

21.09.2018 (AMI) – Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich im Süden Belgiens weiter aus und verstärkt die Angst der umliegenden Länder. Es gibt eine große Verunsicherung unter allen Marktbeteiligten, sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Fleischbranche.

Im Süden dominiert Freilandhaltung in kleinen Beständen

Der einzige Lichtblick ist, dass im Süden Belgiens relativ wenige Hausschweine gehalten werden, da die Intensivregionen im Norden des Landes sind. Man muss davon ausgehen, dass die Seuche in der dortigen Wildschweinpopulation weite Kreise gezogen hat. EU-Seuchenexperten vermuten ca. 400 bis 500 infizierte Wildschweine in der Region. Das versetzt auch die Nachbarländer in Alarmbereitschaft, da der Fundort der infizierten Tiere nur rund 20 km von der französischen und rund 60 km von der deutschen Grenze entfernt liegt. In die an die französischen und luxemburgischen Grenzen heranreichende Zone, die 14 Gemeinden der südlichen Provinz Luxemburg und 67 Schweinemastbetriebe umfasst, ist ab sofort nur noch Seuchenexperten und Sicherheitskräften der Zutritt erlaubt. Es gibt auf belgischer Seite viele Fragen und wenig Antworten. Unklar ist zum Beispiel, was mit den Freilandhaltungen passiert, die in diesem Gebiet weit verbreitet sind.

Exportsperren

Belgiens Schweinemäster und Schweinefleisch-Exporteure sind mit ersten Exportbeschränkungen aufgrund des Ausbruchs der ASP auf belgischem Territorium betroffen. Neun Nicht-EU-Staaten haben relativ schnell ein Einfuhrverbot für belgisches Schweinefleisch mit sofortiger Wirkung verhängt. Darunter befinden sich Südkorea, China, Taiwan, Weißrussland, Mexiko, die Philippinen und drei weitere Länder.

Auch Handel mit Ferkeln und Schweinen wird durcheinander gewirbelt

Abzusehen ist, dass von dem ASP-Ausbruch in Belgien nicht nur der Schweinemarkt im betroffenen Land, sondern in Gesamteuropa Schaden nimmt. Denn zum einen werden die belgischen Schweinefleischexporteure ihre Waren mit kräftigen Preiszugeständnissen nun komplett auf dem europäischen Binnenmarkt platzieren müssen. Bei einem Selbstversorgungsgrad von über 220 % hat das Land im vergangenen Jahr ohnehin schon 920.000 t Schweinefleisch sowie Fleisch- und Nebenerzeugnisse in den EU-Raum ausgeführt. Zum anderen gerät der ohnehin schwache EU-Ferkelmarkt weiter unter Druck, da Belgien eines der größten Ferkelimportländer der Gemeinschaft ist. Grenznahe Unternehmen, die belgischen Schweine zur Schlachtung in Deutschland orderten, haben zum Großteil die Bezüge aus dem Nachbarland kurzzeitig eingestellt.

Große Verunsicherung nun auch in Westeuropa

Die belgischen, französischen, luxemburgischen und deutschen Landwirte sind in höchster Alarmbereitschaft und müssen um eine Infektion in ihren Schweinmastbetrieben bangen. Es wird deutlich, dass der Mensch ein großes, wenn nicht sogar das größte Risiko bei der Verbreitung des Erregers darstellt. So können sich die Keime über weggeworfene, mit dem Erreger kontaminierte Lebensmittelreste leicht verbreiten und – wie hier mutmaßlich geschehen – ihren weiten Weg aus den bislang betroffenen Gebieten in Polen, der Ukraine oder Ungarn nach Belgien finden.

Wo steht Belgien im EU-Ranking? Wie ist die Branche strukturiert? Mit welchen Auswirkungen kann gerechnet werden?

Diese Antworten finden Sie in einer ausführlichen Spezialanalyse und weitere Fakten und Trends zu den verschiedenen Schlacht- und Nutztiermärkten sind im Markt aktuell Vieh und Fleisch. Oder besuchen Sie unser Markt Seminar Vieh und Fleisch am 6. November 2018 zum Thema „Gibt es neue Impulse für gesättigte Märkte?“. Erhalten Sie Einblicke in den Markt und diskutieren Sie mit Teilnehmern der gesamten Wertschöpfungskette.

Beitrag von Matthias Kohlmüller
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktversorgung

Die Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2024

25.04.2024 (AMI) – Nachdem die Bestände an Schlachtschweinen in den Vorjahren drastisch gesunken waren, konnte diese Entwicklung 2023 deutlich verlangsamt werden. Unter anderem wegen des geringen Angebotes an schlachtreifen Tieren im vergangenen Jahr wurden im Sommer Rekordpreise erreicht.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Kein Spielraum für Preisanpassungen am Schlachtschweinemarkt

24.04.2024 (AMI) – Der Markt für Schlachtschweine ist regional etwas ausgeglichener als in den Vorwochen, Überhänge werden nur noch sehr vereinzelt gemeldet. Dennoch fehlt es an echten Impulsen, weshalb die Schlachthöfe auch weiter Abschläge fordern.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugung

Schweinemast bleibt wirtschaftlich

24.04.2024 (AMI) – Die Schlachterlöse für Schweine haben sich im April auf dem zuvor erreichten hohen Preisniveau stabilisiert. Damit ist für die Mäster bei einer fast unveränderten Kostenstruktur ein auskömmliches Einkommen in der Schweinemast erreichbar.   Mehr