Deutschland | Bio-Geflügel | Haushaltsnachfrage

Analyse des Bio-Geflügelmarktes: Starkes Wachstum in der Nische

01.09.2017 (AMI) – Bei Bio-Geflügel gab es sowohl auf Produktions- als auch auf Nachfrageseite in den zurückliegenden Jahren Steigerungen. Dennoch bewegt sich der Markt noch auf Nischenniveau. Ein Grund dafür sind die hohen Ladenpreise: Verglichen mit der konventionell erzeugten Alternative kostet Biogeflügelfleisch oft das Zwei- bis Dreifache.

Um mehr Transparenz für die Märkte zu erzeugen, analysieren die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) und die Marktinfo Eier & Geflügel (MEG) seit September 2016 den Bio-Geflügelfleischmarkt Deutschlands. Die Untersuchung erfolgt im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). Erste Ergebnisse der Untersuchung liegen nun vor.

Produktionsvolumen erfasst

Nach umfangreichen Recherchen konnten offensichtlich so gut wie alle Schlachtungen von biologisch gehaltenen Hähnchen und Puten in Deutschland erfasst und die Schlachtunternehmen zum Bio-Geflügelmarkt befragt werden. Dabei zeigte sich, dass die Schlachtungen stärker auf wenige Unternehmen konzentriert sind, als zuvor angenommen. Insgesamt hat die Befragung 4,33 Mio. Hähnchen- und 657.000 Putenschlachtungen für 2016 erfasst. Das sind sogar 1 bzw. 3 % mehr, als die Daten der Kontrollstellen von 2015 angeben.

Mangelnde Distribution von Bio-Geflügel

Bei zahlreichen Gesprächen mit Branchenvertretern kristallisierte sich heraus, dass es eine große Wachstumschance für Bio-Geflügel gäbe, wenn der Handel bereit wäre mehr Bio-Geflügel zu listen. Noch wird Bio-Geflügel bei weitem nicht flächendeckend in allen Lebensmittelgeschäften angeboten.

Obwohl die Haushaltskäufe von Bio-Geflügelfleisch laut AMI-Auswertung der GfK-Haushaltspanels in den zurückliegenden Jahren deutlich stiegen, lag der Anteil an den Gesamtgeflügelkäufen 2016 erst bei 1,0 %. Zum Vergleich: Bio-Eier, die quasi überall angeboten werden, brachten es im gleichen Jahr auf einen Anteil von 12,1 %.

Um die Bedeutung des Bio-Geflügelfleischsektors zu vergrößern, müssten neue Käuferschichten gewonnen werden. Bei Bio-Geflügelfleisch war die Käuferreichweite 2016 mit 5,1 % im Vergleich zum konventionellen Sektor mit 86,3 % noch sehr gering.

Vermarktung ganzer Tiere ist eine Herausforderung

Bei den höheren Produktionskosten von Bio-Geflügel sollte möglichst das gesamte Tier zu Bio-Preisen vermarktet werden. Dies ist insbesondere bei den Puten eine Herausforderung, da hier der Fokus auf der Vermarktung von Teilstücken liegt. Die „Resteverwertung“ spielt für die Wirtschaftlichkeit jedoch eine große Rolle. Am Hähnchenmarkt gelingt die Vermarktung ganzer Tiere besser. Der Marktanteil der ganzen Bio-Schlachtkörper (20 %) ist signifikant größer als am konventionellen Markt (8 %).

Verbraucherpreise als Wachstumshemmnis

Im Laden kostet Bio-Geflügel in der Regel zwischen zwei und drei Mal mehr als konventionelles Geflügel. Das heißt: Wenn für ein Kilogramm frischer, konventioneller Hähnchenbrust wie im Mittel des Jahres 2016 etwa 7,00 EUR/kg auf Ladenstufe gezahlt werden müssen, dann wären es für das gleiche Produkt aus biologischer Erzeugung etwa 21,00 EUR/kg. Dies dürfte insbesondere finanzschwächere Verbraucher von stärkeren Bio-Geflügelkäufen abhalten.

Die Preisaufschläge bei Eiern sind auf Ladenstufe ebenfalls hoch, 2016 waren Bio-Eier 2,4 Mal so teuer wie Bodenhaltungseier. Dennoch fällt dieser Aufschlag pro Kaufakt weniger stark ins Gewicht, denn 10 Bio-Eier waren damit 2016 nur 1,80 EUR teurer als das Alternativprodukt aus der Bodenhaltung. Neben den hohen Preisen sind schwer zu bekommende Baugenehmigungen und fehlende Bio-Flächen weitere Wachstumshemmnisse am Bio-Geflügelmarkt

Importbedarf vorhanden

Werden alle Verbrauchskategorien summiert, ergibt sich eine Gesamtverbrauchsmenge in Deutschland von 17.900 t. Wird diese Menge der kalkulierten deutschen Erzeugung von 16.800 t gegenübergestellt, so ergibt sich ein Selbstversorgungsgrad von 94 %. Deutschland hat demnach in Teilbereichen des Marktes Importbedarf. Dieser dürfte sich insbesondere am Hähnchen- und Putenmarkt bemerkbar machen. Hauptlieferländer dafür sind Österreich und Frankreich.

Weitere Schritte geplant – Melder gesucht!

Etliche Marken-und Premiumprogramme am Geflügelmarkt stehen in Konkurrenz zum Bio-Geflügel. In den kommenden Wochen soll diese Sparte qualitativ analysiert werden.

Des Weiteren starten AMI und MEG mit einer Produzentenbefragung, dabei ist ein Einstieg in die kontinuierliche Marktberichterstattung geplant. Mästen Sie Bio-Geflügel und haben Sie ein Interesse an regelmäßigen Marktinformationen? Dann setzen Sie sich mit uns in Verbindung, wir sind sehr an Ihren Markteinschätzungen interessiert.

Beitrag von Diana Schaack
Marktexpertin Öko-Landbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Öko-Landbau | Strukturdaten

Erlöse mit Bio-Produkten 2021 zweistellig gewachsen

15.09.2022 (AMI) - Die Verkaufserlöse der Bio-Landwirte sind 2021 um 14 % auf 3,29 Mrd. EUR gestiegen. Vor allem höhere Preise, aber auch Flächenveränderungen trugen dazu bei. So wurde zum Beispiel mehr Speisegetreide als Futtergetreide angebaut. Die AMI stellt die aktuellen Strukturdaten für den Öko-Landbau vor.   Mehr

Deutschland | Bio-Milch | Angebot

Deutsche Bio-Milchanlieferung wächst um 2,6 Prozent

01.09.2022 (AMI) – Die Bio-Milchanlieferungsmenge in Deutschland war im ersten Halbjahr 2022 nach Milchstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) 2,6 % größer als im vorigen Jahr.   Mehr

Deutschland | Bio-Getreide | Angebot

Viel Bio-Dinkel, insgesamt aber weniger Bio-Getreide und -Leguminosen

23.08.2022 (AMI) – Die Bio-Getreideernte läuft in den letzten Zügen und kann damit deutlich früher abgeschlossen werden als in anderen Jahren. Allerdings war es in weiten Landesteilen viel zu trocken. Das verbessert die Qualitäten, also die Eiweiß- und Klebergehalte. Die Erntemengen dagegen fallen teils unterdurchschnittlich aus – insgesamt dennoch besser als erwartet.   Mehr

Deutschland | Bio-Milch | Erzeugerpreise

Bio-Preise nahe konventionellem Niveau

05.08.2022 (AMI) – Die Bio-Milcherzeuger haben im Juni nochmals einen merklichen Aufschlag erhalten. Dennoch fiel dieser nicht so hoch aus wie bei der konventionellen Schiene.   Mehr

Deutschland | Öko-Landbau | Haushaltsnachfrage

AMI on Tour – Die BIOFACH 2022 erstmals im Sommer

21.07.2022 (AMI) – Endlich kann sich die Bio-Branche wieder persönlich treffen. Auf der BIOFACH Summer Edition vom 26. - 29. Juli 2022 in Nürnberg wird wieder ein gemeinsamer Austausch vor Ort möglich sein. Der internationale Kongress zur BIOFACH 2022 beleuchtet die Zukunftstrends in der Nahrungsproduktion und bietet vielfältige Vorträge und Foren zu aktuellen Bio-Themen.   Mehr

Deutschland | Öko-Landbau | Strukturdaten

6 % mehr Bio-Fläche in Deutschland 2021

11.07.2022 (AMI) – Die deutsche Bio-Fläche ist 2021 um 100.000 ha oder knapp 6 % auf 1,8 Mio. ha gewachsen. Der Bio-Landbau erreicht damit einen Flächenanteil an der gesamten Landwirtschaftsfläche von 10,9 %. Bei den Bio-Betrieben liegt der Anteil bei 14 %, so die Ende Juni veröffentlichten Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).   Mehr

Deutschland | Bio-Rinder | Preise

Anhaltend hohes Niveau bei den Bio-Rinderpreisen

20.06.2022 Die Erzeugerpreis für Bio-Rinder verharren auf dem hohen Niveau, das sie seit den Preissprüngen am konventionellen Markt im Frühjahr erreicht haben. Höhere Preise werden auch im Lebensmittelhandel für Bio-Rindfleisch gefordert. Wie weit gehen die Verbraucher mit?   Mehr

Deutschland | Bio-Getreide | Markttrends

Konventionelle Getreidepreise nah an den Bio-Preisen

12.05.2022 (AMI) – „Biogetreide jetzt billiger als normales Getreide“ titelten verschiedene Agrarmagazine Ende April. Das war der Höhepunkt der Preissteigerungen an den konventionellen Börsen und löste heftige Diskussionen auch in der Bio-Branche aus.   Mehr

Deutschland | Öko-Landbau | Marktversorgung

Bio-Boom hielt 2021 an, aber wie geht es weiter?

23.03.2022 (AMI) – Im Jahr 2021 gaben die Verbraucher in Deutschland 5,8 % mehr Geld und damit insgesamt 15,87 Mrd. EUR für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus. Der Bio-Markt kann sich damit mehr als behaupten, und das vor dem Hintergrund des Rekordwachstums von 2020 und einem stagnierenden Gesamtmarkt für Lebensmittel.   Mehr

Deutschland | Bio-Gemüse | Strukturdaten

Neuer Rekordwert bei Bio-Gemüsefläche in Deutschland

18.03.2022 (AMI) – Die Anbaufläche von Bio-Gemüse im Freiland erreichte in Deutschland im Jahr 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes insgesamt 18.221 ha und verzeichnet damit erneut einen Rekord.   Mehr