Deutschland | Frische Lebensmittel | Haushaltsnachfrage

Der Lebensmitteleinkauf in der Pandemie

16.04.2021 (AMI) – Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen veränderten 2020 das Konsumverhalten der Verbraucher kräftig. Statt Kantine oder Restaurant hieß es besonders während der Lockdowns für viele Haushalte „Ran an den Herd!“.

Anders als während der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009, als der gesamte inländische Konsum die Wirtschaft stützte, gingen die privaten Konsumausgaben massiv zurück. Preisbereinigt sank der private Konsum um 6,1 % und damit so stark wie noch nie. Allerdings waren nicht alle Verwendungszwecke gleichermaßen von der Konsumzurückhaltung betroffen. Während die privaten Haushalte rund 6 % mehr für Nahrungsmittel und Getränke ausgaben als 2019, reduzierten sie den Konsum von Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen um ein Drittel.

Mehr Lebensmittel als zuvor wurden für den Verzehr zu Hause gekauft. Das zeigen die AMI Markt Charts „Der Lebensmitteleinkauf in der Pandemie“. Klassische Koch- und Bratartikel profitierten von dem veränderten Konsumverhalten am stärksten. Diese wurden nicht nur häufiger, sondern auch in größeren Mengen eingekauft. Denn nun musste die Familie wieder zu Hause mit Lebensmitteln versorgt werden. Insbesondere die warme Mahlzeit wurde vermehrt in den eigenen vier Wänden zubereitet. Das bedeutete zusätzlichen Bedarf an Nahrungsmitteln, der über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Fachgeschäfte und andere Einkaufsstätten gedeckt wurde.

Alle Geschäftstypen profitierten von der vermehrten Nachfrage nach frischen Lebensmitteln und verzeichneten höhere Verbraucherausgaben. Die Einkaufsstätten außerhalb des Lebensmitteleinzelhandels legten jedoch überdurchschnittlich zu. Der Online-Handel, die Fachgeschäfte sowie die Direktvermarktung wurden von den Verbrauchern vermehrt genutzt, um Lebensmittel einzukaufen.

Die privaten Haushalte fuhren offensichtlich ganz unterschiedliche Strategien während der Pandemie: Auf der einen Seite One-Stop-Shopping und E-Commerce, um der Gefahr einer Infektion zu begegnen. Auf der anderen Seite die Nutzung des Angebots von Direktvermarktern und Fachgeschäften, um den Wunsch nach Regionalität, Frische und Genuss in besonderer Weise nachzukommen und dabei auch noch die Unternehmen vor Ort zu unterstützen. Sie kauften dabei jedoch nicht nur mehr Lebensmittel, um einen höheren Bedarf zu decken. Das Einkaufsverhalten zeigte sich insgesamt wertiger.

Begünstigt wurde dies durch eine geringe Inflation. Die Verbraucherpreise in Deutschland erhöhten sich im Jahresdurchschnitt 2020 um 0,5 % gegenüber 2019. Die Senkung der Mehrwertsteuersätze im 2. Halbjahr dämpfte die Preisentwicklung zusätzlich. Modellrechnungen der AMI zeigen jedoch, dass die Preisentwicklung des im Jahr 2020 konsumierten Warenkorbs bis zu maximal 0,5 Prozentpunkten höher lag, als es die Inflationsmessung durch den Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes widerspiegelte.

Haben die Verbraucher in der Pandemie einfach nur mehr eingekauft? Oder wurden nachhaltige Produkte, gerne auch in Bio-Qualität, bevorzugt? Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Lebensmittelpreise? Antworten auf diese und weitere Fragen liefern Ihnen die AMI Markt Charts „Der Lebensmitteleinkauf in der Pandemie“. Nutzen Sie die Bestellmöglichkeiten im Shop und sichern Sie sich noch heute Ihren Zugang zum Expertenwissen.

Beitrag von Thomas Els
Marktexperte Verbraucherforschung

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Öko-Landbau | Haushaltsnachfrage

Bio-Ersatzprodukte – ein Trend mit Zukunft?

09.11.2023 (AMI) – Bio-Ersatzprodukte haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom auf dem deutschen Markt erfahren. Doch seit der wirtschaftlich instabilen Situation 2022 sinkt die private Nachfrage nach Bio-Produkten und Verbraucher reagieren sehr preissensibel. Sind von diesem Rückgang auch die pflanzlichen Bio-Ersatzprodukte betroffen?   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Verbraucherpreise

Lebensmittelteuerungsrate schwächt sich weiter ab

26.09.2023 (AMI) – Den siebten Monat in Folge verzeichnet die Teuerungsrate frischer Lebensmittel ein niedrigeres Niveau als noch im Monat zuvor.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Verbraucherpreise

Bio-Lebensmittel verteuern sich moderat

21.07.2023 (AMI) – Im ersten Halbjahr 2023 lagen die Verbraucherpreise für frische Lebensmittel, dem AMI-Frischeindex zufolge, 15,1 % über dem Vorjahresniveau.   Mehr

Deutschland | Frische Lebensmittel | Verbraucherpreise

Lebensmittelteuerungsrate ist weiter auf dem Rückzug

29.06.2023 (AMI) – Den vierten Monat in Folge schwächte sich nun das Preisniveau für frische Lebensmittel ab.   Mehr

Deutschland | Bio-Getreide | Haushaltsnachfrage

Verkäufe mit Bio-Brot weiterhin im Minus

22.06.2023 (AMI) – Bei Bio-Brot und -Backwaren zeichnen sich über die Jahre gesehen weitreichende Verschiebungen in den Essgewohnheiten ab. Das klassische Brot wird immer mehr und mehr von frischen Backwaren wie Brötchen oder Baguette eingeholt. Dabei kaufen die Haushalte immer häufiger abgepacktes Brot im LEH statt Frisches an der Theke, so die AMI-Analyse des GfK-Haushaltspanels.   Mehr

Europa | Öko-Gartenbau | Haushaltsnachfrage

Ende des starken Wachstums am Schweizer Bio-Markt

19.05.2023 (AMI) – Der Gesamtumsatz am Schweizer Bio-Markt ist im Jahr 2022 erstmals leicht rückläufig.   Mehr

Europa | Öko-Landbau | Haushaltsnachfrage

Europäischer Bio-Markt wächst auch 2021 weiter

09.03.2023 (AMI) – Die Europäer gaben 2021 3,8 % mehr Geld für Bio-Produkte aus als 2020. Das Wachstum hat sich nach dem Boom-Jahr 2020 wieder verlangsamt.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Haushaltsnachfrage

Milchprodukte 2022 weniger stark nachgefragt

10.02.2023 (AMI) – Die Nachfrage nach Milchprodukten ist 2022 gesunken. Die Entwicklungen am Produktmarkt seit Herbst 2021 und der Krieg in der Ukraine führten zu hohen Verbraucherpreisen.   Mehr

Deutschland | Gemüse | Haushaltsnachfrage

Möhren erobern die zweite Position zurück

07.02.2023 (AMI) – Nachdem die Pandemie die Gemüseeinkäufe zwei Jahre beflügelt hatte, erhielten sie 2022 durch die Inflation einen Dämpfer.   Mehr

Deutschland | Kartoffeln | Haushaltsnachfrage

Kartoffeleinkäufe um 7,3 % geschrumpft

07.02.2023 (AMI) – Im Jahr 2022 ging der Kartoffelabsatz um weitere 7,3 % zurück, nachdem schon 2021 immerhin 9,3 % verloren gingen.   Mehr