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Frühkartoffelmarkt auf den Kopf gestellt

08.08.2024 (AMI) – Die Saison begann vielversprechend, endet aber mit Überschüssen und einem enormen Preisverfall. Eine kräftige Anbauausdehnung wird zur Hypothek der Haupternte.

Die in diesem Jahr an den Verlauf der Frühkartoffelsaison gestellten Erwartungen wurden zumindest für die zweite Hälfte der Saison enttäuscht. Noch im Frühsommer sah die Vermarktung sehr vielversprechend aus.

Vorräte aus 2023 waren im Frühjahr zeitig erschöpft. Importe von Frühkartoffeln kamen weniger. Hiesige Frühkartoffeln hatten regional und phasenweise im Frühjahr ihre Probleme.

Im Mai suchten Kartoffelabpacker teils händeringend nach Kartoffeln. Importe waren früh geräumt. Für bestimmte Ketten mussten zunächst nicht ganz schalenfeste Kartoffeln geerntet werden. Es entstand ein Vermarktungsvorsprung und die Saison startete mit loser Ware so hochpreisig wie 2023.

Im Juli wurde der Kartoffelmarkt dann aber auf den Kopf gestellt. Bestes Wetter mit mehr Regen als in anderen Jahren sorgte bei nicht abgedeckte Frühkartoffelbestände und auch bei Beständen ohne Vorkeimung für eine rasante Entwickelung. An der Verwendung von angereiften Kartoffeln hielten viel fest. So entstand nach und nach ein deutlich nachfrageübersteigendes Angebot. Viele Kartoffelbestände, auch die der Haupternte, waren bis Anfang August viel früher vermarktungsfähig als man dies erwarten würde. Und es gab und gibt keine Absatzalternativen. Die Schäler oder Pommes-Fabriken warten auf ihre Vertragsware und mögliche Versandbestimmungen waren allesamt gleichermaßen gut mit Kartoffeln aus der Region versorgt.

Nach und nach verfielen die Preise und lagen dann Anfang August nahe an denen von 2022. Bald dürfte das Preisniveau nur noch halb so hoch wie im Vorjahr sein.

Man muss nicht aus den Umständen und Erfahrungen aus der Frühkartoffelzeit auf die Haupternte schließen. Da gibt es noch eine Reihe weiterer Faktoren, die bisher nicht ihre Wirkung entfalteten: Viel Nachbau mit Auflaufproblemen, Verluste durch Überschwemmungen in Bayern und eine fortwährende Behandlung gegen Krankheiten überall. Außerdem hellen viele Bestände frühzeitig auf, weil sich Nährstoffe im Boden verlagert haben. Früh abgereifte Bestände müssen länger lagern. Tun sie das im Feld drohen Qualitätseinbußen. Alle angeführten Hausseargumente werden aber womöglich durch die Flächenentwicklung in den Schatten gestellt. Alleine in Niedersachsen legte der Kartoffelanbau um 16 % zu.

Erntefortgang, Qualitäts- und Preisentwicklung bleiben in den kommenden Wochen spannende Themen – nicht nur in Deutschland, sondern überall in Westeuropa. Wer gut informiert sein will, um richtige Entscheidungen zu fällen, wird von der AMI zweimal die Woche mit Markt Aktuell Kartoffeln auf dem Laufenden gehalten.

Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln
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