Höhere Kosten neutralisieren den Erlösanstieg
Rückblickend haben in weiten Teilen die Schwankungen auf der Erlösseite die Liquidität in den Betrieben und damit die Wirtschaftlichkeit des Betriebszweiges Milchproduktion beeinflusst. Das hat sich auch mit dem Einzug der Milch ohne Gentechnik (oGt) nicht verändert. Ende 2021 lag der Anteil schätzungsweise bei rund zwei Drittel. Damit ist oGt-Milch in Deutschland zum Standard geworden. Da die Umstellung auf oGt-Milch in den Betrieben auch mit höheren Kosten verbunden ist, vor allem durch die teureren Eiweiß-Futtermittel, berücksichtigt die AMI dies in ihrer Modellrechnung zur Wirtschaftlichkeit in der Milchproduktion. Basierend auf den ermittelten Mengenanteilen der oGt-Milch erfolgt dies rückwirkend ab 2019.
Darüber hinaus sind zuletzt aber auch die übrigen Kosten in der Milchproduktion deutlich gestiegen. Betriebsmittel wie Diesel, Dünger, Energie und Futtermittel haben sich spürbar verteuert. Zudem haben die zunehmenden Anforderungen seitens der Gesellschaft und des Handels an die Produktion zu höheren Kosten geführt. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen zur Verbesserung von Umwelt- und Tierschutz, Tierwohl und Nachhaltigkeit auf den Betrieben.
Insgesamt bestenfalls ein Nullsummenspiel
Die
Erlöse in der Milchproduktion haben sich zwar im bisherigen Verlauf
von 2021 spürbar erholt. Neben den Erzeugerpreisen sind auch die
Erlöse für Schlachtkühe und Kälber gestiegen. Durch die höheren
Kosten hat sich die Marge zwischen den Erlösen und den variablen
Kosten aber aus Erzeugersicht kaum verbessert. Der Überschuss
zwischen Erlösen und variablen Kosten erreichte von Januar bis
September 2021 im Schnitt 590 EUR/Kuh. Das ist 14 % mehr
als im Vorjahr, das von der Corona-Delle im zweiten Quartal geprägt
war, und nahezu gleichauf mit dem Ergebnis von 2019.
Lage in den Betrieben bleibt angespannt
Aus der Marge zwischen den Erlösen und den variablen Kosten müssen auf den Betrieben allerdings noch die anfallenden Kosten für Arbeitserledigung sowie die Gebäude- und die sonstigen festen Kosten gedeckt werden. Diese fallen regional und in Abhängigkeit von der Betriebsstruktur sehr unterschiedlich aus. Hierbei spielt auch eine Rolle, ob Betriebe wachsen und dafür investiert haben oder in abgeschriebenen Gebäuden wirtschaften. Wenn zudem Lohn-Arbeitskräfte zum Einsatz kommen, erhöht dies die Kosten für die Milchproduktion in den Betrieben deutlich.
Vor diesem Hintergrund ist es den Betrieben kaum möglich, kostendeckend zu wirtschaften. Eine modellhafte Darstellung der AMI zur Vollkostenbetrachtung des Produktionszweiges Milcherzeugung zeigt, dass dies bereits rückblickend nur in Jahren mit hohen Milchpreisen möglich war. Und selbst das wird mit den höheren Belastungen durch den allgemeinen Kostenanstieg und den darüber hinaus vermehrten Forderungen an die Produktion in den Bereichen Tier- und Umweltschutz sowie Tierwohl und Nachhaltigkeit zusehends schwieriger, was den Strukturwandel bei den Milchviehbetrieben in Deutschland weiter beschleunigen dürfte.
Wie entwickelten sich Kosten und Erlöse im Detail? Wer waren die größten Abnehmer von Ware aus der EU-27? Lesen Sie dazu eine Analyse vom AMI Marktexperten Andreas Gorn im Markt aktuell Milchwirtschaft.
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