Deutschland | Obst | Strukturdaten

Deutsche Obsternte 2018 auf Rekordniveau

03.04.2019 (AMI) – Extremer könnten die Unterschiede zwischen den beiden Jahren kaum sein. Während die Obsternte in Deutschland 2017 durch Spätfröste auf das niedrigste Niveau der vergangenen zehn Jahre gedrückt wurde, erreichte die Erntemenge 2018 ein Rekordniveau. Dabei waren auch die Witterungsbedingungen im Sommer 2018 extrem und haben Erzeuger und Handel vor große Herausforderungen gestellt.

In Deutschland wurden 2018 insgesamt 1,56 Mio. t Obst geerntet. Das waren 84 % mehr als im Jahr zuvor. Allerdings ist das ein Vergleich der beiden extremsten Obstjahre der vergangenen Jahre. Mit 847.000 t war die Obsternte 2017 eine der kleinsten überhaupt. Mit der Obsternte 2018 wurde dagegen ein Rekord aufgestellt. Starke Trockenheit und Hitze führten von Mai bis September in vielen Teilen Deutschlands zu einer extremen Großwetterlage. Wachstum und Reife entwickelten sich deutlich schneller als in anderen Jahren. Angefangen bei Erdbeeren bis zu Zwetschen und anschließend auch bei Äpfeln und Birnen war das Erntefenster bei den einzelnen Sorten ungewöhnlich kurz. Teilweise überschnitten sich die Pflücktermine erheblich, so dass nicht jeder Strauch und Baum abgeerntet wurde. Dazu führte die größere Menge zu deutlich niedrigeren Preisen.

Auch europaweit brach die Obsternte 2018 alle bisherigen Ergebnisse. Dabei wird das Ergebnis wesentlich von einer großen Apfelernte beeinflusst. Auch die Ernte an Zitrusfrüchten erreichte nach dem schwachen Jahr 2017 wieder ein normales Niveau. Pfirsiche und Nektarinen wurden dagegen in kleineren Mengen geerntet. Insgesamt wurden in Europa 2018 rund 46,7 Mio.t Obst (inklusive Melonen) geerntet. Damit wurde das langjährige Mittel um 7 % übertroffen.

Keine weitere Steigerung der Obstimporte

Zwischen 2015 und 2017 hat Deutschland von Jahr zu Jahr mehr frisches Obst importiert. Diese Entwicklung hat sich 2018 nicht fortgesetzt. Nach vorläufigen Angaben wurden 5,28 Mio. t Obst importiert. Damit wurde der Rekordwert des Vorjahres um knapp 4 % verfehlt. Ausschlaggebend für die rückläufigen Frischobstimporte ist die schwächere Angebotslage bei einigen Obstarten innerhalb Europas. Das gilt vor allem für europäisches Kernobst, aber auch für Steinobst und einige Zitrusarten aus Südeuropa. Auch wenn das Spitzenniveau des Jahres 2017 verfehlt wird, handelt es sich immer noch um die zweithöchsten Frischobstimporte innerhalb der vergangenen zehn Jahre.

Apfelmarkt mit zwei Gesichtern

Der Apfelmarkt 2018 setzte sich aus zwei gänzlich unterschiedlichen Saisonhälften zusammen. Die infolge der Frostnächte kleine Erntemenge 2017 prägte den Markt im Frühjahr. Preise für Standardware im LEH von 2,99 EUR/kg waren keine Ausnahme. Die im Frühjahr einsetzende Überseeware knüpfte daran an. Und dann kam der schier nicht endende Sommer. Die Nachfrage stockte immer mehr. In den ersten Monaten des Jahres 2018 glichen höhere Preise den Mengenrückgang noch aus, dann aber bis zum Beginn der Saison 2018/19 nicht mehr. Die Apfelernte 2018 war mit 1,2 Mio. t Äpfeln doppelt so groß wie im Frostjahr 2017. Aufgrund des hohen Mengenaufkommens wurden letztlich nicht alle Äpfel geerntet. Auch in den Hausgärten und auf den Streuobstwiesen fiel die Ernte gegenüber 2017 wieder größer aus. Daher ließ die Nachfrage im Herbst zu wünschen übrig. Erst im November konnte über zahlreiche Aktionen der Absatz wieder angekurbelt werden. Das ging auf Kosten der Preise.

Strauchbeeren boomen weiter

Bei den Verbrauchern stehen Strauchbeeren weiterhin hoch im Kurs. Vor allem die Nachfrage nach Heidelbeeren und Himbeeren hat sich 2018 erneut dynamisch entwickelt. Die deutsche Produktion folgt dem Trend mit stetigen Flächenausweitungen. Noch stärker profitieren allerdings die Importe von dem Boom bei Strauchbeeren. Mit 42.300 t war die Strauchbeerenernte in Deutschland 2018 so groß wie nie zuvor. Zugelegt haben vor allem Johannisbeeren, Himbeeren und Stachelbeeren, während die Erntemenge bei Heidelbeeren witterungsbedingt hinter der des Vorjahres zurückgeblieben ist. Die Flächenentwicklung bei Heidelbeeren lässt für die kommenden Jahre steigende Erntemengen erwarten.

Mit rund 190.000 t haben Beerenfrüchte 2018 rund 4 % der gesamten deutschen Obstimporte ausgemacht. Die Erdbeere ist nach wie vor die Beere mit den größten Importmenge. Allerdings stagnieren ihre Zulieferungen. Ganz anders sieht es bei anderen Beeren aus. Bei vielen waren die Zulieferungen im Jahr 2018 so groß wie nie. Heidelbeeren, deren Anbau zuletzt weltweit zuletzt stark ausgeweitet wurde, kommen nicht nur vor der deutschen Saison, sondern auch im Herbst und Winter in immer größeren Mengen nach Deutschland. Allein 2018 stiegen die Heidelbeerimporte nochmals um 26 % auf rund 39.000 t. Spanien bleibt zwar wichtigster Heidelbeerlieferant vor Chile, innerhalb der vergangenen Jahre sind aber die Zulieferungen aus Peru oder Nordafrika stark gestiegen. Die Himbeere steht der Heidelbeere in nichts nach. Mit einer Importmenge von rund 34.000 t wurde das bisherige Spitzenergebnis aus dem Vorjahr nochmals um 15 % getoppt. Ausschlaggebend sind die immer stärkeren Lieferungen von der Iberischen Halbinsel.

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Beitrag von Michael Koch
Bereichsleiter Gartenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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