Europa | Vieh & Fleisch | Markttrends

Licht und Schatten im Eierskandal

16.08.2017 (AMI) – Pünktlich zum Sommerloch landet der Eierskandal um mit Fipronil verseuchte Eier in den Medien. Es gibt hierbei gewisse Analogien zu bisherigen Lebensmittelskandalen. Neben übertriebener Panikmache bis hin zu fehlender Transparenz in der Ursachenermittlung gibt es viele Facetten der Berichterstattung. Welche Analogien und Folgen lassen sich feststellen?

Was haben bisherige Skandale und der neue Eierskandal gemeinsam?
Kriminelle Händlermethoden

Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil in Desinfektionsmittel beigemischt, obwohl das Mittel für die Geflügelzucht verboten ist. Dieses Mittel soll seinen Ursprung wiederum in einer Chemiefabrik in Rumänien haben. Vermutlich über Belgien und die Niederlande gelangte dann die unerlaubte Anwendung des Desinfektionsmittels in Geflügelbetrieben vieler Länder. Mittlerweile ist von 17 Ländern die Rede, Hauptschwerpunkt die Niederlande. In Deutschland sind laut letztem Stand lediglich 5 Geflügelbetriebe gesperrt. Im Pferdefleischskandal orderte 2013 ein französisches Unternehmen über einen Händler in Zypern zu Rindfleisch umetikettiertes Pferdefleisch in Rumänien. Der Händler in Zypern wickelte wiederum den Deal über einen niederländischen Händler ab. Über eine luxemburgische Tochterfirma gelangten die mit Pferdefleisch hergestellten Produkte in etliche Länder Europas.

Die langwierigen Aufarbeitungen der Skandale enden oft in gegenseitigen Schuldzuweisungen und in zu milden Strafen

Erst vor Kurzem meldete SPIEGEL Online, dass europäische Ermittler einen internationalen Ring von mutmaßlichen Fleischbetrügern zerschlagen und insgesamt 66 Verdächtige festgenommen haben. Die Bande soll für den großen Pferdefleischskandal im Jahr 2013 verantwortlich sein. Der Kopf der Bande soll ein niederländischer Fleischhändler sein. Er wurde in Belgien festgenommen. Im jüngsten Eierskandal wird der schwarze Peter zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden, den drei am stärksten betroffenen Ländern, fleißig hin und her geschoben.

Nicht genug: Auch Bundesagrarminister Schmidt nutzt diese Phase um gegen Landesagrarminister Meyer (Niedersachsen) zu wettern, schließlich ist der Wahlkampf eingeläutet. Die Aufregung seitens der Politik ist immer groß, vor allem vor Wahlen. Last but not least lästern überschlaue landwirtschaftsfremde Gutmenschen wieder verstärkt gegen die Massentierhaltung, die sogar schon die trendige Abkürzung MTH hat. Die Liste der Lebensmittelskandale ist lang, offensichtlich schrecken die Strafen nicht vor kriminellen Machenschaften ab.

Viele Fragen und wenige Antworten

Verwunderlich ist, dass Fipronil bei Hunden und Katzen erlaubt ist und bei Hühnern verboten ist. Welche Übertragungen sind beim heutigen Umgang mit Haustieren möglich? Ein Erwachsener müsste zudem täglich 9 Eier pro Tag essen, um etwas zu merken. Betroffene Geflügelbetriebe müssen nun sehen, wie sie mit den Schäden klarkommen. Eigentlich sind die niedersächsischen Landwirte auch Opfer von dem vermutlichen rumänischen Chemie-Unternehmen.

Doch wer trägt den Schaden? Die betroffenen Unternehmen stehen zudem vor der großen Frage, wie und wann man wieder frei wird von den unerlaubten Rückständen. Außenstehende sind zum Schluss auch sehr verwundert, warum auf die unerlaubten Substanzen flächendeckend nicht schon früher untersucht wurde. Wenn VW auch Eier produzieren würde, hätten wir vielleicht erst im nächsten Jahrzehnt davon gehört.

Warum bezieht Deutschland so viele Eier aus den Niederlanden?

Jedes fünfte Ei im Lebensmitteleinzelhandel hatte bisher den Stempelaufdruck NL. Während Deutschland mit dem Vorpreschen beim Verbot der Käfighaltung und des Schnäbelkürzens die Legehennenhaltung erfolgreich immer mehr in die Defensive gedrängt haben, legten andere Länder zu. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland liegt mittlerweile unter 70 %.

Wer profitiert?

In den vergangenen Wochen hat die erzeugernahe Vermarktung einen starken Nachfrageschub bekommen, sprich Direktvermarkter, Hofläden, Wochenmärkte und Landwirte vor Ort. Die Eierpreise sind innerhalb kurzer Zeit für deutsche Ware um 20 % gestiegen. Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend anhält. Sicher ist das nicht, da es sich auch oft gezeigt hat, dass Verbraucher auch wieder schnell vergessen, wenn der Medientrubel abreißt.

Sie möchten mehr über die weitere Entwicklung an den Märkten für Vieh und Fleisch, Getreide, Milch und Milchprodukte und zum Verbraucherverhalten wissen? Dann melden Sie sich zum AMI Markt Seminar Kompakt an. Die AMI Marktanalysten Matthias Kohlmüller, Wienke von Schenck, Andreas Gorn und Thomas Els liefern einen fundierten Einblick in die Marktmechanismen.
Gewinnen Sie am 12. September 2017 einen zuverlässigen Überblick über die preisbeeinflussenden Faktoren und melden Sie sich jetzt online an.

Beitrag von Matthias Kohlmüller
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück
Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im August etwas schwächer

28.08.2023 (AMI) – Im August gab der Agrarrohstoffindex nach einem Plus im Vormonat wieder nach. Insgesamt erreichte der Index 172,0 Punkte, ein Minus von 1,0 % gegenüber Vormonat. Besonders die Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Raps gaben nach, während die Preise für Brotgetreide sowie Braugerste zulegten.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex dreht ins Plus

28.07.2023 (AMI) – Der Index für deutsche Agrarrohstoffe beendet nach 6 Monaten seinen Abwärtstrend. Gegenüber Vormonat legte dieser nach Berechnungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (mbH) im Juli um 0,6 % auf 173,7 Punkte zu. Besonders die Erzeugerpreise für Raps und Braugerste tendieren fester. Die Preise für Milch und Schlachtrinder geben nach.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Erzeugerpreise geben nach

30.06.2023 (AMI) – Der Index für deutsche Agrarrohstoffe verzeichnete im Juni 23 ein erneutes Minus und erreichte 172,2 Punkte. Das entspricht einem Minus von 1,2 % gegenüber Vormonat. Besonders die Erzeugerpreise für Milch sowie Schlachtvieh tendierten schwächer, während sich die Forderungen für Mais, Raps und Schweine befestigten.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Erzeugerpreise unter Druck

26.05.2023 (AMI) – Der Index für deutsche Agrarrohstoffe war auch im Mai rückläufig und erreichte 173,7 Punkte. Damit verzeichnete der Index nicht nur ein Minus von 3,6 % gegenüber Vormonat, sondern gab auch zum siebten Mal in Folge nach. Besonders die Erzeugerpreise für Raps und Getreide tendierten schwächer.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex gibt weiter nach

28.04.2023 (AMI) – Mit 180 Punkten verzeichnet der AMI-Rohstoffindex im Vergleich zum Vormonat ein Minus von rund 4,1 % und den sechsten Rückgang in Folge. Die Erzeugerpreise für Agrarrohstoffe tendierten im April auf breiter Front schwächer. Lediglich Schlachtschweine befestigten sich.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex verzeichnet im März erneutes Minus

31.03.2023 (AMI) – Mit 187 Punkten verzeichnet der AMI-Rohstoffindex ein Minus von rund 4,8 % im Vergleich zum Vormonat und den fünften monatlichen Rückgang in Folge. Während die Preise für Getreide, Raps und Milch durchweg schwächer tendierten, konnten sich die Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Kühe befestigen.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Erzeugerpreise für Agrarerzeugnisse geben nach

24.02.2023 (AMI) – Abgesehen von den Preisen für Schlachtschweine und Kühe tendierten die Erzeugerpreise im Februar durchweg schwächer. Mit 196 Punkten verzeichnet der AMI-Rohstoffindex ein Minus von rund 3 % im Vergleich zum Vormonat und den vierten monatlichen Rückgang in Folge.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex startet mit Flaute in das Jahr 2023

27.01.2023 (AMI) – Mit rund 203 Punkten verzeichnet der deutsche Agrarrohstoffindex ein Minus von 2,0 % im Vergleich zum Vormonat, ist aber immer noch 23 % über dem Vorjahresmonat. Die leichte Befestigung der Preise für Schlachtvieh konnten die Rückgänge bei Milch und Molkereiprodukten sowie Getreide nur dämpfen.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex verzeichnet Minus zum Jahresende

27.12.2022 (AMI) – Im Dezember gab der Index für deutsche Agrarrohstoffe nach. Mit 206,2 Punkten lag dieser rund 2,2 % niedriger als im vorangegangenen Monat. Abgesehen von den Preisen für Schlachtschweine, tendierten die Erzeugerpreise durchweg schwächer.   Mehr

Welt | Agrarrohstoffe | Index

Agrarrohstoffpreise 2022 auf Rekordhoch

12.12.2022 (AMI) – Bereits das Jahr 2021 war von Preisrekorden gekennzeichnet, diese wurden 2022 aber nochmal um ein Vielfaches übertroffen.   Mehr