Deutschland | Frühkartoffeln | Marktversorgung

Auf und ab am Frühkartoffelmarkt

09.06.2020 (AMI) – Auch 2020 sind die Markteinflüsse auf den Frühkartoffelmarkt wieder vielfältig. Kurz vor Beginn der Vermarktung deutscher Ware über den LEH ändern sich Einschätzungen schon wieder. Zur richtigen Einordnung ist ein gutes Faktenfundament nötig. Das liefern die AMI Markt Charts zum Speisefrühkartoffelmarkt 2020.

In den vergangenen Wochen und Monaten ging es am Markt für Speisefrühkartoffeln mit den Erwartungen hin und her. Zunächst liefen die Geschäfte wie üblich Anfang Februar ganz gemütlich an. Dann überraschte ein Nachfrageboom das Kartoffelgeschäft, als viele Verbraucher wegen der Corona-Pandemie deutlich mehr zu Hause speisten. Das ließ vor allem die Importeure von Frühkartoffeln aus Ägypten aufhorchen. Allerdings zeigte sich, dass im April die gesteigerte Nachfrage nur der Lagerware zu Gute kam und das Frühkartoffelgeschäft sogar schwächer als im allerdings sehr guten Vorjahr lief. Im Mai ging es dann mit dem Absatz von Frühkartoffeln bergauf. Die Programmware wurde flott geräumt. Allerdings hatte die rege Nachfrage offensichtlich auch Kartoffeln angelockt, die niemand haben wollte und die über die Niederlande zu sehr niedrigen Preisen zu haben waren. Speziell in Ägypten gab es dafür diese Saison ein größeres Reservoir. Die aus Israel etwas verspätet eingetroffenen Frühkartoffeln hatten vor allem im festkochenden Segment ab der zweiten Maihälfte so ihre Probleme.

In Spanien hat das Wetter Ende April einiges durcheinandergebracht. Nässe und Kälte haben die Abreife verzögert und gepaart mit Hitze Anfang Mai zu Qualitätsproblemen geführt. Frühe Programme liefen recht gut, dann ging es holprig weiter, bis dann zuletzt aber eine gute Nachfrage für eine rasche Angebotsräumung sorgte. Nur die Preise blieben zwischenzeitlich sozusagen auf der Strecke.

In Deutschland nehmen Frühkartoffeln eine weitgehend unveränderte Fläche gegenüber dem Vorjahr ein. Die Auspflanzungen waren nicht sonderlich früh, der April brachte die Kulturen mit Wärme und sehr viel Sonne voran, bevor eine kalte erste Maihälfte die Entwicklung wieder ins Stocken brachte. Die Vermarktung von Sackware läuft seit Anfang Mai äußerst lebhaft. Inzwischen wurde im Südwesten, und zeitversetzt im Norden mit der Reifeförderung begonnen, um in der letzten Junidekade nennenswerte Mengen Frühkartoffeln zur Verfügung zu haben. Aufgrund der Witterungsverhältnisse und einiger Strukturprobleme werden meist keine sehr großen Erträge erwartet.

Wenn nun die Frühkartoffelimporte mit dem Schwung der immer noch größeren In-Home-Verpflegung der Verbraucher zügig geräumt werden, könnte der Markt in 10 Tagen wieder vor einem Wendepunkt stehen. Vor allem, wenn das bisherige Niederschlagsdefizit nicht ausgeglichen wird. Der jüngste Regen hat die Kulturen allenfalls gut erfrischt.

Wende am Frittenrohstoffmarkt

Beim Frittenrohstoff hat die Dürre längst zu einer Wende am Markt geführt. Es wird wieder etwas freie Ware aus dem Lager gekauft. Sowohl am Niederrhein als auch im Westen Niedersachsens und erst recht in Flandern, Belgien, sieht es nicht nach einer frühen Ernte aus. Zudem haben die meistens nicht unter künstlicher Beregnung stehenden Flächen in Belgien seit der Vorwoche kaum Regen abgekommen. Bisher herrschte die Vermutung, sogenannte Doppelnutzungssorten könnten im Juli den Speisekartoffelmarkt massiv stören, weil die Verarbeiter nichts brauchen. Jetzt gilt es wohl erst einmal abzuwarten, was sich auf den Äckern noch so tut.

Der Frühkartoffelmarkt ist sehr facettenreich. Um hier den Überblick zu behalten, ist ein ordentliches Fundament an Fakten aus sehr verschiedenen Bereichen nötig. Das fängt bei den Verhältnissen in den Frühkartoffellieferländern rund ums Mittelmeer an. Wer verfügt über welches Potential? Wie haben sich die Ernteverhältnisse diese Saison entwickelt? Die Frage nach der Hypothek von Kartoffeln aus der Vorjahresernte ist ebenso wichtig, wie die Nachfrageentwicklungen. Letztere haben diese Saison eine ganz besondere Dynamik. Die Markt Charts zum Speisefrühkartoffelmarkt 2020 der AMI bieten alle relevanten Informationen, wobei das Faktenwissen in den Marktcharts durch Erklärfolien in einen übersichtlichen Zusammenhang gebracht wird.

Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Butter | Nachfrage

Rege Nachfrage nach Butter

15.02.2024 (AMI) – Die Abrufe von Formbutter verliefen Mitte Februar, bei stabilen Preisen, auf einem saisonüblichen Niveau. Am Markt für Blockbutter kam es zu einer Belebung des Geschäftsverlaufes.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinepreis steigt weiter

14.02.2024 (AMI) – Das Angebot an Schlachtschweinen fällt in der laufenden Woche mehrheitlich kleiner aus, der Bedarf der Schlachtunternehmen kann kaum gedeckt werden. Dabei werden Tiere zurückgehalten, viele Mäster hoffen auf weiter steigende Preise.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Sojabohnenkurse unter Druck

14.02.2024 (AMI) – Bessere Witterungsbedingungen in den argentinischen und brasilianischen Anbaugebieten sowie die Aussicht auf ein großes globales Angebot in der laufenden Saison haben die Kurse in Chicago deutlich unter Druck gesetzt.   Mehr

Europa | Getreide | Marktprognose

Exporte der Ukraine lasten auf Weizen- und Maispreisen

12.02.2024 (AMI) – Seit Ende 2023 laufen die Getreideexporte der Ukraine recht problemlos. Dadurch könnten 2023/24 noch mehr Weizen und Mais exportiert werden als bislang erwartet. Viel Ware geht vor allem in die EU und nach Nordafrika. Das setzt die Weizen- und Maispreise zusätzlich unter Druck.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Erzeugung

USA: Milchanlieferung nahezu auf Vorjahresniveau

09.02.2024 (AMI) – Im Jahr 2023 lieferten die Landwirte in den USA in etwa so viel Milch an die Molkereien wie im Vorjahr. Der angediente Rohstoff wurde dabei hauptsächlich in die Käseproduktion gelenkt, welche im Jahr 2023 leicht ausgebaut wurde.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Chicago: Mais verliert, Weizen gewinnt

08.02.2024 (AMI) – Während die Maisnotierungen aufgrund günstiger Vegetationsbedingungen in Argentinien und schwacher US-Exporte nachgaben, legten die Weizennotierungen zu, da die Marktteilnehmer im Vorfeld der Veröffentlichung mehrerer Berichte ihre Positionen anpassten.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Betriebsstruktur

Liquidität auf Milchviehbetrieben sinkt 2023

08.02.2024 (AMI) – Das Jahr 2023 war für die Milchviehhalter in Deutschland ein durchwachsenes. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich nach einer Modellrechnung der AMI die Marge aus Erlösen und variablen Kosten um rund ein Drittel reduziert.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Angebot

Milchmengen steigen saisonal leicht an

08.02.2024 (AMI) – Trotz saisonal steigender Anlieferungsmengen, erfassten die deutschen Molkereien Ende Januar nach wie vor weniger Milch als ein Jahr zuvor. Am Markt für Magermilchkonzentrat und Magermilch standen sich Angebot und Nachfrage relativ ausgeglichen gegenüber, bei Industrierahm stellte sich die Lage uneinheitlich dar.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schweinepreis zieht an

07.02.2024 (AMI) – Bundesweit wird von einem deutlich rückläufigen Angebot an Schlachtschweinen berichtet, während die Nachfrage gleichzeitig flott ist. Teilweise werden zwar auch Tiere in Erwartung steigender Preise zurückgehalten, dennoch wird für die kommenden Wochen mit anhaltend kleinen Mengen gerechnet.   Mehr

Europa | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Paris: Rapskurs schwächer

07.02.2024 (AMI) – Der neue Fronttermin Mai 24 für Raps rutschte an der Börse in Paris kurzzeitig auf ein 3-Monatstief. Druck kommt weiterhin von einem reichlichen Ölsaatenangebot.   Mehr