Deutschland | Schweine | Marktprognose

Turbulentes Jahr an den Schlachtviehmärkten

22.12.2020 (AMI) – Wie in so vielen anderen Branchen war das Jahr 2020 auch im Handel mit Schlachttieren sehr ungewöhnlich und stellte die Marktteilnehmer immer wieder vor neue und große Herausforderungen.

Bei den Schweinepreisen folgte auf das Rekordhoch im Frühjahr ein tiefer Fall, auch im Handel mit Schlachtkühen mussten die Erzeuger mit wiederholten und deutlichen Abschlägen leben. Noch immer ist die Lage in vielen Bereichen sehr angespannt, ab wann im kommenden Jahr mit einer Entspannung zu rechnen ist bleibt unsicher.

Preisverfall und Absatzprobleme bei den Schlachtschweinen

Zu Beginn des Jahres 2020 hofften die Erzeuger noch auf hohe Preise und flotte Absätze im Handel mit Schlachtschweinen. Bis in den März hinein lag die Preisempfehlung auf Rekordkurs, dann allerdings kam es zu einer Trendwende. Der Fleischabsatz wurde durch die Corona-Pandemie ausgebremst, gleichzeitig sorgten reduzierte Schlachtkapazitäten aufgrund von Corona-Fällen in mehreren Schlachthöfen für große Überhänge. Schlussendlich gab es in Brandenburg den ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest und damit einen Exportstopp in Drittländer. Die Folge dieser Entwicklungen waren wiederholte Preiseinbrüche und eine enorm schwierige Situation für die gesamte Branche. Auch zum Jahresende gibt es nach wie vor enorme Überhänge, mit einer Preisempfehlung von 1,19 EUR/kg liegt der Preis auf dem tiefsten Niveau seit vielen Jahren. Mit einem Durchschnittspreis von 1,60 EUR/kg für Tiere der Handelsklasse E liegt der Preis über das gesamte Jahr gesehen dennoch „nur“ rund 14 Ct/kg unter den Werten des Vorjahres.

Inzwischen hoffen viele Marktteilnehmer aber auf eine Entspannung im kommenden Jahr. Einerseits werden uns die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest auch 2021 begleiten. Andererseits ist spätestens ab dem zweiten Quartal von einem deutlich geringeren Angebot an Schlachtschweinen auszugehen. Die Importe an Ferkeln und Schlachtschweinen nahmen zuletzt ab, gleichzeitig deuten umfangreiche Sauenschlachtungen auf einen deutlichen Rückgang der heimischen Produktion hin. Aktuelle Schätzungen gehen von einem Minus der Bruttoeigenerzeugung von mehr als 10 % aus, was der mit Abstand stärkste Rückgang der vergangenen Jahre wäre. Auch der Pro-Kopf-Verzehr wird weiter schrumpfen, wenn wohl auch nicht mehr in dem Maße wie 2020. Dementsprechend erscheint spätestens im Frühjahr eine festere Preisentwicklung realistisch, insofern die Schlachtkapazitäten nicht durch Hygiene-Maßnahmen eingeschränkt sind.

Schlachtrindermarkt schrumpft weiter

Das Angebot an Schlachtrindern schrumpfte 2020 weiter, dennoch gestaltete sich die Vermarktung häufig schwierig. Gerade bei den Schlachtkühen führten fehlende Schlachtkapazitäten wiederholt zu einem starken Preisverfall, das Vorjahresniveau wurde deutlich unterschritten. Zugleich hat die erzeugte Fleischmenge 2020 noch einmal deutlich abgenommen, gegenüber dem Vorjahr nahm die Nettoerzeugung von Rindfleisch um rund 2,7 % ab. Auch der Verzehr schrumpfte spürbar, der eingeschränkte Außer-Haus-Verzehr machte sich gerade bei Rindfleisch sehr stark bemerkbar.

Für 2021 wird ein Rückgang der deutschlandweiten Rindfleischerzeugung erwartet, aktuelle Prognosen gehen von einer Nettoerzeugung von rund 1,07 Mio. t aus. Wie schon in den vergangenen Jahren schrumpft die Zahl der gehaltenen Rinder erneut, das Angebot ist entsprechend begrenzt. Zugleich ist mit einem ähnlichen Pro-Kopf-Verzehr wie 2020 zu rechnen, womit jeder Deutsche rund 9,4 kg Rindfleisch pro Jahr verzehrt. Gerade in diesem Bereich hängt aber viel von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Erst wenn der Außer-Haus-Verzehr wieder zu gewohntem Umfang zurückkehrt sollte sich die Lage hier normalisieren. Die Erzeugerpreise dürften 2021 auf sehr niedrigem Niveau beginnen, im weiteren Jahresverlauf besteht aber Hoffnung auf deutliche Anstiege. Entsprechend müssten diese im Jahresmittel etwas höher ausfallen als zuletzt. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass wirklich hohe Preise erzielt werden.

Wollen Sie mehr zu den deutschen Schlachtviehmärkten wissen? Interessieren Sie sich für die weltweite Erzeugung von Schweinefleisch oder andere für den Fleisch- und Nutztierhandel relevante Themen? Dann nutzen Sie unseren Online-Dienst Markt aktuell Vieh und Fleisch und bleiben sie stets informiert.


Beitrag von Dr. Tim Koch
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Frühkartoffeln | Marktversorgung

Hochspannung am Frühkartoffelmarkt

27.05.2024 (AMI) – Die Versorgungslage mit Speisefrühkartoffeln ist erneut prekär. Wie das kam und was es für die kommenden Wochen bedeutet, beleuchtet die AMI-Chartsammlung „Fakten und Trends zum Speisefrühkartoffelmarkt“.   Mehr

Welt | Getreide | Angebot

Russlands Ernteschätzungen schrumpfen

24.05.2024 (AMI) – Auswinterungsschäden aufgrund von spätem Frost sowie unzureichende Niederschläge in wichtigen Weizenanbaugebieten drücken die Erntewartungen in Russland. Als wichtigster Anbieter am Weltmarkt führt das auf der einen Seite zur Beunruhigung, auf der anderen Seite wittern andere Exportländer wie die EU, die USA oder Kanada steigende Chancen.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Bangen um das Weizenangebot 2024/25

23.05.2024 (AMI) – An den Wettermärkten geht es aktuell richtig heiß her, so dass den bislang steigenden europäischen Weizenkursen stürmische Zeiten bevorstehen.   Mehr

Europa | Rohmilch | Erzeugerpreise

Auszahlungsleistung in der EU-27 gesunken

23.05.2024 (AMI) – Die Milcherzeugerpreise in der EU-27 gaben im ersten Quartal 2024, gegenüber dem Vorjahreszeitraum, deutlich nach.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Anlieferung

Milchanlieferung mit Schwankungen

23.05.2024 (AMI) – Die Milchanlieferung in Deutschland nahm zuletzt weiter zu. Insgesamt stand den Molkereien im ersten Quartal dieses Jahres jedoch weniger Milch zur Verfügung als im Vorjahreszeitraum.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Nachfrage

Preise für Milchpulver legen zu

23.05.2024 (AMI) – Die Märkte für Milchpulver in Lebensmittelqualität präsentierten sich Mitte Mai in festerer Verfassung als in den Wochen zuvor. Futtermittelware wurde nach wie vor ruhig gehandelt. Die Preise legten leicht zu, unter anderem auch aufgrund der anziehenden Preise für Fett und Eiweiß.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Ausgeglichener Schlachtschweinemarkt

22.05.2024 (AMI) – Nach Pfingsten präsentiert sich die Schlachtschweinemarkt überwiegend ausgeglichen. Trotz der fehlenden Schlachttage gibt es allenfalls regional kleinere Überhänge, die aber zügig abgebaut werden dürften.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Wetterkapriolen in Südamerika stützen US-Sojakurse

22.05.2024 (AMI) – Die Überschwemmungen in Brasilien und die Hitze in Argentinien bleiben im Fokus und stützen den Sojamarkt. Schwache US-Verarbeitungsdaten und eine schnelle Aussaat begrenzen die Gewinne.   Mehr

Europa | Schweine | Tierbestand

Mehr Schweine in Dänemark gehalten

22.05.2024 (AMI) – Dänische Landwirte hielten zum Stichtag 1. April 2024 deutlich höhere Schweinezahlen als bei der Vorjahreszählung. Das ergab die aktuelle Viehzählung, die stichprobenartig in 1.700 Betrieben erhoben wurde.   Mehr

Europa | Raps | Marktprognose

Frankreich bleibt wichtigster Rapserzeuger der EU-27

21.05.2024 (AMI) – Minustemperaturen und reichliche Niederschläge schüren aktuell in weiten Teilen der EU-27 die Sorge um deutliche Ertragseinbußen zur Ernte.   Mehr