Deutschland | Futtermittel | Preise

Steiler Anstieg der Mischfutterpreise

15.08.2018 (AMI) – Kaum Raufutter und zusätzlich knappes Getreideangebot lassen die Forderungen für Mischfutter kräftig steigen, da kann selbst preisgünstigeres Sojaschrot nicht für Entlastung sorgen, zumal Rapsschrot ebenfalls teurer geworden ist. Vor allem im Milchviehsektor sind die Futterpreise kräftig gestiegen, was die Betriebe mit Bestandsabbau quittierten.

Die prekäre Versorgung mit Raufutter und das knappe Getreideangebot bestimmen den Futtermarkt in Deutschland. Die Schaffung von Futterbörsen erleichtert etwas die Beschaffung von Raufutter in den Regionen, aber wo nichts ist, kann auch nichts vermarktet werden. Gleichzeitig ist auch Getreide knapp. Die geringere Ernte in Deutschland und bei vielen unserer EU-Nachbarländer lassen die Preise kräftig steigen. Darauf reagieren auch die Mischfutterpreise, selbst wenn Sojaschrot sogar etwas günstiger geworden ist als noch vor einem Monat. Allerdings ist Rapsschrot vergleichsweise teuer. Im August 2018 haben die Mischfutterhersteller und -verkäufer ihre Forderungen im Schnitt um 5 % und damit vergleichsweise stark angehoben. Das ist für diese Jahreszeit ein sehr untypischer Preisverlauf und der Knappheit der Rohstoffe geschuldet. Ausnahmen gibt es keine.

Details über den Preisverlauf und die Mengentwicklung auf dem Mischfutter- und Komponentenmarkt haben wir für Sie in den AMI Markt Charts Futtermittelmarkt in Deutschland kompakt zusammengestellt. Neben einer Bewertung der aktuellen Situation erhalten Sie einen Ausblick auf die weitere Markentwicklung.

Regional katastrophale Raufutterversorgung

Bis auf einzelne Regionen ist die Raufutterernte 2018 in Deutschland vertrocknet. Dabei wird vereinzelt von Totalausfall berichtet, aber so viele Grünfutterbetriebe es gibt, so viele unterschiedliche Ertragsergebnisse kursieren. Zahlen gibt es vorerst nicht, für Ende August hat die Regierung ihren offiziellen Erntebericht avisiert, aber der aktuelle Aufwuchsstatus des EU-Prognosedienstes MARS zeigt sehr eindeutig, wo es an Biomasse fehlt.

Und die Märkte reagieren typisch – das bisschen, was geerntet wurde, wird zurückgehalten, die Preise steigen und steigen; Grassilage in Niedersachsen in 5 Wochen um 13 %. Milchviehbetriebe reagieren mit Bestandsabbau und stehen vor einem überschwemmten Schlachtkühemarkt. Ihre Schlachtrinder haben innerhalb von 4 Wochen 11 % an Wert verloren.

Auf der anderen Seite steigen die Ausgaben und das Futter wird knapp. Noch wird in vielen Betrieben Raufutter der Ernte 2017 gefüttert, aber Ende August, vielleicht sogar erst im September, dürfte damit Schluss sein. Dann müsste Silomais die Lücken füllen. Aber der wächst in vielen Regionen seit Wochen nicht mehr. Wo kommt das Futter dann her? Die gelockerten Bestimmungen bringen da nur kleine Abhilfe. In den stark von Dürre betroffenen Regionen bringt das Abweiden von ökologischen Vorrangfläche nur wenig – da steht ja auch nichts. Und Biokühe dürfen jetzt in drei Bundesländern auch mit konventionellem Futter versorgt werden ohne ihren Biostatus zu verlieren. Diese Milch wird als Biomilch entlohnt, fließt aber in den Tank mit der konventionellen, so erste Molkereiangaben.

Raufutter hat sich stark verteuert

Es fehlt im Norden und Osten massiv an Grundfutter, mit Abbau der Bestände wird der Bedarf heruntergeregelt. Es werden in den kommenden Wochen wohl weitere Transportwege in Kauf genommen werden müssen, um an Ware zu kommen. Momentan kommt Heu und Stroh aus Tschechien, wahrscheinlich auch aus Polen. Gleichzeitig ziehen die niederländischen Veredelungsbetriebe Grundfutter aus Nordrhein-Westfalen ab. Dabei spielt der Preise keine Rolle und auch die zumeist schlecht versorgten Reitbetriebe in Deutschland kaufen zu jedem Preis. Mit der absehbar geringen Ernte in Mittel-, Nord- und Ostdeutschland wird auch der Wettbewerb um Maissilage härter, denn Biogasanlagenbetreiber haben finanziell einen größeren Spielraum als Milchviehhalter. In den kommenden Wochen werden die Mischfutter- und Raufutterpreise weiter steigen. Der Gehalt von Rohfaser wird bei Futterkomponenten wieder in den Vordergrund rücken.

Für Heu in Großballen müssen 110 bis 160 EUR/t gezahlt werden. Damit ist es rund ein Viertel teurer als im Vorjahresmonat und die Preise erreichen ein 3-Jahreshoch. Für Stroh sind die Forderungen nicht so stark gestiegen, hier ist das Angebot teils auch noch nachfrageübersteigend. Dennoch ist Stroh verhältnismäßig teuer, kostete es zuletzt doch vor 5,5 Jahren so viel wie aktuell.

Die Trockenschäden im Mais, die in allen Bundesländern sichtbar sind, im Norden und Osten allerdings deutlich häufiger als im Westen und Süden, lassen wenig Hoffnung auf eine mittelmäßige Silomaisernte. Das treibt schon jetzt die Nachfrage kräftig nach oben, denn nicht nur den Kühen fehlt das Futter auch den Biogasanlagen. Maissilage kostet im Bundesdurchschnitt noch 41,50 EUR/t, was sich allerdings in den kommenden Monaten noch nach oben hin ändern dürfte. Mais als stehender Bestand kostet derzeit in Hessen 400 EUR/ha mehr als vor einem Jahr.



Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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