Welt | Schweine | Handel

Wirtschaftliches Arbeiten für Schweinehalter unmöglich

09.12.2021 (AMI) – Seit Beginn der Corona-Pandemie steht der deutsche Schlachtschweinemarkt immer wieder vor Problemen, der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im Sommer 2020 hat diese Entwicklung zusätzlich verstärkt.

Die heimische Schweinefleischnachfrage ist rückläufig, der eingeschränkte Drittlandshandel erschwert insbesondere den Absatz von Nebenprodukten. Entsprechend muss mehr Ware auf dem europäischen Markt vermarktet werden, wo die Konkurrenz riesig ist. Auch die Einschränkungen und Ausfälle auf den Schlachthöfen aufgrund von Corona schränken die Vermarktung immer wieder ein. Entsprechend erlösen die Mäster im Jahr 2021 voraussichtlich noch durchschnittlich 1,37 EUR/kg Schlachtgewicht. Bei den Sauenhaltern ist der Preisverfall sogar noch deutlicher. Für ein Ferkel wurden durchschnittlich 38 EUR erzielt, rund 17 % weniger als im Vorjahr. Zugleich eilten die Futtermittelpreise von Rekord zu Rekord. Kostendeckendes Arbeiten ist so nicht möglich, vielmehr befinden sich viele Betriebe nahe dem wirtschaftlichen Ruin.

Immer mehr Betriebe schließen

Eine Folge dieser Entwicklung war bereits im Sommer 2021 zu erkennen. Denn immer mehr Betriebe stellen die Haltung ein oder stocken sehr verhalten auf. Entsprechend sank die Zahl der bundesweit gehaltenen Schweine bereits im Mai um 3,1 % auf 24,7 Mio. Tiere. Die deutlichsten Rückgänge gab es bei den Jungsauen mit 10,7 %. Der voranschreitende Strukturwandel dürfte sich dabei im kommenden Jahr eher noch beschleunigen. Viele aktuelle Prognosen erwarten zum Jahresanfang einen Rückgang der Datenbestände im zweistelligen Prozentbereich. Dies hat natürlich unmittelbare Auswirkungen auf die Fleischerzeugung. So wird für 2022 eine Inlandserzeugung an Schweinefleisch von 4,37 Mio. t erwartet. Gegenüber 2021 entspräche dies einem Rückgang um 7 %. Für die Sauenhalter und Mäster dürfte sich die Situation im kommenden Jahr dadurch zumindest etwas entspannen. Zu Jahresbeginn ist mit großen Überhängen zu rechnen, ab dem Frühjahr werden sich die rückläufigen Bestände aber immer stärker bemerkbar machen. Dann ist auch wieder mit steigenden Preisen zu rechnen.

Nachfrage nach Schweinefleisch nimmt ab

Wie die Erzeugung, entwickelt sich auch der Verbrauch von Schweinefleisch seit Jahren rückläufig. Für 2022 wird prognostiziert, dass beim Pro-Kopf-Verzehr die Marke von 30 kg/Jahr unterschritten wird. Einerseits geht dabei der Fleischverzehr insgesamt etwas zurück, die Zahl der Vegetarier, Veganer und insbesondere Flexitarier steigt. Zugleich greifen viele Kunden eher zu Rind oder Geflügel. Die Corona-Pandemie und insbesondere der damit verbundene Wegfall von Großveranstaltungen haben ihr Übriges zu dieser Entwicklung beigetragen. Selbst mit den erwarteten Rückgängen bleibt Schweinefleisch aber mit großem Abstand das beliebteste Fleisch der Deutschen.

Aktuelle Nachrichten und Analysen zu den Entwicklungen zu den deutschen, europäischen und globalen Schlachtschweinemärkten finden Sie in unserem neuen Online-Dienst Markt aktuell Vieh und Fleisch. Nutzen Sie unser Angebot.

Beitrag von Dr. Tim Koch
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Schweine | Preise

EU-weit Preise für Schlachtschweine gestiegen

07.02.2024 (AMI) – Im Durchschnitt der EU hat sich das Preisniveau für Schlachtschweine im vergangenen Jahr deutlich erhöht. So stiegen die Erlöse für Schweine der Handelsklasse E im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 23,6 %.   Mehr

Europa | Rinder | Preise

Preise für Jungbullen entwickeln sich in der EU unterschiedlich

07.02.2024 (AMI) – Im Vergleich mit dem Vorjahr haben sich die Jungbullenpreise in den EU-Ländern im Jahr 2023 uneinheitlich entwickelt. Im Durchschnitt wurden dabei für Jungbullen der Handelsklasse R3 mit 4,96 EUR/kg mit einem geringen Plus von 0,1 % gegenüber dem Vorjahr fast unveränderte Erlöse erzielt.   Mehr

Deutschland | Ölsaaten | Außenhandel

Deutschland steigert Schrotausfuhren

05.02.2024 (AMI) – Deutschland hat im Zeitraum Juli bis November 2023 eine Gesamtmenge von 783.000 t Rapsschrot ausgeführt und damit rund 30 % mehr als im Vorjahreszeitraum.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Erzeugerpreise zum Jahresauftakt gut behauptet

05.02.2024 (AMI) – Der AMI-Index für deutsche Agrarrohstoffe ist im Januar leicht um 0,4 % gestiegen. Mit 131,6 Punkten liegt der Index aber rund 16 % unter dem Vorjahreswert. Während die Erzeugerpreise für Rohmilch den fünften Monat in Folge angestiegen sind, standen die Preise für Getreide, Raps und Schlachtschweine im Januar unter Druck. Mit dem Jahreswechsel hat die AMI ihren Index auf das Basisjahr 2020 umgestellt.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milchpreise: Alle Länder über 40 Cent

05.02.2024 (AMI) – Die Erzeugerpreise für konventionelle Rohmilch in Deutschland haben ihren Aufwärtstrend zum Ende des Jahres 2023 fortgesetzt. Aufgrund der stabilen Situation an den Produktmärkten über den Jahreswechsel, bringt das neue Jahr noch den einen oder anderen Aufschlag.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Bio-Milchpreis: Zweithöchstes Jahresergebnis

02.02.2024 (AMI) – Die Preise für ökologisch erzeugte Milch haben sich Ende 2023 auf dem erhöhten Niveau nochmals leicht befestigt. Durch die hohen Preise im ersten Halbjahr wurde im Jahresmittel das zweithöchste Ergebnis im langfristigen Vergleich erzielt.   Mehr

Europa | Rohmilch | Anlieferung

Landwirte in der EU-27 erzeugen weniger Milch

01.02.2024 (AMI) – Im November 2023 lieferten die Landwirte in der EU-27 deutlich weniger Milch an die Molkereien als im Vorjahresmonat.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Exportkonkurrenz drückt Kurse

01.02.2024 (AMI) – Die Konkurrenz von Schwarzmeerweizen wird größer. Viele Agrargüter können aufgrund des Kriegsgeschehens im Nahen Osten oftmals nicht über den Suezkanal nach Asien exportiert werden. Stattdessen werden diese am nordafrikanischen Markt angeboten. Das ist traditionell der wichtigste Abnehmer für EU-Weizen.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Angebot

Pulvermärkte ruhig

01.02.2024 (AMI) – Ende Januar waren die Märkte für Milch- und Molkenpulver von einer ruhigen Nachfrage geprägt. Die Einkäufer agierten überwiegend abwartend und die Preise tendierten produktübergreifend schwächer.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugung

Knapp stabile Schweinefleischerzeugung erwartet

01.02.2024 (AMI) – Nachdem die Erzeugung von Schweinefleisch in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist, deutet sich für 2024 eine annähernd stabile Entwicklung an.   Mehr