China hat den Tiefpunkt vorerst durchschritten
Seit dem Ausbruch der ASP setzt China auf Modernisierung, auf die Etablierung von Großbetrieben und einer aktiven Bekämpfung der Tierseuche. So wurden etwa die meisten Kleinstbetriebe und Hinterhofhaltungen geschlossen, weil dort kein Schutz vor der Schweinepest zu gewährleisten war. Stattdessen wird auf immer größere Betriebe und Schweinehochhäuser mit teilweise zehn oder mehr Etagen gesetzt. 2021 machte sich dies erstmals auch bei den Produktionszahlen bemerkbar. Nach vorläufigen Zahlen wurde rund 46 Mio. t Schweinefleisch erzeugt, ein Anstieg um gut ein Viertel gegenüber dem Vorjahr.
Das Wachstum kommt zum Erliegen
Nachhaltig war diese Entwicklung, zumindest nach aktuellen Daten, allerdings nicht. Vielmehr scheint das Arbeiten für chinesische Mäster aktuell nicht wirtschaftlich. Einerseits entstehen bei dieser Form der Haltung generell hohe Kosten, etwa für Energie und die biologische Sicherheit. Zudem steigen global die Futtermittelpreise. Andererseits sind auch die Erlöse für die Mäster zuletzt deutlich geschrumpft. Wurde vor wenigen Jahren umgerechnet noch rund 6 EUR/kg für ein Schlachtschwein erlöst, lag der Preis zuletzt nur noch knapp über 2 EUR/kg.
Die unmittelbare Folge dieser Entwicklung ist nun, dass viele Landwirte ihre Tiere frühzeitig abliefern und nur in reduziertem Maße wieder aufstocken. Einerseits wird das Angebot dadurch im laufenden Jahr größer und die Preise stehen weiter unter Druck. Andererseits kommt das Wachstum zum Erliegen, für das kommende Jahr wird bereits wieder ein Rückgang der Schweinefleischerzeugung erwartet. Erschwerend kommt hinzu, dass es auch immer wieder Nachrichten über die Ausbreitung der ASP gibt. Dies führt zu weiterer Verunsicherung, was die mittelfristige Planung angeht.
Lieferungen aus der EU nehmen ab
Der chinesische Markt und die dortigen Entwicklungen wirken sich unmittelbar auch auf den europäischen Markt aus. So nahmen die Exporte aus der EU im laufenden Jahr erstmals seit 2018 wieder ab. Einerseits wurde wieder mehr Schweinefleisch in China selbst erzeugt, andererseits kam es auch immer wieder zum Entzug von Lizenzen in verschiedenen europäischen Ländern. Für 2022 wird hier zwar wieder ein steigender Importbedarf prognostiziert, die niedrigen Preise und der generell schwierige Marktzugang dürften aber auch 2022 noch zu spüren sein.
Aktuell bedeutet das für die EU, dass deutlich mehr Schweinefleisch im Staatenbündnis verbleibt. In der ersten Jahreshälfte konnte Spanien den Wegfall Deutschlands als Exportnation noch teilweise kompensieren, zuletzt brachen aber auch dort die Exporte ein. Im März erreichten die Liefermengen mit rund 188.000 t ihren Höhepunkt, im September lieferte Spanien nur noch gut 70.000 Schweinefleisch nach China. Ob sich die Lage im kommenden Jahr wieder dreht, bleibt dabei abzuwarten. Mit Brasilien drängt ein weiterer Lieferant verstärkt nach Asien, die Liefermengen aus den USA sind vergleichsweise stabil. Doch selbst wenn wieder mehr Schweinefleisch aus der EU im Land der Mitte sein Ziel findet, werden die hohen Preise der vergangenen Jahre wohl nicht mehr zu erzielen sein.
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Dr. Tim Koch
Bereichsleiter Fleischwirtschaft
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Autor von Fachbeiträgen zum Vieh- und Fleischmarkt, Referent auf Fachveranstaltungen, beste Kontakte zu Verarbeitern und Unternehmen des Fleischsektors.