Deutschland | Getreide | Marktversorgung

Preisexplosion am Kassamarkt

17.02.2021 (AMI) – Der Januar 2021 war gekennzeichnet vom einem Kursfeuerwerk an den Börsen, ausgelöst durch die unerwartet starken Korrekturen der USDA-Versorgungsprognose. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Mais aus China immens und wird das Land wohl 2020/21 auf Platz 1 der globalen Maisimporteure katapultieren und damit sogar die EU überflügeln. Die Maiskurse in Chicago erreichten ein 7,5-Jahreshoch, in Paris ein 6,5-Jahreshoch. Hier spielte zudem die Verunsicherung durch den temporären Exportstopp Argentiniens eine preistreibende Rolle.

Vom Weizenmarkt kam ebenfalls starker Aufwind, der die Nachfrage am Weltmarkt nicht bremste, sondern ankurbelte. Die Unsicherheiten über die russische Exportquote nebst Steuern hat die Käufer auf den Plan gerufen, so viel wie möglich noch vor dem 15.02.2021 zu ordern, wenn die russische Ware sich um 25 EUR/t verteuert. Ab dem 01.03.2021 sind sogar 50 EUR/t Zoll fällig. Umfangreiche Ausschreibungen waren die Folge. Auch der USDA-Monatsreport führte mit seinen Korrekturen zu fester Stimmung an den Terminbörsen, auch wenn diese nicht so groß ausfielen wie für Mais. Die Terminkurse in Chicago erreichten fast ein 8-Jahreshoch, in Paris ein 7-Jahreshoch. Gleichzeitig werden am Kassamarkt jetzt die Signale von stark reduzierten Vorräten bei den Erzeugern immer lauter.

Getreidepreise 20 % über Vorjahr

Der starke Kursauftrieb ging am Kassamarkt nicht spurlos vorüber. Zumal die mittlerweile geringeren Lagerbestände an Getreide für zusätzliche Unterstützung sorgen. Denn die Abgabebereitschaft der Erzeuger wird mit den attraktiven Geboten zwar noch einmal befeuert, aber je nach Getreideart und Region ist kaum noch Ware verfügbar. Aber es gibt auch weiterhin Erzeuger, die auf noch höhere Preise spekulieren und nichts herausgeben. Während die Verkäufe alterntiger Ware überschaubar bleiben, kurbelten die hohen Preise die Kontraktbereitschaft noch einmal spürbar an. Dabei gehen einige Erzeuger bis an die Grenzen ihrer potenziellen Mengen für Weizen und Gerste, Mais steht noch nicht im Fokus. Das Kaufinteresse am Inlandsmarkt hat sich in der zweiten Monatshälfte etwas abgekühlt, der Hauptbedarf bis zum Anschluss an die nächste Ernte scheint jetzt gedeckt. Die Verarbeiter kümmern sich nun zunehmend um die Bedarfsdeckung in der nächsten Saison. Der zwischenzeitliche Preisknick Ende der 3. KW bremste die Aktivitäten zusätzlich. Die aktuelle Preisentwicklung für Brot- und Futtergetreide auf den verschiedenen Handelsstufen finden sie – täglich aktualisiert – im Online Service Markt aktuelle Getreide.

Nachfrage hatte sich beruhigt – dann kam der Winter

Das Kaufinteresse für Brotgetreide am Inlandsmarkt hat sich in der zweiten Januarhälfte stark abgekühlt, nachdem zuvor noch einmal der Hauptbedarf bis zum Anschluss an die nächste Ernte gedeckt worden war. Vor allem Roggen erlebte noch einmal eine Kaufwelle, die die Preise zusätzlich nach oben trieb. Mühlen benötigten bislang im laufenden Wirtschaftsjahr etwas weniger Rohstoff als im Vorjahr. Erst der Wintereinbruch hat die Nachfrage wieder angekurbelt.

Die starke Beeinträchtigung der Logistik mit Schließung zahlreicher Wasserstraßen verhinderte eine fristgerechte Belieferung mit Kontraktware. Schnelle Alternativen wurden gesucht, gefunden und teuer bezahlt.

Futtergetreidemarkt mit mehr Zugkraft

Der Futtergetreidemarkt ist geprägt von stetiger Nachfrage der Mischfutterhersteller, die sich nicht zu viel Rohstoff auf Lager legen wollen, um flexibler auf die grassierenden Seuchen zu reagieren. Dennoch haben sie schon viel in den Büchern, so dass die Nachfrage durchaus etwas abklingen könnte. Die nur langsam schwindende Anzahl der ungeschlachteten Schweine lässt die Nachfrage nach energiearmem Futter vorerst auf hohem Niveau, doch mittelfristig wird die Nachfrage aus dem Schweinesektor nachlassen, denn die Aufstallungszahlen gehen erlösbedingt zurück.

Feuer bleibt demgegenüber im Gerstenmarkt, angefacht vom Export. Hier wird auch in den kommen-den Wochen stetig Ware Richtung Häfen fließen, um die anstehenden Kontraktvereinbarungen zu bedienen. Wie lange das noch anhält ist allerdings schwer einschätzbar.

Im Februar wird die Ernte 2021 wohl noch nicht das Zepter an den Terminbörsen in die Hand nehmen, so dass in den kommenden Wochen durchaus Angebot- und Nachfrageentwicklungen die Spekulationen antreiben werden. Aber zunehmend werden die Entwicklungen auf den Feldern, auf der Nordhalb-kugel für Weizen und Gerste, auf der Südhalbkugel für Mais, in den Vordergrund rücken und das wird – je nach Witterung – die Kurse auch wohl mal wieder nach unten drücken.

Sie wollen am Ball bleiben an den volatile, unüberschaubaren Getreidemärkten? Nutzen Sie die aktuellen Preisinformationen, Analysen und Kommentare über die Entwicklungen an den nationalen und internationalen Getreidemärkten für Ihre Unternehmensentscheidungen und bestellen Sie hier.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schrote | Großhandelspreise

Kaum noch promptes Rapsschrot verfügbar

14.06.2017 (AMI) – Zunehmende Sojabohnenverkäufe brasilianischer Landwirte erhöhen das Weltmarktangebot und drücken die Kurse und die Schrotpreise in Europa. Das Rapsschrotangebot ist auf den vorderen Positionen verschwindend gering, Ware zugleich jedoch gesucht.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Preise

Produktübergreifender Preisanstieg ins Stocken geraten

14.06.2017 (AMI) – Nach zuvor durchgängig steigenden Preisentwicklungen hat sich das Bild am Milchmarkt Mitte Juni wieder uneinheitlicher dargestellt. Zuletzt gingen die Verwertungen von Fett und Eiweiß erneut auseinander.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

April bringt saisonale Preiskorrekturen bei Bio-Milch

09.06.2017 (AMI) – Auf den ersten Blick sieht es bei den Preisen für ökologisch erzeugte Milch im April nach einem Rückgang aus. Ursache hierfür sind jedoch vornehmlich saisonale Effekte. die Auszahlungsleistung der Bio-Molkereien blieb zumeist konstant. Auch in den kommenden Monaten ist mit wenig Veränderung zu rechnen.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Gebote für Weizen ex Ernte zurückgenommen

08.06.2017 (AMI) – Sporadische Geschäfte mit alterntigen Partien kennzeichnen den Brotgetreidemarkt am Ende der Saison. Hinsichtlich der kommenden wird allerdings nicht viel getan – die Unsicherheit ist weiterhin groß, die Preisvorstellungen liegen weit auseinander.   Mehr

Deutschland | Butter | Verbraucherpreise

Deutlicher Preisanstieg bei abgepackter Butter

08.06.2017 (AMI) – Die Preise für geformte Butter haben Anfang Juni kräftig zugelegt. Bereits im Mai war es zu einer Erhöhung gekommen. Die Ladenpreise haben im Preiseinstiegssegment dadurch ein Rekordniveau erreicht.   Mehr

Deutschland | Raps | Marktversorgung

Keine Verkaufsanreize für Rapserzeuger

07.06.2017 (AMI) – Alterntiger Raps spielt am Markt praktisch keine Rolle mehr, der Fokus liegt auf der kommenden Ernte. Erzeuger zeigen sich angesichts rückläufiger Ernteprognosen und niedrigen Preisniveaus aber wenig abgabebereit.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Ausgeglichener Schlachtschweinemarkt

07.06.2017 (AMI) – Nachdem der Schlachtschweinepreis in der vergangenen Woche minimal nach oben korrigiert wurde, präsentiert sich der Markt nun ausgeglichen und preislich stabil. Trotz des Feiertages in der laufenden Woche lässt sich das vorhandene Angebot zügig und vollständig vermarkten.   Mehr

Deutschland | Zucker | Marktversorgung

Globaler Zuckermarkt überversorgt

07.06.2017 (AMI) – Für 2017/18 wird eine Rekordzuckerproduktion erwartet. Der Konsum wächst weltweit aber nicht entsprechend. Die EU positioniert sich neu am Markt. Die Preisentwicklung hängt von Vorratsentscheidungen ab.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Markttrends

Tierwohl, Transparenz und Zahlungbereitschaft im Fokus

BranchenDialog Fleisch + Wurst 2017

02.06.2017 (AMI) – Die Tierhaltung und die Fleischwirtschaft sind, wie kaum eine andere Branche, einer stark emotionalen Sichtweise und einem hohen Erwartungsdruck der Bevölkerung ausgesetzt. Umso wichtiger ist zu wissen wo die Stellschrauben sind, um ein positives Image beim Konsumenten zu bekommen.   Mehr

Europa | Getreide | Preise

Frankreich: Gerste der Ernte 2017 verteuert sich

01.06.2017 (AMI) – Der Getreidemarkt in Frankreich verzeichnet knappen Transportraum, der die Lieferungen verteuert. Es läuft nicht mehr viel, doch der Export und Lieferungen in die EU-Veredelungsregionen bewegen Weizen und Gerste.   Mehr