Europa | Industriegetreide | Angebot

Kleinste EU-Hartweizenernte seit 27 Jahren

15.08.2022 (AMI) – Die EU-Kommission kürzte ihre Ernteschätzung für Hartweizen gegenüber Vormonat um 70.000 t auf 7,2 Mio. t. Erträge und Qualität enttäuschten und treiben die Preise nach oben.

Trockenheit und Hitze hat den Hartweizenfeldbeständen EU-weit geschadet. Brüssel reduzierte Ende Juli gegenüber Vormonat die einzelstaatlichen Prognosen für Frankreich (-124.000 t), Spanien (-31.000 t) und Ungarn (-10.000 t). Eine größere Ernte wird indes für die Slowakei gesehen (+87.000 t). Für alle anderen Staaten beließen die Analysten in Brüssel die Ernteschätzungen unverändert, so für Deutschland bei 174.000 t. Das sind 33.000 t weniger als im Vorjahr. Insgesamt verfehlt die EU-Hartweizenernte 2022 das Vorjahresergebnis um 650.000 t und rutscht mit 7,2 Mio. t auf das niedrigste Ergebnis seit 1995.

Frankreich: Sehr schwaches Ertragsergebnis

Die Hartweizenernte in Frankreich dürfte die schwächste seit 2003 sein. Mit schätzungsweise 1,36 Mio. t weist sie ein Defizit von gut 14 % zum Vorjahresergebnis auf, zum langjährigen Mittel sogar 19 %. Besonders in den Hauptanbauregionen im Süden hat die Trockenheit Ertrag gekostet. Zusammen mit der gleichzeitig reduzierten Anbaufläche fällt dort die Hartweizenernte 21 % kleiner aus als im Vorjahr, was auch am Drusch notreifer Bestände lag. In anderen Regionen beträgt das Minus zwischen 11 und 16 %.

Die Qualität der französischen Hartweizenpartien 2022 ist im Durchschnitt besser als im vergangenen Jahr, aber auch deutlich heterogener. Dabei soll jeder Qualitätsparameter von ungewöhnlich starker Variabilität betroffen sein.

Die laufende Ernte drückte auf die Preise, auch wenn die Menge und Qualität nicht immer überzeugen konnten. Aber auch die absehbare Rückkehr des kanadischen Exportangebotes belastet. So gaben Anfang Juli 2022 die Großhandelspreise für Hartweizen franko deutlich nach und rutschen kurzzeitig sogar unter die Linie von 450 EUR/t. In der 32. KW stabilisierten sie sich allerdings auf 460 EUR/t und damit gut 100 EUR/t über Vorjahreslinie.

Italien: Preistal bereits durchschritten

Für Italien hat der IGC seine Ernteschätzung aufgrund der ungünstigen Vegetationsbedingungen und infolgedessen geringerer Ertragsprognosen um 0,2 auf 3,8 Mio. t zurückgenommen und liegt damit nun auf gleicher Linie wie die EU-Kommission, die im Juli ihre Schätzung unverändert gegenüber Vormonat ließ. Gegenüber Vorjahr bedeutet das ein Minus von gut 225.000 t. Die Produktenbörsen, wobei immer noch nicht alle neuerntigen Hartweizen ausweisen, hatten ihre Notierungen im Juli sprunghaft zurückgenommen und damit die neue Saison eingeleitet. Erstmals seit 40 Wochen wurde die Linie von 500 EUR/t unterschritten. Die Schwäche währte allerdings nicht lange, denn die Aussicht auf unzureichendes Angebot treibt die Börsennotierungen bereits wieder nach oben. Anfang August wurden im Schnitt 504 EUR/t ermittelt, wobei einige Börsen aktuell sogar die Linie von 510 EUR/t erreicht haben.

Mehr Informationen zu den Entwicklungen der wichtigsten Hartweizenländer wie z.B. die EU-27, finden Sie monatlich im Exklusivbericht Hartweizen. Dieser ist modular aufgebaut und wird auf Ihre Wünsche exklusiv zugeschnitten.


Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Raps | Angebot

Erzeuger verkaufen keinen Raps

04.10.2017 (AMI) – Ohne nennenswerte Umsätze neigen die Rapspreise zur Schwäche. Auslöser sind die rückläufigen Terminkurse unter Druck schwache Öl- und Sojanotierungen.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis sinkt weiter

04.10.2017 (AMI) – Auch wenn durchaus regionale Unterschiede zu erkennen sind, werden Schlachtschweine insgesamt in umfangreichen Mengen angeboten. Der Wegfall eines Schlachttages wirkt dabei zusätzlich verschärfend.   Mehr

Welt | Industriegetreide | Angebot

Globale Hartweizenerzeugung auf 3-Jahrestief

04.10.2017 (AMI) – Die globale Produktionsschätzung für Hartweizen 2017/18 wurde in der aktuellen Monatsstatistik des IGC erneut zurückgenommen. Obgleich für die EU-28 eine größere Ernte angenommen wird, kann damit das Minus, das aus den geringeren Ernteschätzungen für Kanada und Mexiko herrührt, nicht kompensiert werden.   Mehr

Deutschland | Düngemittel | Preise

Preise für Stickstoffdünger legen kräftig zu, Nachfrage reagiert kaum

02.10.2017 (AMI) – Die hohe Nachfrage nach Stickstoffdünger am internationalen Markt hat auch zu einem deutlichen Preisauftrieb in Deutschland geführt. Die höheren Forderungen haben die inländische Nachfrage jedoch zusätzlich gelähmt, ob sie sich durchsetzen lassen, bleibt abzuwarten.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Erzeugerpreise

AMI Rohstoff-Index unverändert hoch

01.10.2017 (AMI) – Der Einkauf deutscher Agrarrohstoffe ist für Handel und Verarbeiter im September vergleichsweise teuer geblieben. Der AMI-Index verharrte bei knapp 137 Punkten und übertraf damit den Vorjahreswert um rund 17 %. Vor allem der stark im Preis gestiegene Rohstoff Milch hat den Index in die Höhe getrieben. Die Aussichten für den Oktober sind jedoch uneinheitlich.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milcherzeuger profitieren von höheren Auszahlungspreisen

29.09.2017 (AMI) – Im August sind die Erzeugerpreise für Milch in Deutschland weiter gestiegen. Vor allem im Norden der Republik erhöhten die Molkereien das Milchgeld deutlich. Die festen Tendenzen am Fettmarkt stützten diese Entwicklung. Doch was bringen die kommenden Monate?   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktprognose

Vorschau auf die Vieh- und Fleischmärkte im Oktober 2017

29.09.2017 (AMI) – Nachdem sich die Preise für Jungbullen seit Juli fast durchweg fester entwickelt haben, kam es ab Anfang September zu schwächeren bis knapp behaupteten Preisen. Die Luft nach oben wurde zeitweise etwas dünner, die Vermarktung gestaltete sich nicht mehr ganz so flott. Hier dürften nicht zuletzt auch die stockenden Fleischgeschäfte den Lebendmarkt ausgebremst haben.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Rückgang des Schweinepreises senkt Wirtschaftlichkeit

29.09.2017 (AMI) – Bis einschließlich September ermöglichten die relativ hohen Schweinepreise den Mästern ein wirtschaftliches Arbeiten. Im letzten Quartal des laufenden Jahres dürfte es für die Halter aber zunehmend schwieriger werden, Gewinne zu erwirtschaften.   Mehr

Welt | Raps | Terminkontrakte

Raps profitiert von Euroschwäche

29.09.2017 (AMI) – Der deutliche schwächere Euro beflügelt die Rapskurse in Paris. Die Notierungen schlossen zuletzt auf Mehrmonatshoch. Die schleppende Entwicklung am Kassamarkt bietet derzeit noch wenig Unterstützung.   Mehr

Deutschland | Getreide | Großhandelspreise

Maispreise stellen sich auf neue Saison ein

29.09.2017 (AMI) – Der Futtergetreidemarkt beliebt es bei wenigen Geschäftsabschlüssen ruhig. Die Silomaisernte schreitet weiter voran und regional wird von guten Erträgen berichtet. In diesem Jahr wird von Umwidmungen von Silo- zu Körnermais gesprochen, das drückt die Preise.   Mehr