Deutschland | Schweine | Markttrends

Wie sieht es beim Handel mit Schlachtschweinen aus?

13.08.2020 (AMI) – Die Betriebsschließung des modernsten Schweineschlachthofes in Europa, Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, traf den Schweinemarkt wie ein Tsunami. Die gut vier Wochen anhaltende Betriebsschließung führte zu einem noch nie dagewesenen Angebotsstau an schlachtreifen Schweinen.

Schweinemäster erleiden herbe Einkommenseinbußen

Die Schweinepreise brachen innerhalb von kurzer Zeit von 1,66 EUR/kg Schlachtgewicht auf 1,47 EUR/kg SG ein. Ein Verlust für die Schweinemäster von rund 20 EUR/Schwein und das schon seit mehreren Wochen. Bei rund 1 Mio. Schweineschlachtungen pro Woche kann hochgerechnet werden, wie hoch der Schaden ist.

Viele kontroverse Diskussionen – wenig Lösungsansätze

In den Diskussionen wird immer wieder auf die Discounter-Preise eingedroschen. Doch aus Fachkreisen kann gesagt werden, dass die Endverbraucherpreise für Fleisch bei den Discountern gar nicht die absolut niedrigsten sind. Die Spanne zwischen den Einkaufspreisen des Handels und den Ladenverkaufspreise stimmt aber immer noch zu Gunsten der Discounter. Das bemängeln schon seit Langem die Vollsortimenter (EDEKA, REWE, Kaufland u.a.), die an der Frischfleischtheke in den Verkaufsaktionen Rabatte von um die 40 bis 50 % offerieren, und immer noch rund 18 % Spanne zwischen Einkaufspreisen und Endverkaufspreisen für sich verbuchen können. Im Gegenzug dazu haben die Discounter weitaus größere Spannen. Ein politisches Preisdiktat würde den Import aus preisgünstigen Ländern forcieren und auch den Bauern wenig nützen.

Wie geht es weiter am Schweinemarkt?

Durch die Corona bedingten eingeschränkten Schlachtungen konnten lange Zeit nicht alle schlachtreifen Schweine vermarktet werden. Die Gewichte sind ungewöhnlich hoch für diese Jahreszeit. Die Schweinepreise verharren deshalb auf einem für die Landwirte unbefriedigend niedrigem Niveau. Auch die Sauenhalter mit ihren Ferkeln schieben Frust vor sich her. Preise und Abnahme von Ferkeln lassen stark zu wünschen übrig. Die Hoffnung auf Mästerseite beruht nun darauf, dass sich bald der Stau an Schweinen auflöst und die Schweinepreise sich wieder etwas nach oben bewegen. Der Lebensmitteleinzelhandel profitierte von der Corona-Krise in ungewohnt profitabler Weise.

Möchten Sie weitere Informationen zum Schweinefleischmarkt in Deutschland und in der Welt oder das aktuelle Geschehen im Handel mit Nutz- und Schlachtvieh? Dann nutzen Sie gerne unserem Online-Dienst Markt aktuell Vieh und Fleisch um sich zu informieren.


Beitrag von Matthias Kohlmüller
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Ölsaaten | Marktprognose

EU-Hülsenfruchtanbau dürfte 2024 wachsen

29.04.2024 (AMI) – Nach erster Schätzung der EU-Kommission dürfte die mit Hülsenfrüchten bestellte Fläche in der Union zur Ernte 2024 um gut 3,5 % auf knapp 2,8 Mio. ha wachsen und damit das bislang größte Areal erreichen.   Mehr

Welt | Getreide | Angebot

Ukraine: Absehbar kleinere Getreideernte 2024

29.04.2024 (AMI) – Zur Ernte 2024 wird ein Rückgang der ukrainischen Getreideproduktion und -exporte erwartet.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im April erneut mit Plus

29.04.2024 (AMI) – Mit 132,3 Punkten stieg der AMI-Rohstoffindex im Vergleich zum Vormonat um 0,7 %. Ausschlaggebend waren in erster Linie die gestiegenen Erzeugerpreise für Getreide und Raps. Die Milchpreise hielten sich nahe dem Niveau des Vormonats. Die Preise für Schlachtvieh entwickelten sich uneinheitlich.   Mehr

Europa | Milch & Milchprodukte | Anlieferung

Stabile Milchanlieferung in der EU

26.04.2024 (AMI) – Unter Berücksichtigung des Schalttages lieferten die Landwirte in der EU-27 im Februar in etwa die gleiche Menge Milch an die Molkereien wie im Vorjahresmonat. Zwischen den Mitgliedstaaten gab es uneinheitliche Entwicklungen. Frankreich übertraf zum ersten Mal seit November 2022 die Vorjahreslinie.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kälteeinbruch treibt Kurse

25.04.2024 (AMI) – Vor allem Kontrakte auf die Ernte 24 tendierten deutlich fester. Der Wintereinbruch in weiten Teilen Europas nach der vegetationstreibenden, warmen, ersten Aprilhälfte schürt die Sorgen um Ertragseinbußen.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktversorgung

Die Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2024

25.04.2024 (AMI) – Nachdem die Bestände an Schlachtschweinen in den Vorjahren drastisch gesunken waren, konnte diese Entwicklung 2023 deutlich verlangsamt werden. Unter anderem wegen des geringen Angebotes an schlachtreifen Tieren im vergangenen Jahr wurden im Sommer Rekordpreise erreicht.   Mehr

Deutschland | Konsummilch | Verbrauch

Pro-Kopf-Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen sinkt weiter

25.04.2024 (AMI) – Wie aus Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hervorgeht, nahm der Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen im Jahr 2023 ab und setzte damit den 2015 begonnenen Trend fort.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Nachfrage

Wenig Bewegung an Pulvermärkten

25.04.2024 (AMI) – An den Märkten für Milch- und Molkenpulver verliefen die Geschäfte Ende April überwiegend in ruhigen Bahnen. Lediglich an Molkenpulver in Lebensmittelqualität bestand ein gewisses Kaufinteresse. Ansonsten fiel die Nachfrage bei zumeist unveränderten Preisen gedämpft aus.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Kein Spielraum für Preisanpassungen am Schlachtschweinemarkt

24.04.2024 (AMI) – Der Markt für Schlachtschweine ist regional etwas ausgeglichener als in den Vorwochen, Überhänge werden nur noch sehr vereinzelt gemeldet. Dennoch fehlt es an echten Impulsen, weshalb die Schlachthöfe auch weiter Abschläge fordern.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Wettermärkte treiben Sojanotierung

24.04.2024 (AMI) – Prognostizierte Niederschläge in den USA stützen die Sojakurse, da die Aussaat verzögert werden könnte. Unterstützung bieten zudem lebhafte Kontraktkäufe nach dem 7-Wochentief.   Mehr