Welt | Industriegetreide | Marktversorgung

Hartweizennachfrage wird stark beschnitten

14.10.2021 (AMI) – Die katastrophale Ernte beim weltweit wichtigsten Hartweizenanbieter Kanada wird das globale Angebot drastisch minimieren. Das treibt die Preise nach oben und wird die Nachfrage vielleicht sogar auf ein 19- Jahrestief drosseln. In Europa hat sich kanadische Ware nach der Preisrallye ausgepreist, stützt aber somit weiterhin die Notierungen in Frankreich und Italien, die aktuell 80 % über Vorjahr liegen.

Nachfrage- und Vorratsschätzung auf 19-Jahrestief

Mit 31,9 Mio. t, einem Minus von 6 % gegenüber Vorjahr, wurde die Monatsprognose um 0,4 Mio. t gesenkt, was vor allem auf der kleineren kanadischen Ernte fußt. Dort könnten nur 3,5 Mio. t zusammenkommen, was ein Defizit von 46 % zum Vorjahr und der niedrigste Stand seit 11 Jahren wäre. Die Ernteschätzung für die Türkei wurde um 0,1 auf 2,9 (VJ: 3,4 Mio. t) auf ein 13 Jahrestief gesenkt. Demgegenüber sieht der Internationale Getreiderat IGC die EU-Hartweizenernte jetzt bei 7,8 (7,2) Mio. t und damit 0,1 über Vormonatsprognose, aufgrund der leichten Korrektur für Italien. Der globale Verbrauch 2021/22 dürfte mit 33,8 (34,3) Mio. t auf ein 19-Jahrestiefstand sinken. Hohe Preise bremsen den Einsatz als Nahrungs- und Futtermittel. Die Vorratsprognose wird um 0,3 Mio. t auf 6,2 Mio. t gesenkt, was 23 % weniger wären als 2020/21. Aufgrund des limitierten Exportpotenzials, der hohen Preise und der teils überdurchschnittlichen Inlandsernten in Nordafrika wird der globale Handel im Juli/Juni 2021/22 voraussichtlich auf ein 19-Jahres-Tief von 7 (Vorjahr: 8,7) Mio. t schrumpfen. Die Exportpreise für Hartweizen bleiben im September auf hohem Niveau, gestützt von den knappen Angebotsaussichten. Mehr Informationen zu den Entwicklungen der wichtigsten Hartweizenländer wie z.B. die EU-27, finden Sie monatlich im Exklusivbericht Hartweizen. Dieser ist modular aufgebaut und wird auf Ihre Wünsche nach Information zugeschnitten.

Kanada: Kleinste Ernte seit 11 Jahren

Infolge der drastischen Kürzung der Ertragsschätzung gegenüber Vormonat um 10 % auf 16,2 dt/ha wird die kanadische Hartweizenernte aktuell bei 3,5 Mio. t gesehen. Das sind 46 % weniger als im Vorjahr, 41 % weniger als im langjährigen Mittel und damit die kleinste Ernte seit 2010. Das und die erneut unterdurchschnittlichen Vorräte limitieren das Gesamtangebot auf 4,3 Mio. t und so ebenfalls 41 % unter Vorjahreslinie. Das wird absehbar auch den Verbrauch drosseln. Das Exportpotenzial Kanadas wird jetzt nur noch bei 3,1 Mio. t gesehen, was 2,6 Mio. t weniger wäre als 2020/21. Der Inlandsverbrauch wird auf 772.000 t prognostiziert und damit leicht unter Vorjahr. Bislang war von einem Plus von 10 % ausgegangen worden. Dennoch werden am Ende des Wirtschaftsjahres die Endbestände auf dramatische 450.000 t absacken, was den Start in das Wirtschaftsjahr 2022/23 absehbar erschweren wird. Das langjährige Mittel der kanadischen Hartweizenbestände liegt dreimal höher. Die aktuelle Preisentwicklung wurde gegenüber Vormonat um umgerechnet 33,50 EUR/t (14 %) auf 268 EUR/t angehoben, was wahrscheinlich ebenfalls zu wenig ist, sich aber aus Kontraktpreisen und spot-Preisen zusammensetzt. Das ist aber immerhin ein Drittel höher als die Erzeugerpreise 2020/21.

Kanada-Ware vorerst ausgepreist

Die Notierungen für Hartweizen an den Produktenbörsen in Italien steigen. Die cif-Preise für kanadischen Hartweizen, rund 535 EUR/t, sind gegenüber den italienischen Offerten zu teuer. Also wird im Inland nach oben angepasst. In Kanada hatten sich zuletzt die cif-Preise für die Ware zwar etwas ermäßigt, aber das zeigt wenig Wirkung auf die Importpreise fob Italien. Denn Fracht, Verladung, Versicherung treibt die Kosten nach oben. So verliert kanadischer Hartweizen in Europa an Wettbewerbsfähigkeit. Ein noch nicht einmal angekündigter Stopp der kanadischen Exporte spiegelt sich bereits auf dem italienischen Markt wider: Alle ausländischen Hartweizenpreise bleiben stabil, aber alle italienischen Rohstoffbörsen für inländischen Hartweizen verzeichnen einen Anstieg.

Marktentwicklungen in der EU, in einzelnen Mitgliedstaaten wie Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland sowie Kommentierung der Nachfrage im Maghreb und Deutschland in Kombination mit Versorgungsbilanzen, Außenhandelsdaten, Preisentwicklungen sind die Schwerpunkte im monatlichen Hartweizenbericht der AMI. Verschaffen Sie sich einen Überblick mit unserer Leseprobe und rufen Sie uns an, wir erstellen für Sie Ihren individuellen Hartweizen Exklusivbericht.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Ölsaaten | Marktprognose

EU-Hülsenfruchtanbau dürfte 2024 wachsen

29.04.2024 (AMI) – Nach erster Schätzung der EU-Kommission dürfte die mit Hülsenfrüchten bestellte Fläche in der Union zur Ernte 2024 um gut 3,5 % auf knapp 2,8 Mio. ha wachsen und damit das bislang größte Areal erreichen.   Mehr

Welt | Getreide | Angebot

Ukraine: Absehbar kleinere Getreideernte 2024

29.04.2024 (AMI) – Zur Ernte 2024 wird ein Rückgang der ukrainischen Getreideproduktion und -exporte erwartet.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im April erneut mit Plus

29.04.2024 (AMI) – Mit 132,3 Punkten stieg der AMI-Rohstoffindex im Vergleich zum Vormonat um 0,7 %. Ausschlaggebend waren in erster Linie die gestiegenen Erzeugerpreise für Getreide und Raps. Die Milchpreise hielten sich nahe dem Niveau des Vormonats. Die Preise für Schlachtvieh entwickelten sich uneinheitlich.   Mehr

Europa | Milch & Milchprodukte | Anlieferung

Stabile Milchanlieferung in der EU

26.04.2024 (AMI) – Unter Berücksichtigung des Schalttages lieferten die Landwirte in der EU-27 im Februar in etwa die gleiche Menge Milch an die Molkereien wie im Vorjahresmonat. Zwischen den Mitgliedstaaten gab es uneinheitliche Entwicklungen. Frankreich übertraf zum ersten Mal seit November 2022 die Vorjahreslinie.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kälteeinbruch treibt Kurse

25.04.2024 (AMI) – Vor allem Kontrakte auf die Ernte 24 tendierten deutlich fester. Der Wintereinbruch in weiten Teilen Europas nach der vegetationstreibenden, warmen, ersten Aprilhälfte schürt die Sorgen um Ertragseinbußen.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktversorgung

Die Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2024

25.04.2024 (AMI) – Nachdem die Bestände an Schlachtschweinen in den Vorjahren drastisch gesunken waren, konnte diese Entwicklung 2023 deutlich verlangsamt werden. Unter anderem wegen des geringen Angebotes an schlachtreifen Tieren im vergangenen Jahr wurden im Sommer Rekordpreise erreicht.   Mehr

Deutschland | Konsummilch | Verbrauch

Pro-Kopf-Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen sinkt weiter

25.04.2024 (AMI) – Wie aus Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hervorgeht, nahm der Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen im Jahr 2023 ab und setzte damit den 2015 begonnenen Trend fort.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Nachfrage

Wenig Bewegung an Pulvermärkten

25.04.2024 (AMI) – An den Märkten für Milch- und Molkenpulver verliefen die Geschäfte Ende April überwiegend in ruhigen Bahnen. Lediglich an Molkenpulver in Lebensmittelqualität bestand ein gewisses Kaufinteresse. Ansonsten fiel die Nachfrage bei zumeist unveränderten Preisen gedämpft aus.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Kein Spielraum für Preisanpassungen am Schlachtschweinemarkt

24.04.2024 (AMI) – Der Markt für Schlachtschweine ist regional etwas ausgeglichener als in den Vorwochen, Überhänge werden nur noch sehr vereinzelt gemeldet. Dennoch fehlt es an echten Impulsen, weshalb die Schlachthöfe auch weiter Abschläge fordern.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Wettermärkte treiben Sojanotierung

24.04.2024 (AMI) – Prognostizierte Niederschläge in den USA stützen die Sojakurse, da die Aussaat verzögert werden könnte. Unterstützung bieten zudem lebhafte Kontraktkäufe nach dem 7-Wochentief.   Mehr