Deutschland | Frische Lebensmittel | Index

Verbraucher zahlen auch im Juni mehr für Lebensmittel

03.07.2020 (AMI) – Zuletzt hatte die Teuerungsrate frischer Lebensmittel im Herbst 2017 auf einem vergleichbar hohen Niveau gelegen wie zurzeit. Aktuell schwächt die Rate etwas ab, aber der Preisabstand zum Vorjahr war im Juni dennoch weiterhin hoch. Auswirkungen der Corona-Pandemie waren jedoch in den seltensten Fällen maßgeblich für die Preisänderungen verantwortlich.

Frische Lebensmittel kosteten im Juni 2020, dem AMI-Frischeindex zufolge, 6,9 % mehr als im Vorjahr. Vor allem höhere Preise in den Warengruppen Obst, Fleisch und Fleischwaren haben die Lebensmittelteuerung im vergangenen Monat getrieben. Entwicklungen aus dem vergangenen Jahr sowie die aktuellen Ernten waren im Juni maßgeblich für die Teuerung verantwortlich. Lediglich Kartoffeln waren deutlich günstiger als ein Jahr zuvor. Wenn Sie einen Überblick erhalten möchten, wie sich die Preise und die Nachfrage frischer Lebensmittel während der Corona-Pandemie ab März 2020 entwickelt haben, dann melden Sie sich für unser Web-Seminar Der Verbraucher in Corona-Zeiten – AMI Marktexperten im Dialog an.

Fleischwaren wurden im Preis reduziert

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat Anfang Juni die Preise für einige Brüh-, Roh- und Kochwurstartikel im Basissortiment gesenkt. Sie folgen damit der Preisentwicklung auf Erzeugerseite. Seit dem Preishoch Anfang März 2020 haben die Erzeugerpreise für Mastschweine deutlich nachgegeben. Durch diese Preisrunde kostet nun die 200-g-Packung geschnittene Salami als SB-Ware, beispielsweise beim Discounter Aldi, 1,38 EUR statt 1,49 EUR wie noch im Mai 2020. Trotz dieser Preissenkung kosteten Wurst und Fleischwaren mit einem Plus von etwa 9 % im Juni weiterhin deutlich mehr als im Vorjahr. Denn die Preise waren im Sommer 2019 und Anfang 2020 auf Verbraucherebene gestiegen und dies konnten die aktuellen Reduzierungen bisher nicht ausgleichen. Während im Mai 2020 die Teuerung jedoch noch bei etwa 14 % gelegen hatte, schwächte sich diese im vergangenen Monat etwas ab. Bei frischem Rind- und Schweinefleisch waren die Preise im Juni unverändert. Sie trugen damit weiterhin zur Teuerung frischer Lebensmittel bei.

Knappes Angebot ließ Obstpreise steigen

Für frisches Obst zahlten die Verbraucher im Juni 18 % mehr als vor einem Jahr. Obst verteuerte sich damit im vergangenen Monat am stärksten. Alle Segmente kosteten deutlich mehr. Nur einzelne Arten, wie Ananas und Avocados, waren günstiger erhältlich. Fröste im Frühjahr hatten sich negativ auf das Angebot verschiedener Obstarten ausgewirkt. Bei anhaltend hoher Nachfrage fiel die Versorgung mit Erdbeeren deshalb knapp aus. Unwetter hatten zusätzlich die Qualität gemindert. Erdbeeren verteuerten sich dadurch um 27 % gegenüber dem Vorjahr. Zwischen der rasch endenden spanischen Heidelbeersaison und dem Beginn der Ernte in Deutschland gibt es eine deutliche Angebotslücke. Trotz der Flächenzuwächse dürfte die Erntemenge durch Frostschäden und dem Mangel an Erntehelfern nicht deutlich höher als im Vorjahr ausfallen. Die Preise für Heidelbeeren stiegen um rund 6 % über das Vorjahresniveau. Milde Temperaturen während des Winters, Hagelstürme und Frost machen der Steinobstproduktion im nördlichen Mittelmeerraum in diesem Jahr schwer zu schaffen. Es stehen deutlich kleinere Mengen an Pfirsichen und Nektarinen zur Verfügung. Die Preise stiegen deshalb im Juni um 19 % über das Vorjahresniveau. Ebenfalls zahlten die Verbraucher für Melonen mehr, da auch hier das Angebot kleiner ausfällt als im vergangenen Jahr. Wassermelonen verteuerten sich dadurch um 22 % und Zuckermelonen um 14 %.

Gemüsepreise normalisierten sich

Die Gemüseteuerung war dagegen deutlich zurückgegangen. Während die Verbraucher im April noch 25 % mehr bezahlten als im Vorjahr, lagen die Gemüsepreise im Juni nur noch 5 % über dem Vorjahresniveau. Die höchsten Teuerungsraten lag zwar mit einem Plus von 42 % und 61 % weiterhin innerhalb des Segments Kohlgemüse vor. Doch dieses rückt während der Sommermonate regelmäßig aus dem Fokus der Verbraucher. Die Spargelsaison endete im Juni. Insgesamt dürften in Deutschland rund 30 % weniger Spargel geerntet worden sein als im Vorjahr. Im Juni zahlten die Verbraucher etwa 11 % mehr für Spargel als im Vorjahr. Die Verbraucherpreise lagen somit in der diesjährigen Spargelsaison über dem Vorjahresniveau. Salate kosteten rund 5 % mehr, während der Preisaufschlag bei Fruchtgemüse mit einem Plus von rund 2 % relativ moderat ausfiel. Zwiebeln (-22 %) kosteten weiterhin deutlich weniger, aufgrund der extrem knappen Marktversorgung im vergangenen Jahr und dem aktuell umfangreichen Angebot aus Neuseeland.

Die Frühkartoffelsaison war auf einem – im Vergleich zum Vorjahr – leicht ermäßigten Preisniveau angelaufen. Sie wurde Anfang Juni noch hauptsächlich mit Importware bedient. Billigofferten haben zum Monatswechsel für leichten Druck auf die Preise des Frühkartoffelmarktes gesorgt. Zum Monatsende gab es dann ein größeres Angebot an deutschen Frühkartoffeln. Die Verbraucher sparten bei Kauf von Kartoffeln im Juni etwa 18 % gegenüber dem Vorjahr.

Neue Preisrunde bei Butter

Zwischen den Molkereien und dem LEH gelten seit Anfang Juni wieder neue Kontrakte für Butter. Im Zuge der regen Nachfrage, der Preiserhöhungen bei Blockbutter sowie der aktuell deutlich anziehenden Erlösmöglichkeiten für Industrierahm waren die Molkereiabgabepreise gestiegen. Der Preis für das 250-Gramm-Päckchen Deutsche Markenbutter wurde deshalb von 1,25 EUR auf 1,39 EUR angehoben. Das Gleiche gilt für Streichmischfette. Damit kostete Deutsche Markenbutter im Juni 2020 genauso viel wie vor einem Jahr. Für Bio-Butter im Basissortiment des LEH zahlten die Verbraucher dagegen unverändert 2,29 EUR/250 g. Da Butter im vergangenen Monat jedoch nicht mehr günstiger war als im Vorjahr, hat sich der Preisabstand in der Warengruppe Milch und Milchprodukte leicht auf 3,7 % erhöht. Aufgrund der langfristigen Kontrakte blieben die Preise für andere Artikel in dieser Warengruppe jedoch stabil.

Wenn Sie Informationen zur Preisentwicklung von frischen Lebensmitteln auf Verbraucherebene benötigen, nehmen Sie Kontakt mit den Marktexperten der Verbraucherforschung auf.


Beitrag von Judith Dittrich
Marktexpertin Verbraucherforschung

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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