Rekordpreise für Pflanzkartoffeln
Pflanzgut wurde zwar im Vorjahr erneut auf einer größeren Fläche vermehrt, ertragsbedingt gibt es aber viel weniger Ausgangsmaterial für die Ernte 2019 als im Vorjahr. Die Vermehrungsfläche, die mit Erfolg feldgeprüft wurde, wuchs von 16.341 ha auf 16.909 ha. Allerdings gab es gleich zur Pflanzzeit Probleme. Im Norden waren viele Flächen zunächst stark vernässt. Dann gab es bekanntlich bundesweit viel zu wenig Regen und es war zu heiß. Auf den meisten Vermehrungsflächen fiel die Ernte unterdurchschnittlich aus. Frühsommertrockenheit sorgte für einen kleinen Knollenansatz und grobe Kaliber. Unter Beregnung und auf einigen wenigen Ausnahmestandorten gab es aber auch bessere Ergebnisse.
In dieser Saison lässt einerseits ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage hohe Pflanzgutpreise zu, die aber andererseits auch von den Vermehrern zur Erlössicherung erforderlich sind, um die kleinen Erträge auszugleichen. Viele Sorten im frühen Segment waren im Herbst schon weitgehend vergriffen. Bei den Bestellungen fürs Frühjahr waren die Zusagen der Lieferanten zunächst sehr vorsichtig. Garantiert bekamen Käufer zunächst häufiger nur 80 % der bestellten Menge, der Rest bleibt abzuwarten, bis man weiß, was noch aus den Lägern kommt. Teils ist aber auch von vorneherein zu wenig da.
Sehr frühe Sorten werden dieses Jahr zu einem mittleren Spitzenpreis im Großhandel und ab Station von rund 61,00 EUR/dt verkauft. Frachten, die auch teurer wurden und Handelsspannen kommen für den Erzeuger noch hinzu. Gegenüber 2017 sind Pflanzkartoffeln rund 12,70 EUR/dt teurer. Da frühe Sorten fast genauso teuer gehandelt werden, war deren Aufschlag mit fast 15,00 EUR/dt noch höher, genau wie der von mittelfrühen Speisesorten. Die Preise für Verarbeitungsrohstoff kletterten meistens bei weitem nicht so stark in die Höhe. Sie sind aber auch knapp, was in Regionen mit Verarbeitungskartoffelanbau und -absatz auch dazu geführt hat, dass viele Doppelnutzungssorten reißenden Absatz finden – zumindest für die Vermarktung im Sommer.
Aus Gesprächen mit Erzeugern und Erzeugergemeinschaften lässt sich ableiten, dass der Kartoffelanbau 2019 insgesamt wohl nicht nennenswert schrumpfen wird, obwohl Pflanzkartoffeln knapp sind. Wer kann, hat immer etwas Nachbau in petto. Außerdem werden die groben Knollen diese Saison in mehr Gebieten und in größerem Umfang geschnitten. Für den Konsumkartoffelanbauer ohne vertragliche Absicherung wird der Anbau 2019 zu einem großen Wagnis. Die Anbauflächen in Nordwesteuropa sind wohl auch diese Saison so groß, dass sie bei optimalem Witterungsverlauf für eine Rekorderntemenge gut sind. Aber wer weiß schon, wie das Wetter wird. Stand Februar gibt es in vielen Regionen immer noch ein Niederschlagsdefizit.
Zusammenstellung der detaillierten Preisliste
Für AMI-Kunden steht ab sofort wieder die Liste der Pflanzgutpreise nach Sorten, soweit von den Sortenschutzinhabern bekannt gegeben, bereit. Sie wird sowohl online im Markt Aktuell Kartoffeln oder im Bericht Markt Woche Kartoffeln veröffentlicht. Beide Angebote halten unsere Kunden auch ansonsten über alle Entwicklungen auf dem nationalen und internationalen Kartoffelmarkt auf dem Laufenden.
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Christoph Hambloch
Marktanalyst Kartoffeln
Tel. (0228) 33805-352
Autor von Fachbeiträgen und Produktstudien, langjährige intensive Kontakte zu nationalen und internationalen Unternehmen der Kartoffelbranche. Mitglied von Fachgremien und Institutionen im Bereich Kartoffelwirtschaft.