Deutschland | Milch & Milchprodukte | Preise

Milchmarkt 2020 im Auf und Ab

29.12.2020 (AMI) – Nach einem festen Start brachte der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr den Milchmarkt durcheinander. Bis zur Jahresmitte kam es über die gesamte Wertschöpfungskette zu Verwerfungen. In der Jahresbetrachtung lagen die mittleren Preisniveaus daher überwiegend unter den Ergebnissen von 2019.

Der Milchmarkt ist unter guten Vorzeichen in das Jahr 2020 gestartet. Durch die weltweite Ausbreitung des Coronavirus ist im Frühjahr die Stimmung jedoch gekippt. In der Folge kam es zu Verwerfungen auf allen Handelsstufen. In der zweiten Hälfte folgte eine Erholung. In der Jahresbetrachtung verfehlten jedoch die meisten Milchprodukte sowie die Erzeugerpreise das Ergebnis von 2019.

Während der Absatz im Food-Service im Zuge der Schließungen von Gaststätten und Kantinen phasenweise stark zurückgegangen ist, wurden 2020 im Vergleich zum Vorjahr durch Hamsterkäufe und verstärkten Inhouse-Konsum über den Lebensmitteleinzelhandel deutlich mehr Milcherzeugnisse abgesetzt.

Leichter Anstieg des Milchaufkommen in Deutschland

In Deutschland hat das Milchaufkommen 2020 leicht zugenommen. Von Januar bis Oktober erfassten die Molkereien bundesweit rund 24,8 Mio. t Kuhmilch und damit schalttagsbereinigt 0,2 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dennoch gehört Deutschland absolut betrachtet zu der Gruppe der EU-Mitgliedstaaten, in denen sich das Milchaufkommen 2020 mit am umfangreichsten erhöht hat. Trotz der anhaltend rückläufigen Milchkuhbestände und der regional erneut ungünstigen Witterungsbedingungen, stand den Molkereien im laufenden Jahr etwas mehr Rohstoff für die Verarbeitung zur Verfügung.

Milch aus konventioneller Erzeugung war gegenüber 2019 in der bundesweiten Betrachtung mengenmäßig nahezu stabil. Rückgänge im Bundesgebiet Ost wurden dabei von Zuwächsen im Bundesgebiet West ausgeglichen. Bei Milch aus biologisch/ökologischer Erzeugung legten die Mengen hingegen zu. Für die ersten zehn Monate weist die amtliche Statistik einen Anstieg um 3,8 % aus. Damit hat sich das Wachstum weiter abgeschwächt.

Produktmärkte reagieren sehr unterschiedlich

Die Auswirkungen der Coronakrise waren am Milchmarkt zwar über die gesamte Wertschöpfungskette und in nahezu allen Produktbereichen zu spüren, allerdings gab es Unterschiede bei Intensitäten und Zeitpunkten.

Magermilchpulver war preislich erholt und mit festeren Aussichten in das Jahr 2020 gestartet. Der Ausbruch der Pandemie führte jedoch, durch die hohe Exportorientierung und intensive Bindung an den Weltmarkt, sehr schnell zu deutlichen Preiskorrekturen nach unten. Bis April brachen die Preise um gut ein Viertel ein. Dem folgte mit Normalisierung der Marktsituation und zurückkehrender Nachfrage eine Erholung. Das Niveau vom Jahresbeginn wurde dabei aber nicht wieder erreicht.

Auch am Buttermarkt zeigten sich die Auswirkungen der Coronakrise, diese setzten allerdings erst im April ein. Bis dahin war der Markt sehr stabil. Der ruhige Handel mit Blockbutter wurde durch den belebten Absatz von Formbutter im Lebensmitteleinzelhandel weitgehend kompensiert. Die erhöhte Butterproduktion und die nach dem Lockdown abflachende Nachfrage verursachten zeitlich verzögerte Preisrücknahmen. Bis zur Jahresmitte erholten sich die Preise aber wieder deutlich und erreichten nahezu das Vor-Corona-Niveau, das sie bis in den Herbst halten konnten.

Am Käsemarkt kam es ab März zu deutlichen Verschiebungen in den Absatzkanälen. Die Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel stieg im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie deutlich. Der Absatz im GV-Bereich und Food Service brach durch die Schließung von Gaststätten und Kantinen hingegen nahezu vollständig ein. Diese Verschiebungen haben sich zunächst weitgehend kompensiert. Ab April kam jedoch vermehrt Preisdruck durch nicht abgesetzte Waren auf. Produktionsanpassungen in den Werken und Erholungen im Absatz, insbesondere im GV-Bereich und beim Food-Service, ließen die Preise zum Sommer wieder nahezu das Niveau des ersten Quartals erreichen, wo sie bis zum Jahresende verharrten.

Bei Molkenpulver war Corona hingegen nur eine Randerscheinung. In den kritischen Marktphasen wurden die Trocknungskapazitäten vorrangig für Magermilchpulver genutzt. Zudem verlief die Käseproduktion teils gedrosselt. Beides hat das Angebot an Molkenpulver begrenzt und so die Preise stabilisiert.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf die Milcherzeugerpreise? Und wie reagierten die Verbraucher auf den verhängten Lockdown? Eine ausführliche Analyse finden Sie im Markt aktuell Milchwirtschaft. Nutzen Sie die Bestellmöglichkeiten im Shop und sichern Sie sich noch heute Ihren Zugang zum Expertenwissen!

Beitrag von Andreas Gorn
Bereichsleiter Milchwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schrote | Großhandelspreise

Kaum noch promptes Rapsschrot verfügbar

14.06.2017 (AMI) – Zunehmende Sojabohnenverkäufe brasilianischer Landwirte erhöhen das Weltmarktangebot und drücken die Kurse und die Schrotpreise in Europa. Das Rapsschrotangebot ist auf den vorderen Positionen verschwindend gering, Ware zugleich jedoch gesucht.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Preise

Produktübergreifender Preisanstieg ins Stocken geraten

14.06.2017 (AMI) – Nach zuvor durchgängig steigenden Preisentwicklungen hat sich das Bild am Milchmarkt Mitte Juni wieder uneinheitlicher dargestellt. Zuletzt gingen die Verwertungen von Fett und Eiweiß erneut auseinander.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

April bringt saisonale Preiskorrekturen bei Bio-Milch

09.06.2017 (AMI) – Auf den ersten Blick sieht es bei den Preisen für ökologisch erzeugte Milch im April nach einem Rückgang aus. Ursache hierfür sind jedoch vornehmlich saisonale Effekte. die Auszahlungsleistung der Bio-Molkereien blieb zumeist konstant. Auch in den kommenden Monaten ist mit wenig Veränderung zu rechnen.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Gebote für Weizen ex Ernte zurückgenommen

08.06.2017 (AMI) – Sporadische Geschäfte mit alterntigen Partien kennzeichnen den Brotgetreidemarkt am Ende der Saison. Hinsichtlich der kommenden wird allerdings nicht viel getan – die Unsicherheit ist weiterhin groß, die Preisvorstellungen liegen weit auseinander.   Mehr

Deutschland | Butter | Verbraucherpreise

Deutlicher Preisanstieg bei abgepackter Butter

08.06.2017 (AMI) – Die Preise für geformte Butter haben Anfang Juni kräftig zugelegt. Bereits im Mai war es zu einer Erhöhung gekommen. Die Ladenpreise haben im Preiseinstiegssegment dadurch ein Rekordniveau erreicht.   Mehr

Deutschland | Raps | Marktversorgung

Keine Verkaufsanreize für Rapserzeuger

07.06.2017 (AMI) – Alterntiger Raps spielt am Markt praktisch keine Rolle mehr, der Fokus liegt auf der kommenden Ernte. Erzeuger zeigen sich angesichts rückläufiger Ernteprognosen und niedrigen Preisniveaus aber wenig abgabebereit.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Ausgeglichener Schlachtschweinemarkt

07.06.2017 (AMI) – Nachdem der Schlachtschweinepreis in der vergangenen Woche minimal nach oben korrigiert wurde, präsentiert sich der Markt nun ausgeglichen und preislich stabil. Trotz des Feiertages in der laufenden Woche lässt sich das vorhandene Angebot zügig und vollständig vermarkten.   Mehr

Deutschland | Zucker | Marktversorgung

Globaler Zuckermarkt überversorgt

07.06.2017 (AMI) – Für 2017/18 wird eine Rekordzuckerproduktion erwartet. Der Konsum wächst weltweit aber nicht entsprechend. Die EU positioniert sich neu am Markt. Die Preisentwicklung hängt von Vorratsentscheidungen ab.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Markttrends

Tierwohl, Transparenz und Zahlungbereitschaft im Fokus

BranchenDialog Fleisch + Wurst 2017

02.06.2017 (AMI) – Die Tierhaltung und die Fleischwirtschaft sind, wie kaum eine andere Branche, einer stark emotionalen Sichtweise und einem hohen Erwartungsdruck der Bevölkerung ausgesetzt. Umso wichtiger ist zu wissen wo die Stellschrauben sind, um ein positives Image beim Konsumenten zu bekommen.   Mehr

Europa | Getreide | Preise

Frankreich: Gerste der Ernte 2017 verteuert sich

01.06.2017 (AMI) – Der Getreidemarkt in Frankreich verzeichnet knappen Transportraum, der die Lieferungen verteuert. Es läuft nicht mehr viel, doch der Export und Lieferungen in die EU-Veredelungsregionen bewegen Weizen und Gerste.   Mehr