Deutschland | Schweine | Handel

Der Schweinemarkt steht unter Druck

12.08.2021 (AMI) – Im ersten Halbjahr 2021 konnten die Mäster für Schlachtschweine der Handelsklasse E durchschnittlich 1,43 EUR/kg erlösen. Die Afrikanische Schweinepest und der damit verbundene Exportstopp in Drittländer belasteten den Markt, ebenso die anhaltende Corona-Pandemie. Dennoch sah es zeitweise so aus, als würde sich der Handel beleben.

Im Frühjahr kam es immer wieder zu kleineren Aufschlägen, das kleine Angebot wirkte hier stützend. In den Sommermonaten nahm der Druck aber stetig zu, fast alle Marktteilnehmer klagen über große Absatzprobleme. National machen sich hier noch immer die Auswirkungen der Pandemie bemerkbar. Die Umsätze in der Gastronomie und generell im Außer-Haus-Verzehr fehlen, die private Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel schwächelt bei Schweinefleisch ebenfalls. In Kombination mit dem seit Jahren rückläufigen Pro-Kopf-Verzehr von Schweinefleisch führt dies zu großen Absatzproblemen entlang weiter Teile der Wertschöpfungskette. Zugleich ist mit dem Drittlandshandel ein weiterer Absatzkanal nur eingeschränkt nutzbar. Die Liefermöglichkeiten nach China fehlen komplett, aufgrund der Afrikanischen Schweinepest bei Hausschweinen ist hier auch keine Besserung zu erwarten. Weiterhin klagen auch andere europäische Länder über stockende Exporte. So wurden mehrere spanische Unternehmen für den China-Handel gesperrt, wodurch mehr Fleisch auf den europäischen Markt drängt.

Fallende Erlöse, steigende Kosten

Die Folgen all dieser Entwicklungen sind insbesondere an den Preisen für Schlachtschweine und Ferkel erkennbar. So liegt etwa die Preisempfehlung für Schlachtschweine Mitte August nur noch bei 1,37 EUR/kg und damit sogar niedriger als im vergangenen Jahr. Und dennoch fordern viele Schlachtunternehmen weitere deutliche Abschläge. Gleiches gilt für den Ferkelhandel. Die Preisempfehlung für Ferkel lag zuletzt nur noch bei 31 EUR/Tier und dennoch stallen die Mäster nur verhalten ein und das Angebot lässt sich nur mit viel Mühe absetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Futtermittelpreise in den vergangenen Monaten von Rekord zu Rekord geeilt sind. Kleine Ernten und eine große Konkurrenz am Weltmarkt machen sich hier auch preislich bemerkbar. So mussten die Mäster zuletzt etwa für Mittelmastfutter fast 300 EUR/t zahlen, 16 % mehr als im Vorjahr. Nach Modellrechnungen der AMI führte dies im ersten Halbjahr dazu, dass Mäster nach Abzug aller Kosten pro Schwein durchschnittlich einen Verlust von rund 20 EUR/Schwein erwirtschafteten. Nicht besser sieht es bei den Sauenhaltern aus.

Eine Belebung des Marktes ist dabei leider aktuell nicht in Sicht. Die vierte Welle der Corona-Pandemie verunsichert die Marktteilnehmer, die ASP sowie die Produktionssteigerungen in China dürften umfangreichere Exporte in den kommenden Monaten weitestgehend ausschließen. Obwohl das Angebot an Schlachtschweinen im Vergleich zu den Vorjahren gering ist, wird bereits wieder von Überhängen gesprochen. Ein weiteres Schrumpfen des Marktes, auf fast allen Ebenen, scheint dementsprechend wahrscheinlich.

Aktuelle Nachrichten und Analysen zu den nationalen und internationalen Schlachtschweinemärkten finden Sie in unserem Online-Dienst Markt aktuell Vieh und Fleisch. Nutzen Sie unser Angebot.


Beitrag von Dr. Tim Koch
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schrote | Großhandelspreise

Kaum noch promptes Rapsschrot verfügbar

14.06.2017 (AMI) – Zunehmende Sojabohnenverkäufe brasilianischer Landwirte erhöhen das Weltmarktangebot und drücken die Kurse und die Schrotpreise in Europa. Das Rapsschrotangebot ist auf den vorderen Positionen verschwindend gering, Ware zugleich jedoch gesucht.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Preise

Produktübergreifender Preisanstieg ins Stocken geraten

14.06.2017 (AMI) – Nach zuvor durchgängig steigenden Preisentwicklungen hat sich das Bild am Milchmarkt Mitte Juni wieder uneinheitlicher dargestellt. Zuletzt gingen die Verwertungen von Fett und Eiweiß erneut auseinander.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

April bringt saisonale Preiskorrekturen bei Bio-Milch

09.06.2017 (AMI) – Auf den ersten Blick sieht es bei den Preisen für ökologisch erzeugte Milch im April nach einem Rückgang aus. Ursache hierfür sind jedoch vornehmlich saisonale Effekte. die Auszahlungsleistung der Bio-Molkereien blieb zumeist konstant. Auch in den kommenden Monaten ist mit wenig Veränderung zu rechnen.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Gebote für Weizen ex Ernte zurückgenommen

08.06.2017 (AMI) – Sporadische Geschäfte mit alterntigen Partien kennzeichnen den Brotgetreidemarkt am Ende der Saison. Hinsichtlich der kommenden wird allerdings nicht viel getan – die Unsicherheit ist weiterhin groß, die Preisvorstellungen liegen weit auseinander.   Mehr

Deutschland | Butter | Verbraucherpreise

Deutlicher Preisanstieg bei abgepackter Butter

08.06.2017 (AMI) – Die Preise für geformte Butter haben Anfang Juni kräftig zugelegt. Bereits im Mai war es zu einer Erhöhung gekommen. Die Ladenpreise haben im Preiseinstiegssegment dadurch ein Rekordniveau erreicht.   Mehr

Deutschland | Raps | Marktversorgung

Keine Verkaufsanreize für Rapserzeuger

07.06.2017 (AMI) – Alterntiger Raps spielt am Markt praktisch keine Rolle mehr, der Fokus liegt auf der kommenden Ernte. Erzeuger zeigen sich angesichts rückläufiger Ernteprognosen und niedrigen Preisniveaus aber wenig abgabebereit.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Ausgeglichener Schlachtschweinemarkt

07.06.2017 (AMI) – Nachdem der Schlachtschweinepreis in der vergangenen Woche minimal nach oben korrigiert wurde, präsentiert sich der Markt nun ausgeglichen und preislich stabil. Trotz des Feiertages in der laufenden Woche lässt sich das vorhandene Angebot zügig und vollständig vermarkten.   Mehr

Deutschland | Zucker | Marktversorgung

Globaler Zuckermarkt überversorgt

07.06.2017 (AMI) – Für 2017/18 wird eine Rekordzuckerproduktion erwartet. Der Konsum wächst weltweit aber nicht entsprechend. Die EU positioniert sich neu am Markt. Die Preisentwicklung hängt von Vorratsentscheidungen ab.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Markttrends

Tierwohl, Transparenz und Zahlungbereitschaft im Fokus

BranchenDialog Fleisch + Wurst 2017

02.06.2017 (AMI) – Die Tierhaltung und die Fleischwirtschaft sind, wie kaum eine andere Branche, einer stark emotionalen Sichtweise und einem hohen Erwartungsdruck der Bevölkerung ausgesetzt. Umso wichtiger ist zu wissen wo die Stellschrauben sind, um ein positives Image beim Konsumenten zu bekommen.   Mehr

Europa | Getreide | Preise

Frankreich: Gerste der Ernte 2017 verteuert sich

01.06.2017 (AMI) – Der Getreidemarkt in Frankreich verzeichnet knappen Transportraum, der die Lieferungen verteuert. Es läuft nicht mehr viel, doch der Export und Lieferungen in die EU-Veredelungsregionen bewegen Weizen und Gerste.   Mehr