Deutschland | Getreide | Marktversorgung

Unsichere Versorgung treibt Getreidepreise 2022

05.01.2023 (AMI) – Bis auf Mais war in der ersten Hälfte des Jahres 2022 das Getreideangebot aus der Ernte 2021 vergleichsweise knapp und zudem sehr gefragt.

Im Spannungsfeld zwischen erneuten Lockdowns aufgrund von Corona, vor allem beim größten Weltmarktkäufer China, aber auch durch die gleichzeitig stark gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund des Endes der Lockdowns in Europa, bewegten sich die Preise für Getreide stetig nach oben. Es war zu wenig da – von allem. Vor allem Energie wurde teuer und trieb zudem die Düngemittel- und Frachtpreise in die Höhe. Die Verunsicherung war bereits zu Jahresbeginn hinsichtlich der Versorgung groß. Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was mit dem Krieg in der Ukraine losbrach. Ein Feuerwerk der Kurse. Panikkäufe der Verarbeiter oder großer Importländer, Exportstopps traditioneller Lieferländer. Die Aussichten für reibungslose Warenströme waren denkbar schlecht. Doch der Markt regelt alles. Die Rekordkurse konnten nicht gehalten werden, denn auf den Niveaus kamen von überall Angebote, jedenfalls was Getreide und Ölsaaten anging. Allerdings halten sich die Niveaus auch jetzt noch weit über dem Durchschnitt. Dies ist vor allem an den Futtermittelpreisen ablesbar und erhält im Veredelungssektor weiterhin die Unrentabilität. Mit Gas und Rohöl sah die Belieferung allerdings weniger gut aus, denn der Bann russischer Lieferungen verteuerte vor allem in Deutschland massiv die Kraftstoff- und Düngerpreise, die erst seit November 2022 allmählich den Rückwärtsgang einlegen.

Ausblick

Die Märkte für Brot– und Futtergetreide dividieren sich immer weiter auseinander. Nicht nur die Produktpalette unterscheidet sich, auch das Nachfrageverhalten der Käufer. Während sich aufgrund der starken Volatilität der Preise die Mühlen längerfristig mit Brotgetreide eindecken, passen sich die Mischfutterhersteller ihren Kunden an, die insbesondere in hochpreisigen Phasen nur noch von der Hand in den Mund bestellen. Die Mühlen verarbeiteten, nach dem Peak im März 2020, im weiteren Verlauf unterdurchschnittliche Mengen an Weichweizen. Erst Ende 2021 war die Talfahrt beendet und im März 2022 ein neuer Höchstwert erreicht. Im Zeitraum von Januar bis September 2022 wurden acht Prozent mehr Weizen verarbeitet als im Vorjahreszeitraum. Demgegenüber befindet sich die Getreideverarbeitung der Mischfutterhersteller im Sinkflug, besonders deutlich seit Januar 2021. Rund neun Prozent weniger Getreide wurden 2022 zu Mischfutter verarbeitet, weil letzteres weniger benötigt wurde. Beide Trends werden anhalten und demnach den Bedarf an Futtergetreide schmälern, während Brotgetreide und Industriegetreide weiterhin in steigendem Maße benötigt werden. Das ist umso prekärer, als dass die Politik den Pflanzenschutz, die Düngung und die Flächennutzung weiter einschränkt. Bereits 2022 erzielte Qualitätsweizen einen noch nie dagewesenen Aufschlag von 30 EUR/t gegenüber Brotweizen, weil er knapp war.
Die Preisentwicklung für Getreide wird maßgeblich vom Umfang der ukrainischen Lieferungen in den kommenden Wochen abhängen. Noch können die Anbieter dort auf die großen Vorräte aus der Ernte 2021 zurückgreifen, denn die Ernte 2022 war wegen des Krieges bereits deutlich kleiner. Sollte der Krieg weitergehen, wird das Erntepotenzial in der Ukraine noch weiter schrumpfen, da es, noch stärker als 2022, an Saatgut, Kraftstoff, Pflanzenschutzmitteln und vor allem Arbeitskräften mangeln wird. Das limitiert das weltweite Angebot an Weizen und Mais und wird sich in der Preisentwicklung zeigen. In anderen Exportländern wird der Anbau aufgrund dieser Lücke ausgeweitet werden. Wie viel letztendlich vom Acker kommt, wird aber – wie immer – von der Witterung abhängen.

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Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau
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