Deutschland | Grundfutter | Ernte

Ernteschätzungen drastisch gekürzt

29.08.2022 (AMI) – Die anhaltende Dürre wird bei den Futterpflanzen, insbesondere bei Silo- und Körnermais sowie auf allen Wiesen, Weiden und Grasflächen, zu massiven Ertragsausfällen führen. Die extreme Trockenheit mit hohen Temperaturen setzt den Feldbeständen zu. Insbesondere auf leichten Standorten vertrocknen die Kulturen zusehends. Landwirte häckseln bereits viel zu früh die spärlichen Bestände, bevor die Verluste noch größer werden. So werden einige Feldbestände an Körnermais im Silo enden.

Der starke Preisauftrieb für Heu im vorangegangenen Monat, angefacht von der trockenheitsbedingt geringeren Grasausbeute in weiten Teilen Deutschlands, ließ sich im August aufgrund der sehr geringen Nachfrage nicht halten. Der Handel am Raufuttermarkt kommt nur schleppend in Gang. Trotz der anhaltenden Dürre und dem fehlenden Aufwuchs im Grünland, lassen sich die avisierten Preissteigerungen für Heu kaum durchsetzen.

Der Bedarf wird vielfach noch aus den umfangreichen Vorräten des Vorjahres gedeckt. Es wird allenfalls qualitativ nur sehr hochwertige Ware nachgefragt. Mit einer Nachfragebelebung wird erst ab Mitte September gerechnet. Bis dahin sind auch die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit auf die weiteren Grünlandschnitte abschätzbar.

Im August reduzierte sich die Abgabepreise für Großballen im Schnitt gegenüber Vormonat allerdings nur marginal um nicht einmal 1 % auf 135,40 EUR/t und zwar von 108 EUR/t in Bayern bis 185 EUR/t in Niedersachsen Ost. Das sind im Schnitt 11 % mehr als zum Vorjahreszeitpunkt.

Das spiegelt auch sehr deutlich die Qualitäts- bzw. Mengenentwicklung in Deutschland wider. In einem breiten Band von West nach Ost, sind die Bodenwasservorräte reduziert, auf leichten Böden erschöpft. Vielerorts war bereits kein zweiter Grasschnitt mehr möglich oder wurde vorgezogen, um wenigstens etwas bergen zu können. An einem dritten Schnitt ist dort nicht zu denken und auch die Hoffnung auf einen vierten rückt in weite Ferne.

Viele fühlen sich an das Dürrejahr 2018 erinnert. Das belebt die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Heu, vor allem für die Pferdehaltung. Daher zeigen kleinere Ballen gegenüber Vormonat ein Preisplus von 2,4 % auf 157 (116-230) EUR/t. Im August 2018 kostete Heu in Ballen 148 EUR/t, in Großballen 131 EUR/t und verteuerte sich im Laufe des Wirtschaftsjahres auf Spitzenpreise von 200 bzw. 180 EUR/t. Aufgrund der teils prekären Versorgung wird bereits jetzt mit mehr überregionalem Warenfluss gerechnet, was die Partien aber noch mehr verteuern dürfte, denn der Faktor Logistikosten nimmt einen immer größeren Preisanteil ein.

Bleiben Sie informiert, mit den monatlichen Einkaufspreisen für Grundfutter, Ölschrote und 20 verschiedene Mischfutter im Markt aktuell Futtergetreide.

Grassilage: Regional nur ein ergiebiger Schnitt

Eine ähnlich starke Heterogenität hinsichtlich der Menge und Qualität wie beim Heu zeichnet sich auch bei Grassilage ab. Teils gab es sehr gute 1. und 2. Schnitte und dann erst ein langsames Abfallen der Erträge, andernorts musste bereits der 1. Schnitt vorgezogen werden, um nicht noch mehr Masse zu verlieren. Danach gab es keinen nennenswerten Aufwuchs mehr und aus den verdorrten Feldbeständen wird selbst bei ausreichendem Niederschlag bis Ende der Vegetationsperiode kein ausreichendes Futterangebot, außer vielleicht für kurzzeitige Beweidung, erwachsen können.

Entgegen dem Dürrejahr 2018 sind allerdings in weite Teilen Deutschlands die Vorräte aus der außergewöhnlich guten Grasernte des Vorjahres sehr groß und können einen Teil des diesjährigen Mengendefizites ausgleichen. Allerdings in Kombination mit einer örtlich gleichfalls katastrophalen Silomaisernte dürften die Betriebe mit Abbau der Milchviehbestände reagieren, was die amtlichen Zahlen bereits widerspiegeln. Die Preisberichterstattung für Grassilage aus Niedersachsen weist vorerst noch keine Korrekturen auf und bleibt bei 25 EUR/t ab Lagerstätte. Da aber selbst im „nassen“ Westen mit zunehmend knapperem Angebot gerechnet wird, dürften die Forderungen steigen.

Aufgrund der großen Anbaufläche und der zügig gelaufenen Ernte wurde Stroh in großen Mengen und guten Qualitäten eingefahren und überwiegend eingelagert. Die Nachfrage nach Stroh ist derzeit sehr gering. Marktteilnehmer gehen von einer Belebung des Kaufinteresses ab September/Oktober 2022 aus. Stroh weist einen ähnlichen Preisverlauf wie Heu auf, während die Preise für Großballen gegenüber Vormonat um 1 % auf 99 EUR/t nachgeben, verteuern sich HD-Ballen um 3 % auf durchschnittlich 115 EUR/t. Das sind 8 bzw. 25 % mehr als im August 2021.

Maisernteschätzung drastisch gekürzt

Aufgrund der Trockenheit wird die Silomaisernte ebenfalls geringer ausfallen. Um die dadurch entstehenden Lücken in der Futterversorgung zu schließen, dürften ursprünglich für die Körnerernte vorgesehen Maisfeldbestände zusätzlich gehäckselt werden.

Die vorläufige Anbauflächenschätzung des Statistischen Bundesamtes zur Ernte 2022 geht von 466.200 ha für Körnermais aus. Selbst bei den deutlich reduzierten Durchschnittserträgen der zurückliegenden 5 Jahre, die auch die Ergebnisse der beiden Dürrejahre 2018 und 2019 beinhalten und bei 94,9 dt/ha liegen, käme eine Erntemenge von 4,4 Mio. t Körnermais zusammen. Doch diese Schätzung ist mit der anhaltenden Trockenheit nicht mehr zu halten.

Der Deutsche Raiffeisenverband prognostiziert aktuell die Körnermaiserträge auf 77,7 dt/ha, was ein Viertel weniger wäre als im Vorjahr und sogar das bisherige Rekordtief von 2018 von 81,4 dt/ha unterschreitet. Die Anbauflächenschätzung des Statistischen Bundesamtes liegt bei 466.500 ha, wovon allerdings ein Teil umgewidmet werden dürfte. Damit könnte die Körnermaisernte gerade einmal 3,6 Mio. t erreichen. Das wäre allerdings etwas mehr als 2018, nachdem damals die Anbaufläche gut 10 % kleiner war. Das kommt aber bei weitem nicht an die Spitzenernte 2021 (4,4 Mio. t) heran und auch nicht an den 5-Jahrsdurchschnitt (4 Mio. t).

Hinsichtlich der Silomaisernte stellt das Statistische Bundesamt die Anbaufläche von 2,0 Mio. ha in den Raum. Durchschnittlich käme eine Ernte von 85,5 Mio. t heraus. Aber auch hier leiden die Bestände unter der Dürre, und so darf mit deutlich weniger gerechnet, selbst wenn es ein paar tausend Hektar mehr Umwidmungsflächen gibt. Auf Basis der Erträge, die 2018 eingefahren wurden, rund 352,9 dt/ha, ergäbe sich eine Ernte von 71 Mio. t. Der Prognosedienst der EU-Kommission MARS schätzt anhand von meteorologischen Daten und Bestandsbildern die Silomaiserträge in Deutschland 2022 aktuell auf 385 dt/ha, 9 % unter dem langjährigen Mittel. Damit wären dann 77,8 Mio. t möglich.


Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Angebot

Fettmarkt zunehmend vom Eiweißmarkt abgekoppelt

09.03.2017 (AMI) – Am Milchmarkt sind die Entwicklungen Anfang März weiterhin zweigeteilt.   Mehr

Deutschland | Schweine | Preise

Schlachtschweinepreis steigt auf 1,57 EUR/kg

08.03.2017 (AMI) – Der Handel mit Schlachtschweinen zeigt sich aus Sicht der Einsender fortgesetzt flott. Im Vergleich zur Nachfrage der Schlachtereien gibt es keinesfalls zu viele Schweine. Eher im Gegenteil: Regional wird nach zusätzlichen Stückzahlen gefragt.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Erzeugerpreise

Knacken die Erzeugerpreise für Milch die 40 Cent-Marke?

08.03.2017 (AMI) – Das AMI Markt Seminar Milchwirtschaft beschäftigte sich am 7. März 2017 mit der aktuellen Situation und den Perspektiven am Milchmarkt. Dabei analysierten die AMI Marktexperten in ihren Vorträgen die Rohstoff- und Produktmärkte für konventionell und biologisch erzeugte Milch. Darüber hinaus wurde über die neuesten Trends bei der Verbrauchernachfrage berichtet.   Mehr

Welt | Vieh & Fleisch | Handel

Wirbelt die neue US-Regierung den globalen Fleischhandel durcheinander?

03.03.2017 (AMI) – Innerhalb kürzester Zeit hat der neue US-Präsident Trump viele Menschen weltweit verunsichert. Auch bei den Verantwortlichen in den Konzernspitzen wachsen Zweifel. Welche Auswirkungen können damit für den Fleischhandel Deutschlands und der EU sowie die Verschiebung der globalen Handelsströme verbunden sein?   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Getreidemarkt wieder fest

02.03.2017 (AMI) – Zum Wochenanfang verdarben Preisschwächen an den Terminmärkten für Getreide die Stimmung der Erzeuger. Inzwischen hat sich der Markt aber gefangen und die Preise im Tagesgeschäft behaupten sich gegenüber der Vorwoche gut.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Anlieferung

Milchmarkt weitgehend impulslos

02.03.2017 (AMI) – Die Milchanlieferung in Deutschland nimmt saisonal zu, im Zuge der milden Witterung war dies zuletzt stärker der Fall als in den Wochen zuvor.   Mehr

Deutschland | Schrote | Preise

Sojaschrotpreise geben entlang schwächerer US-Notierungen nach

01.03.2017 (AMI) – Bei ruhigem Handelsverlauf orientierten sich die Sojaschrotpreise in Deutschland vor allem an den Entwicklungen an der Chicagoer Börse. Hier gaben die Sojanotierungen im Wochenverlauf deutlich nach, belastet durch Rekordernteaussichten in Südamerika, und erzeugten Preisdruck.   Mehr

Deutschland | Schweine | Preise

Schlachtschweinepreis auf 1,54 EUR/kg erhöht

01.03.2017 (AMI) –Der Handel mit Schlachtschweinen zeigt sich aus Sicht der Einsender flott. Im Vergleich zur Nachfrage der Schlachtereien gibt es keinesfalls zu viele Schweine. Eher im Gegenteil: Regional wird nach zusätzlichen Stückzahlen gefragt.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milchpreise legen zum Jahresbeginn weiter zu

01.03.2017 (AMI) – Die Erzeugerpreise für konventionell erzeugte Milch sind mit einem Plus in das neue Jahr gestartet. Im Bundesmittel wurden nach vorläufigen Berechnungen der AMI im Januar rund 32,6 Ct/kg ausgezahlt.   Mehr

Deutschland | Agrarwirtschaft | Preise

Agrarpreise: Schweine bremsen – Rohmilch legt leicht zu

27.02.2017 (AMI) – Der Aufschwung der Agrarpreise hat zum Jahresbeginn in Deutschland an Fahrt verloren. Entscheidend für den schwächeren Aufwärtstrend im Januar und Februar war der Preisrückgang bei Schlachtschweinen.   Mehr