Deutschland | Kartoffeln | Marktversorgung

Kartoffelpreise haben noch Luft nach oben

15.01.2019 (AMI) – Nach kleinen Ernten zeigen sich nun noch geringere Vorräte. Der Markt bleibt knapp versorgt. Alternativen kommen bald zum Zug, sind aber viel teurer. Das räumt den Speisekartoffelpreisen hierzulande noch Luft nach oben ein.

Das Jahr 2019 startet am Kartoffelmarkt sehr ungewöhnlich. In einer Zeit, während der normalerweise die Nachfrage auf einem Tiefpunkt im Wirtschaftsjahresverlauf hängen bleibt, steigen plötzlich die Preise. Das, obwohl das Preisniveau sowieso schon rekordverdächtig hoch ist. Die Entwicklung spiegelt die prekäre Lage nach dem Hitze- und Dürrejahr 2018 wider. In den mengenmäßig bedeutendsten Ländern der EU-Konsumkartoffelproduktion summierte sich die Ernte im Vorjahr nur auf 24,3 Mio. t, was fast 5,3 Mio. t weniger als in 2017 sind und auch in den noch weiter zurückliegenden Jahren seines Gleichen sucht. Dem ertragsbedingten Ernterückgang steht zwar auch eine etwas kleinere Nachfrage nach Frischkartoffeln gegenüber, eine rasch gewachsene Verarbeitungsindustrie macht das aber mehr als wett. Deren Erfolg fußt vor allem auf Verkäufen am Weltmarkt.

Kartoffeln fehlen überall

Die Verwendungsbilanz für Kartoffeln geht in Deutschland mit den üblichen Größen nicht mehr auf. Es muss sich einiges ändern. Eine große Einschränkung wird wohl die Herstellung von Stärke erlebt haben. Bei Speisekartoffeln dürfte durch großes Bemühen bei der Aufbereitung die Ausbeute massiv verbessert werden. Ausfuhren lassen sich nicht im Umfang der Vorjahre durchhalten und am Ende des Wirtschaftsjahres wird es keine Überlagerung in die Folgesaison geben. Später im Frühjahr wird der Markt sowohl Lagerkartoffeln aus Frankreich als auch Frühkartoffeln aus dem Mittelmeerraum zu hohen Preisen an sich binden. Ob von überall aber mehr kommen kann, ist ungewiss. Kunden in anderen Ländern haben auch Bedarf und zahlen zum Teil besser – jeden falls in anderen Jahren. Zudem lassen bei Frühkartoffeln die Umstände nicht in jedem Fall eine Erhöhung der Exporte zu. Im Gegenteil, knappes Pflanzgut begrenzt zum Beispiel den Anbau in Israel und Spaniens Landwirte müssen ob der hohen Vorkosten und der Erfahrungen in den Vorjahren auch erst einmal zum Frühkartoffelanbau animiert werden.

Importe könnten Preise nach oben ziehen

Auf absehbare Zeit bleiben Speisekartoffeln knapp und die Anbieter werden versuchen noch mehr zu erzielen. Mag sein, dass mit der Etablierung eines Lagerkostenaufschlags von 5,00 EUR/dt, wie er im Rheinland zum Monatsanfang durchgesetzt wurde, zunächst eine ausreichende Abgabebereitschaft aufrecht erhalten wird. Das bundesdurchschnittliche Preisniveau käme bald irgendwo auf 32,00 bis 35,00 EUR/dt. Anfang März könnten sich aber Lieferungen aus Frankreich deutlich davon abheben und auch Frühkartoffeln aus Ägypten werden sicherlich nicht zu den schon fast üblichen 50,00 EUR/dt, sondern wesentlich teurer angeboten werden. Eine gewisse Abhängigkeit von teuren Importen könnte dann auch dem hiesigen Angebot in preislicher Hinsicht noch einmal zu Gute kommen – wenn es dann noch da ist. Trotz enormem Spekulationspotentials geben Landwirte ihre Kartoffeln zu den gebotenen Preisen kontinuierlich und meistens bereitwillig ab. Physiologische Alterung ist im Herbst weiter vorangeschritten als sonst und die Eignung vieler Partien für die Langzeitlagerung ist ungewisser denn je. Wenn das Sprichwort der unerschöpflichen kleinen Ernte einmal nicht zutreffen sollte, dann in dieser Saison.

Wer den Überblick über die tatsächlichen Angebots-, Nachfrage- und Preisverhältnisse in diesem Zusammenhang behalten will, braucht verlässliche Daten. Die bietet die AMI Markt Bilanz Kartoffeln 2018/19.

Darin finden sich auch Analysen, die das Zahlengerüst in einen Zusammenhang stellen und es mit seiner Bedeutung für die Märkte bewerten. Ausführlichere Analysen und aktuelle Trends am Markt finden unsere Kunden zudem in der Markt Woche Kartoffeln oder im Markt aktuell Kartoffeln.

Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Ölsaaten | Marktprognose

EU-Hülsenfruchtanbau dürfte 2024 wachsen

29.04.2024 (AMI) – Nach erster Schätzung der EU-Kommission dürfte die mit Hülsenfrüchten bestellte Fläche in der Union zur Ernte 2024 um gut 3,5 % auf knapp 2,8 Mio. ha wachsen und damit das bislang größte Areal erreichen.   Mehr

Welt | Getreide | Angebot

Ukraine: Absehbar kleinere Getreideernte 2024

29.04.2024 (AMI) – Zur Ernte 2024 wird ein Rückgang der ukrainischen Getreideproduktion und -exporte erwartet.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im April erneut mit Plus

29.04.2024 (AMI) – Mit 132,3 Punkten stieg der AMI-Rohstoffindex im Vergleich zum Vormonat um 0,7 %. Ausschlaggebend waren in erster Linie die gestiegenen Erzeugerpreise für Getreide und Raps. Die Milchpreise hielten sich nahe dem Niveau des Vormonats. Die Preise für Schlachtvieh entwickelten sich uneinheitlich.   Mehr

Europa | Milch & Milchprodukte | Anlieferung

Stabile Milchanlieferung in der EU

26.04.2024 (AMI) – Unter Berücksichtigung des Schalttages lieferten die Landwirte in der EU-27 im Februar in etwa die gleiche Menge Milch an die Molkereien wie im Vorjahresmonat. Zwischen den Mitgliedstaaten gab es uneinheitliche Entwicklungen. Frankreich übertraf zum ersten Mal seit November 2022 die Vorjahreslinie.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kälteeinbruch treibt Kurse

25.04.2024 (AMI) – Vor allem Kontrakte auf die Ernte 24 tendierten deutlich fester. Der Wintereinbruch in weiten Teilen Europas nach der vegetationstreibenden, warmen, ersten Aprilhälfte schürt die Sorgen um Ertragseinbußen.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktversorgung

Die Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2024

25.04.2024 (AMI) – Nachdem die Bestände an Schlachtschweinen in den Vorjahren drastisch gesunken waren, konnte diese Entwicklung 2023 deutlich verlangsamt werden. Unter anderem wegen des geringen Angebotes an schlachtreifen Tieren im vergangenen Jahr wurden im Sommer Rekordpreise erreicht.   Mehr

Deutschland | Konsummilch | Verbrauch

Pro-Kopf-Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen sinkt weiter

25.04.2024 (AMI) – Wie aus Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hervorgeht, nahm der Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen im Jahr 2023 ab und setzte damit den 2015 begonnenen Trend fort.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Nachfrage

Wenig Bewegung an Pulvermärkten

25.04.2024 (AMI) – An den Märkten für Milch- und Molkenpulver verliefen die Geschäfte Ende April überwiegend in ruhigen Bahnen. Lediglich an Molkenpulver in Lebensmittelqualität bestand ein gewisses Kaufinteresse. Ansonsten fiel die Nachfrage bei zumeist unveränderten Preisen gedämpft aus.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Kein Spielraum für Preisanpassungen am Schlachtschweinemarkt

24.04.2024 (AMI) – Der Markt für Schlachtschweine ist regional etwas ausgeglichener als in den Vorwochen, Überhänge werden nur noch sehr vereinzelt gemeldet. Dennoch fehlt es an echten Impulsen, weshalb die Schlachthöfe auch weiter Abschläge fordern.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Wettermärkte treiben Sojanotierung

24.04.2024 (AMI) – Prognostizierte Niederschläge in den USA stützen die Sojakurse, da die Aussaat verzögert werden könnte. Unterstützung bieten zudem lebhafte Kontraktkäufe nach dem 7-Wochentief.   Mehr