Deutschland | Kartoffeln | Marktprognose

Kartoffelernte mit Überschüssen

14.10.2020 (AMI) – Schon vor vielen Wochen hatte die AMI die deutsche Kartoffelernte 2020 als viel zu groß für den vorhandenen Bedarf eingeschätzt. Im September hat das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft amtlich die frühe AMI-Expertise bestätigt.

Mit vorläufig 11,6 Mio. t Kartoffeln ist schon der Zuwachs von fast 1,0 Mio. t gegenüber dem Vorjahr beachtlich. Das Ergebnis von 2018 wird sogar um 2,7 Mio. t übertroffen. Zum Ernteplus trugen sowohl die Flächenentwicklung als auch ein Ertragszuwachs bei. Die Anbauausdehnung belief sich auf 3.300 ha, so dass insgesamt 275.000 ha Kartoffeln angebaut wurden. In Niedersachsen gab es den größten Zuwachs, nämlich um 3.600 ha auf 123.300 ha. Damit hat sich die Bedeutung des Bundeslandes für die Versorgung mit Kartoffeln noch weiter erhöht. 45 % des deutschen Kartoffelareals befinden sich allein dort. Weniger Kartoffelfläche soll es in NRW geben, was vor Ort aber angezweifelt wird. Ein Ertragszuwachs war 2020 möglich, weil der Witterungsverlauf nicht von ganz so vielen Extremen geprägt war wie in den beiden Vorjahren. Vor allem in Bayern gab es häufiger sogar durchweg besonders gute Witterungsbedingungen. Insgesamt kamen die Erträge im Bundesmittel aber mit 420 dt/ha noch nicht über ein durchschnittliches Ergebnis hinaus.

Vor allem größerer Stärkekartoffelanbau

Für die Analyse relevant ist die Anbauausrichtung. Das Flächenplus fiel vor allem dem Stärkekartoffelanbau zu. Auch wurde ein größeres Areal mit Pflanzkartoffeln bestückt. So bleibt am Ende eine etwas kleiner Fläche für Speise- und Verarbeitungskartoffeln übrig als 2019. Das Areal markiert aber trotzdem den zweithöchsten Stand der vergangenen 12 Jahre. Eine genauere Differenzierung zwischen Speise- und Verarbeitungskartoffeln ist von der amtlichen Statistik nicht vorgesehen

Qualitäten oft nur mäßig

Vielerorts war 2020 ein Drahtwurmjahr. Dazu gesellten sich häufig Probleme mit Drycore, Rhizoctonia oder Schorf. Speisekartoffeln haben aufgrund des Witterungsverlaufs mit hohen Temperaturen viel Sonne und wenig Wasser oft hohe Stärkegehalte. Deren Ernte bei trockenem und warmem Wetter hat in der ersten Phase der Einlagerung regelmäßig für Qualitätseinbußen durch mechanische Beschädigungen gesorgt. Es gibt 2020 einen größeren Unterschied zwischen der Bruttoernte und der tatsächlich zum Abpacken oder Verarbeiten geeigneten Nettoernte. Dabei sind Reaktionen im Lager noch nicht berücksichtigt.

Auch wenn die Nettoernte kleiner ist, bleibt die Marktversorgung zunächst reichlich. Verarbeiter brauchen bekanntlich schon wegen der Corona-bedingten Absatzeinbrüche im Gastrosegment weniger Rohstoff als zunächst geplant. Frischware ist aus dem gleichen Grund im Schälsektor zu viel und drängt mitunter in die Abpackschiene. Dort profitieren die Akteure aber von einer lebhafteren Nachfrage der Verbraucher im Home-Office. Die wird allerdings nicht ausreichen, um die Absatzeinschränkungen für frische Kartoffeln im Export auszugleichen. Wie in Deutschland sind 2020 auch die Ernten in West- und Osteuropa ziemlich groß.

Mehr im Web-Seminar

Wie hier schon kurz dargestellt, sind die Markteinflüsse vielfältig und häufig von den Auswirkungen der Pandemie geprägt. Einen detaillierten Einblick in die Umstände gibt am 22.10.2020 unser Marktexperte Christoph Hambloch im Web-Seminar Wie stark verändert Corona den Kartoffelmarkt 2020/21 “. Wer das verpasst, muss nicht mehr lange auf die Chartsammlung „Fakten und Trends zum EU-Kartoffelmarkt 2020/21“ warten, die es wieder Anfang November im AMI-Shop geben wird.



Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Getreide | Außenhandel

Erste Hürden gegenüber ukrainischen Importen

15.04.2024 (AMI) – Die Verhandlungsführer des Ratsvorsitzes und des Europäischen Parlaments haben sich vorläufig darauf geeinigt, die Aussetzung der Einfuhrzölle und -kontingente für ukrainische Ausfuhren in die EU um ein weiteres Jahr bis zum 05.06.2025 zu verlängern.   Mehr

Deutschland | Getreide | Angebot

Jetzt anmelden zum AMI Web-Seminar Ölsaaten

15.04.2024 (AMI) – Die Rapspreise klettern langsam aus dem Keller während bei Sojabohnen wenig Luft nach oben ist. Hier drückt das reichliche Angebot auf die Kurse. Bei Raps sieht es mit der Marktversorgung knapper aus und auch bei Palmöl geht es aufgrund eines limitierten Angebots aufwärts.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Strukturdaten

Neu erschienen: Die Markt Bilanz Milch 2024

15.04.2024 (AMI) – Der Milchmarkt 2023 war von erheblichen Preisschwankungen gekennzeichnet. Zu Jahresbeginn dominierten im Zuge der hohen Anlieferungsmengen Preisrückgänge das Bild. Erst im Herbst mit dem sinkenden Rohstoffaufkommen erfolgte eine Trendwende und die Preise zogen auf Erzeuger- und Verarbeiterebene erneut an.   Mehr

Welt | Rohmilch | Angebot

2024: Leicht erhöhtes Angebot erwartet

12.04.2024 (AMI) – Für 2024 wird am globalen Milchmarkt mit einem stagnierenden bis leicht erhöhten Milchaufkommen gerechnet. Der internationale Bedarf, vor allem aus China, schwächelt hingegen weiter. Auch im Hinblick auf die globalen Krisenherde wird sich der Milchmarkt 2024 einigen Herausforderungen stellen müssen.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kaum große Weizenimporteure am Markt

11.04.2024 (AMI) – Große Importeure aus Nordafrika oder dem Nahen Osten hielten sich aufgrund des Fastenmonats Ramadan vom Markt fern. Unterdessen stützten mögliche Ausfuhrbeschränkungen Russlands die Notierungen.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Preise

Weltmarktpreise mit leichtem Plus

11.04.2024 (AMI) – Beim ersten GlobalDairyTrade-Tender des Monats April zogen die Preise in Neuseeland überwiegend an.   Mehr

Deutschland | Butter | Angebot

Buttermärkte zeigen sich uneinheitlich

11.04.2024 (AMI) – Die Nachfrage nach abgepackter Butter war je nach Absatzkanal unterschiedlich bei stabilen Preisen. Bei Blockbutter zeigte sich dagegen erneut eine leichte Belebung, dies führte zu steigenden Preisen.   Mehr

Deutschland | Eier | Marktversorgung

Selbstversorgungsgrad bei Eiern in Deutschland gesunken

11.04.2024 (AMI/MEG) – Die deutsche Eierproduktion sank im vergangenen Jahr um gut 1 % unter das Vorjahresniveau. Die Importe von Konsumeiern bezifferten sich 2023 auf 7,65 Mrd. Eier, das waren 6,2 % mehr als 2022.   Mehr

Deutschland | Getreide | Preise

Neue AMI Markt Bilanz Getreide, Ölsaaten, Futtermittel

11.04.2024 (AMI) – Teils qualitativ und quantitativ schlechte Ernten, der Krieg in der Ukraine und die Konflikte im Nahen Osten mit Beeinträchtigungen der Schifffahrtswege beeinflussten die Getreide- und Ölsaatenmärkte. In der Saison 2023/24 überwogen bisher die schlechten Nachrichten. Die Warenströme haben sich verändert mit viel Bewegung an den Märkten. Die Preise gingen auf Talfahrt und stecken im Keller fest. Es ist eine turbulente Zeit für die Branche.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Weiterhin keine Preisänderung beim Schlachtschweinepreis

10.04.2024 (AMI) – Die Überhänge nach den Ostertagen sind mittlerweile größtenteils verarbeitet. Die als durchschnittlich eingestuften Angebotsmengen werden als passend für die stetige Nachfrage eingestuft.   Mehr