Deutschland | Raps | Marktversorgung

Jetzt sind wir schon über 800 EUR/t für Raps

21.01.2022 (AMI) – Die deutsche Rapsernte 2021 fiel unerwartet klein aus, auch wenn sie das Vorjahresergebnis übertrumpfte. Außerdem kam sie mit Verspätung, was den Rapsschrotmarkt durcheinanderwirbelte und selbst im Juli 2021 die Aufschläge für prompte Ware bei 60 Euro je Tonne und damit über 300 Euro je Tonne hielt. Gleichzeitig waren die Meldungen aus dem EU-Umfeld und vom Weltmarkt alles andere als positiv.

Der Einbruch der kanadischen Rapsernte aufgrund der Dürre sorgte für ein großes Defizit am Weltmarkt, dass von anderen Exportländern nur zum Teil aufgefangen werden konnte. Die gleichzeitig nur marginal über dem schwachen Ergebnis des Vorjahres liegende EU-Rapsernte hätte eigentlich mehr Exporte nötig gemacht. Daraus wird wohl nichts werden, die Rapsverarbeitung wird absehbar zurückgehen. Dazu tragen auch die explodierten Energiepreise und die infolgedessen limitierten Transportkapazitäten bei.

Der Rapsmarkt war 2021 von steigenden Preisen und Zurückhaltung der Marktteilnehmer geprägt. Auch die Anbieter agierten angesichts der schwankenden Börsennotierungen zurückhaltend. Die Ölmühlen suchten kaum Ware, da diese sich bereits bis zum Jahresende und darüber hinaus mit Lieferungen aus Deutschland und den angrenzenden osteuropäischen Ländern sowie dem Baltikum abgedeckt hatten. Zudem waren die Vorräte vielerorts schon weit geräumt, vereinzelt lagen nur noch Restmengen auf Lager. In einigen Regionen wurde Anfang November von einem Verkaufstand von bis zu 65 Prozent gesprochen. Unzureichende Transportkapazitäten erschwerten zudem den Handel. Angetrieben von einer weltweit kleinen Rapsversorgung überschritten die Erzeugerpreise im Dezember teilweise sogar die Linie von 700 Euro je Tonne. Gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt ist das ein Plus von knapp 80 Prozent. Nach Ende der Intervention war noch nie ein solches Niveau erreicht worden. Angesichts der attraktiven Gebote wurde bereits ein großer Teil der Ernte 2022 verkauft und einige Rapserzeuger schlossen bereits Kontrakte ex Ernte 2023 ab.

Sehr angespannte Situation

Die zweite Wirtschaftsjahreshälfte wird versorgungstechnisch äußerst angespannt bleiben, selbst wenn die Ölmühlen die Verarbeitung zugunsten anderer Ölsaaten (sofern sie das können) drosseln. Zugleich bleibt der Bedarf, selbst wenn einige Verarbeiter bereits angekündigt haben, die obligatorische Pause zur Instandsetzung auszudehnen. Einen frühzeitigen Landeanflug auf die Rapspreise zur Ernte 2022 wird es kaum geben, zumal der Preisabstand schon jetzt 200 Euro je Tonne beträgt und in einigen Regionen bereits 20 Prozent der Rapsernte 2022 vertraglich gebunden sind. Mit Blick auf die EU-Rapsernte 2021 erwartet Strategie Grains eine Ausdehnung der Winterrapsfläche um 7 Prozent. Das wären – nach 5,23 Millionen Hektar zur Ernte 2021 – rund 5,6 Millionen Hektar zur Ernte 2022. Für Deutschland wird ein Plus von 6 Prozent auf 1,06 Mio. ha erwartet, während in Frankreich deutlich stärkere 17 Prozent auf 1,15 Millionen Hektar prognostiziert werden.

Aktuelle Nachrichten und Analysen zu den Entwicklungen zu den deutschen, europäischen und globalen Ölsaatenmärkten finden Sie in unserem Online-Dienst Markt aktuell Ölsaaten. Nutzen Sie unser Angebot und profitieren Sie vom Expertenwissen.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schweine | Marktversorgung

Leicht rückläufige Schweinefleischproduktion erwartet

17.04.2024 (AMI) – Das Aufkommen an Schlachtschweinen dürfte auch im Jahr 2024 sinken. Entsprechend wird bei der Erzeugung von Schweinefleisch eine erneute Verringerung prognostiziert.   Mehr

Europa | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Paris: Schwacher Euro stützt Raps

17.04.2024 (AMI) – Während die Befürchtungen um eine noch kleinere EU-Rapsernte aufgrund der aktuell ungünstigen Witterungsbedingungen kaum Kurswirkung erzielen, stützt der sehr schwache Eurokurs.   Mehr

Europa | Getreide | Marktprognose

Reichliche Niederschläge reduzieren Areal der Winterungen

15.04.2024 (AMI) – Der EU-Branchenverband Coceral erwartet im März 24 für die EU-27 eine Getreideernte 2024 von insgesamt 275,2 Mio. t.   Mehr

Europa | Getreide | Außenhandel

Erste Hürden gegenüber ukrainischen Importen

15.04.2024 (AMI) – Die Verhandlungsführer des Ratsvorsitzes und des Europäischen Parlaments haben sich vorläufig darauf geeinigt, die Aussetzung der Einfuhrzölle und -kontingente für ukrainische Ausfuhren in die EU um ein weiteres Jahr bis zum 05.06.2025 zu verlängern.   Mehr

Deutschland | Getreide | Angebot

Jetzt anmelden zum AMI Web-Seminar Ölsaaten

15.04.2024 (AMI) – Die Rapspreise klettern langsam aus dem Keller während bei Sojabohnen wenig Luft nach oben ist. Hier drückt das reichliche Angebot auf die Kurse. Bei Raps sieht es mit der Marktversorgung knapper aus und auch bei Palmöl geht es aufgrund eines limitierten Angebots aufwärts.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Strukturdaten

Neu erschienen: Die Markt Bilanz Milch 2024

15.04.2024 (AMI) – Der Milchmarkt 2023 war von erheblichen Preisschwankungen gekennzeichnet. Zu Jahresbeginn dominierten im Zuge der hohen Anlieferungsmengen Preisrückgänge das Bild. Erst im Herbst mit dem sinkenden Rohstoffaufkommen erfolgte eine Trendwende und die Preise zogen auf Erzeuger- und Verarbeiterebene erneut an.   Mehr

Welt | Rohmilch | Angebot

2024: Leicht erhöhtes Angebot erwartet

12.04.2024 (AMI) – Für 2024 wird am globalen Milchmarkt mit einem stagnierenden bis leicht erhöhten Milchaufkommen gerechnet. Der internationale Bedarf, vor allem aus China, schwächelt hingegen weiter. Auch im Hinblick auf die globalen Krisenherde wird sich der Milchmarkt 2024 einigen Herausforderungen stellen müssen.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kaum große Weizenimporteure am Markt

11.04.2024 (AMI) – Große Importeure aus Nordafrika oder dem Nahen Osten hielten sich aufgrund des Fastenmonats Ramadan vom Markt fern. Unterdessen stützten mögliche Ausfuhrbeschränkungen Russlands die Notierungen.   Mehr

Welt | Milch & Milchprodukte | Preise

Weltmarktpreise mit leichtem Plus

11.04.2024 (AMI) – Beim ersten GlobalDairyTrade-Tender des Monats April zogen die Preise in Neuseeland überwiegend an.   Mehr

Deutschland | Butter | Angebot

Buttermärkte zeigen sich uneinheitlich

11.04.2024 (AMI) – Die Nachfrage nach abgepackter Butter war je nach Absatzkanal unterschiedlich bei stabilen Preisen. Bei Blockbutter zeigte sich dagegen erneut eine leichte Belebung, dies führte zu steigenden Preisen.   Mehr