Welt | Schweine | Handel

China hat den Tiefpunkt vorerst durchschritten

04.11.2021 (AMI) – Mit der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist die Erzeugung von Schweinefleisch in China in den vergangenen Jahren komplett eingebrochen. Nachdem noch 2018 jährlich mehr als 54 Mio. Schweinefleisch im Land der Mitte erzeugt wurden, erreichte die Produktion 2020 mit rund 36 Mio. t ihren vorläufigen Tiefststand. Aktuelle Prognosen vom Amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) erwarten für 2021 eine deutliche Steigerung.

Seit dem Ausbruch der ASP setzt China auf Modernisierung, auf die Etablierung von Großbetrieben und einer aktiven Bekämpfung der Tierseuche. So wurden etwa die meisten Kleinstbetriebe und Hinterhofhaltungen geschlossen, weil dort kein Schutz vor der Schweinepest zu gewährleisten war. Stattdessen wird auf immer größere Betriebe und Schweinehochhäuser mit teilweise zehn oder mehr Etagen gesetzt. 2021 machte sich dies erstmals auch bei den Produktionszahlen bemerkbar. Nach vorläufigen Zahlen wurde rund 46 Mio. t Schweinefleisch erzeugt, ein Anstieg um gut ein Viertel gegenüber dem Vorjahr.

Das Wachstum kommt zum Erliegen

Nachhaltig war diese Entwicklung, zumindest nach aktuellen Daten, allerdings nicht. Vielmehr scheint das Arbeiten für chinesische Mäster aktuell nicht wirtschaftlich. Einerseits entstehen bei dieser Form der Haltung generell hohe Kosten, etwa für Energie und die biologische Sicherheit. Zudem steigen global die Futtermittelpreise. Andererseits sind auch die Erlöse für die Mäster zuletzt deutlich geschrumpft. Wurde vor wenigen Jahren umgerechnet noch rund 6 EUR/kg für ein Schlachtschwein erlöst, lag der Preis zuletzt nur noch knapp über 2 EUR/kg.

Die unmittelbare Folge dieser Entwicklung ist nun, dass viele Landwirte ihre Tiere frühzeitig abliefern und nur in reduziertem Maße wieder aufstocken. Einerseits wird das Angebot dadurch im laufenden Jahr größer und die Preise stehen weiter unter Druck. Andererseits kommt das Wachstum zum Erliegen, für das kommende Jahr wird bereits wieder ein Rückgang der Schweinefleischerzeugung erwartet. Erschwerend kommt hinzu, dass es auch immer wieder Nachrichten über die Ausbreitung der ASP gibt. Dies führt zu weiterer Verunsicherung, was die mittelfristige Planung angeht.

Lieferungen aus der EU nehmen ab

Der chinesische Markt und die dortigen Entwicklungen wirken sich unmittelbar auch auf den europäischen Markt aus. So nahmen die Exporte aus der EU im laufenden Jahr erstmals seit 2018 wieder ab. Einerseits wurde wieder mehr Schweinefleisch in China selbst erzeugt, andererseits kam es auch immer wieder zum Entzug von Lizenzen in verschiedenen europäischen Ländern. Für 2022 wird hier zwar wieder ein steigender Importbedarf prognostiziert, die niedrigen Preise und der generell schwierige Marktzugang dürften aber auch 2022 noch zu spüren sein.

Aktuell bedeutet das für die EU, dass deutlich mehr Schweinefleisch im Staatenbündnis verbleibt. In der ersten Jahreshälfte konnte Spanien den Wegfall Deutschlands als Exportnation noch teilweise kompensieren, zuletzt brachen aber auch dort die Exporte ein. Im März erreichten die Liefermengen mit rund 188.000 t ihren Höhepunkt, im September lieferte Spanien nur noch gut 70.000 Schweinefleisch nach China. Ob sich die Lage im kommenden Jahr wieder dreht, bleibt dabei abzuwarten. Mit Brasilien drängt ein weiterer Lieferant verstärkt nach Asien, die Liefermengen aus den USA sind vergleichsweise stabil. Doch selbst wenn wieder mehr Schweinefleisch aus der EU im Land der Mitte sein Ziel findet, werden die hohen Preise der vergangenen Jahre wohl nicht mehr zu erzielen sein.

Aktuelle Nachrichten und Analysen zu den Entwicklungen zu den deutschen, europäischen und globalen Schlachtschweinemärkten finden Sie in unserem neuen Online-Dienst Markt aktuell Vieh und Fleisch. Nutzen Sie unser Angebot.





Beitrag von Dr. Tim Koch
Marktexperte Fleisch- und Geflügelwirtschaft

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinepreis erneut unverändert

03.04.2024 (AMI) – Trotz der kürzeren Schlachtwochen um Ostern halten sich die Überhänge an Schlachtschweinen in engen Grenzen, nur vereinzelt ist das Angebot etwas zu groß. Von Seiten einiger Schlachtunternehmen wird allerdings Druck ausgeübt, teilweise werden auch die Mengen gekürzt.   Mehr

Europa | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Paris: Rapskurse auf Wochensicht schwächer

03.04.2024 (AMI) – Die erste Schätzung der EU-Kommission über die EU-Ölsaatenbilanz 2024/25 zog die Kurse jüngst wieder nach oben. Die EU-Rapsernte dürfte demnach geringer als in der laufenden Saison ausfallen.   Mehr

Deutschland | Geflügel | Erzeugung

Geflügelproduktion in Deutschland leicht ausgeweitet

03.04.2024 (AMI/MEG) – Nachdem die Geflügelfleischproduktion in Deutschland zu Jahresbeginn 2023 die Vorjahreswerte 2022 noch leicht verfehlte, stabilisierte sich die Produktion zur Jahresmitte hin. In den ersten sechs Monaten wurden mit 770.918 t Geflügelfleisch noch 0,1 % weniger erzeugt als von Januar bis Juni 2022.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Marktprognose

IGC: Rapserzeugung 2024/25 verfehlt Vorjahresergebnis

02.04.2024 (AMI) – Im Zuge seines jüngsten monatlichen Berichts veröffentlicht der Internationale Getreiderat seine erste Schätzung zur globalen Versorgungsbilanz mit Raps im kommenden Wirtschaftsjahr.   Mehr

Deutschland | Ölsaaten | Außenhandel

Deutsche Rapsimporte über Vorjahr

02.04.2024 (AMI) – Deutschland importierte in der ersten Wirtschaftsjahreshälfte der Saison 2023/24 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 3,5 Mio. t Raps und damit so viel wie seit 2020 nicht mehr.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milchpreise 2023: Zweithöchstes Ergebnis

28.03.2024 (AMI) – Die Preise für konventionell erzeugte Milch sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Dennoch wurde ein Ergebnis jenseits der 40-Cent-Marke erzielt.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Weizen zwischenzeitlich auf 1-Monatshoch

28.03.2024 (AMI) – Meldungen aus der Schwarzmeerregion ließen die Kurse ein Zwischenhoch erreichen, das allerdings nicht gehalten werden konnte.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Angebot

Einsetzende Stabilisierung an den Pulvermärkten

28.03.2024 (AMI) – Die Abwärtsbewegung, die in den vergangenen Wochen die Märkte für Milch- und Molkenpulver bestimmte, ist in der Osterwoche zum Stillstand gekommen. Magermilchpulver in Lebensmittelqualität und Molkenpulver wurden etwas niedriger notiert, die Notierungen für Vollmilchpulver und Magermilchpulver in Futtermittelqualität scheinen ihren Boden gefunden zu haben.   Mehr

Deutschland | Schweine | Import

Deutschland führt wieder mehr Schweine ein

27.03.2024 (AMI) – In den vergangenen Jahren wurden immer weniger Schweine nach Deutschland importiert. Dieser Trend hat sich im Jahr 2023 gedreht und die Einfuhren von Schweinen in unser Land steigen nun wieder.   Mehr

Welt | Vieh & Fleisch | Marktversorgung

Globaler Anstieg der Erzeugung von Hähnchenfleisch erwartet

27.03.2024 (AMI) – Für das Jahr 2024 wird in der aktuellen Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums eine Erhöhung der weltweiten Erzeugung von Hähnchenfleisch prognostiziert.   Mehr