Deutschland | Kartoffeln | Preise

Rekordpreise für Pflanzkartoffeln

20.02.2019 (AMI) – So hoch wie in dieser Saison waren Pflanzkartoffelpreise wohl noch nie. Schon die Herbstpreise hielten ein Rekordniveau. Mit ebenfalls rekordverdächtigen Aufschlägen von 4,00 bis 9,00 EUR/dt für die Überwinterung tun dies nun die Frühjahrspreise.

Pflanzgut wurde zwar im Vorjahr erneut auf einer größeren Fläche vermehrt, ertragsbedingt gibt es aber viel weniger Ausgangsmaterial für die Ernte 2019 als im Vorjahr. Die Vermehrungsfläche, die mit Erfolg feldgeprüft wurde, wuchs von 16.341 ha auf 16.909 ha. Allerdings gab es gleich zur Pflanzzeit Probleme. Im Norden waren viele Flächen zunächst stark vernässt. Dann gab es bekanntlich bundesweit viel zu wenig Regen und es war zu heiß. Auf den meisten Vermehrungsflächen fiel die Ernte unterdurchschnittlich aus. Frühsommertrockenheit sorgte für einen kleinen Knollenansatz und grobe Kaliber. Unter Beregnung und auf einigen wenigen Ausnahmestandorten gab es aber auch bessere Ergebnisse.

In dieser Saison lässt einerseits ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage hohe Pflanzgutpreise zu, die aber andererseits auch von den Vermehrern zur Erlössicherung erforderlich sind, um die kleinen Erträge auszugleichen. Viele Sorten im frühen Segment waren im Herbst schon weitgehend vergriffen. Bei den Bestellungen fürs Frühjahr waren die Zusagen der Lieferanten zunächst sehr vorsichtig. Garantiert bekamen Käufer zunächst häufiger nur 80 % der bestellten Menge, der Rest bleibt abzuwarten, bis man weiß, was noch aus den Lägern kommt. Teils ist aber auch von vorneherein zu wenig da.

Sehr frühe Sorten werden dieses Jahr zu einem mittleren Spitzenpreis im Großhandel und ab Station von rund 61,00 EUR/dt verkauft. Frachten, die auch teurer wurden und Handelsspannen kommen für den Erzeuger noch hinzu. Gegenüber 2017 sind Pflanzkartoffeln rund 12,70 EUR/dt teurer. Da frühe Sorten fast genauso teuer gehandelt werden, war deren Aufschlag mit fast 15,00 EUR/dt noch höher, genau wie der von mittelfrühen Speisesorten. Die Preise für Verarbeitungsrohstoff kletterten meistens bei weitem nicht so stark in die Höhe. Sie sind aber auch knapp, was in Regionen mit Verarbeitungskartoffelanbau und -absatz auch dazu geführt hat, dass viele Doppelnutzungssorten reißenden Absatz finden – zumindest für die Vermarktung im Sommer.

Aus Gesprächen mit Erzeugern und Erzeugergemeinschaften lässt sich ableiten, dass der Kartoffelanbau 2019 insgesamt wohl nicht nennenswert schrumpfen wird, obwohl Pflanzkartoffeln knapp sind. Wer kann, hat immer etwas Nachbau in petto. Außerdem werden die groben Knollen diese Saison in mehr Gebieten und in größerem Umfang geschnitten. Für den Konsumkartoffelanbauer ohne vertragliche Absicherung wird der Anbau 2019 zu einem großen Wagnis. Die Anbauflächen in Nordwesteuropa sind wohl auch diese Saison so groß, dass sie bei optimalem Witterungsverlauf für eine Rekorderntemenge gut sind. Aber wer weiß schon, wie das Wetter wird. Stand Februar gibt es in vielen Regionen immer noch ein Niederschlagsdefizit.

Zusammenstellung der detaillierten Preisliste

Für AMI-Kunden steht ab sofort wieder die Liste der Pflanzgutpreise nach Sorten, soweit von den Sortenschutzinhabern bekannt gegeben, bereit. Sie wird sowohl online im Markt Aktuell Kartoffeln oder im Bericht Markt Woche Kartoffeln veröffentlicht. Beide Angebote halten unsere Kunden auch ansonsten über alle Entwicklungen auf dem nationalen und internationalen Kartoffelmarkt auf dem Laufenden.




Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Milch & Milchprodukte | Erzeugung

Produktion in der EU gestiegen

15.03.2024 (AMI) – Mit einer geringfügig zunehmenden Milcherzeugung stieg auch die Produktion von Molkereiprodukten in der EU im Jahr 2023. Magermilchpulver war das einzige Erzeugnis mit einem Rückgang.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kurzzeitige Exporthoffnung stützte Kurse

14.03.2024 (AMI) – Die Hoffnung auf höhere Preise stieg mit der Veröffentlichung von Weizenausschreibungen aus Ägypten, Jordanien und Algerien. Die Konkurrenz aus Russland und auch der Ukraine ist derzeit jedoch zu groß. Weizen aus der Schwarzmeerregion wird oftmals aufgrund der deutlich günstigeren Preise präferiert.   Mehr

Deutschland | Kartoffeln | Marktversorgung

Große Herausforderungen am Kartoffelmarkt

14.03.2024 (AMI) – Die Entwicklungen am Kartoffelmarkt sind bisher schon sehr dynamisch. Rekordpreise bezogen auf die Jahreszeit wurden längst erreicht. Christoph Hambloch erklärt in einem Web-Seminar wie prekär die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung sind.   Mehr

Europa | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Strukturwandel setzt sich fort

14.03.2024 (AMI) – Im vergangenen Jahr hat sich der Bestandsrückgang bei den Milchkühen in der EU-27 weiter fortgesetzt. Bereits seit 2016 sinkt die Tierzahl stetig.   Mehr

Deutschland | Butter | Angebot

Butter uneinheitlich notiert

14.03.2024 (AMI) – Die erhöhte Nachfrage nach abgepackter Butter hielt Mitte März weiter an. Auch Blockbutter wurde umfangreich abgerufen. Die Notierung entwickelte sich uneinheitlich.   Mehr

Europa | Schweine | Tierbestand

Etwas weniger Schweine in der EU gehalten

13.03.2024 (AMI) – Nachdem die Schweinebestände in der EU in den vergangenen Jahren stark eingebrochen waren, konnte diese Entwicklung 2023 verlangsamt werden. Mit 133,6 Mio. Schweinen wurden im November/Dezember nur 0,6 % weniger Tiere erfasst als bei der Erhebung im Jahr zuvor.   Mehr

Europa | Rinder | Tierbestand

Europaweit weniger Rinder gehalten

13.03.2024 (AMI) – Bei den Viehbestandserhebungen wurden in der EU geringere Rinderbestände bei den Winterzählungen 2023 festgestellt. In der Summe sank die europäische Rinderherde gegenüber dem Vorjahr im Jahr 2023 um 1,3 % auf 73,8 Mio. Rinder.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinemarkt überwiegend ausgeglichen

13.03.2024 (AMI) – Das Angebot an Schlachtschweinen scheint in der laufenden Woche etwas zuzunehmen, lässt sich aber dennoch ohne Probleme absetzen. Dabei liegen die Gewichte häufig auf einem relativ hohen Niveau, aufgrund des kleinen Ferkelangebotes bleiben die Schweine etwas länger im Stall.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Preisentwicklung Ölschrote

Chicago: Sojabohnen im Aufwind

13.03.2024 (AMI) – Die US-Sojakurse bekommen Unterstützung von den nach unten korrigierten Prognosen zur brasilianischen Ernte. Begrenzt werden die Gewinne durch die schwindende Nachfrage. Die Kurse bleiben damit weiter dicht am 3-Jahrestief.   Mehr

Europa | Ölsaaten | Außenhandel

EU-Rapsimporte ein Drittel unter Vorjahresniveau

11.03.2024 (AMI) – Im laufenden Wirtschaftsjahr 2023/24 sind die Rapseinfuhren in die EU-27 bislang deutlich zurückgegangen, nachdem sie in der vorangegangenen Saison merklich gestiegen waren.   Mehr