Welt | Futtergetreide | Marktversorgung

Deutscher Maismarkt wieder auf Importe ausgerichtet

16.10.2019 Die Maissaison 2019/20 beginnt mit getrübten Ernteaussichten auf der Nordhalbkugel sowie anhaltenden Spannungen in den Handelsbeziehungen mit den USA. Während das eine für feste Notierungen sorgt, belastet das US-Überangebot. In diesem Spannungsfeld beginnt in Deutschland die Körnermaisernte, die bislang unter keinem guten Stern stand. Neben den schwachen Erträgen sind nun auch noch die Erzeugerpreise abgesackt und die Ukraine steht erneut mit immensen Exporten in den Startlöchern.

Weltweit geringere Ernte

Der internationale Getreiderat IGC hat seine Prognose zur weltweite Maiserzeugung 2019/20 gegenüber Vormonat leicht gesenkt. Mit 1,099 Mrd. t werden aktuell 31 Mio. t weniger erwartet als im Vorjahr mit 1,13 Mrd. Diese Abnahme ist vor allem auf kleinere Ernten in den USA, in der EU-28 sowie in der Ukraine zurückzuführen. Nur in Brasilien soll es 2019/20 mehr Mais geben als im Vorjahr. Mit Anfangsbeständen in Höhe von 326 Mio. t wird das globale Gesamtangebot an Mais auf 1,4 Mrd. t geschätzt, 4 Mio. t unter Vorjahresniveau. Dieser Umstand wird der Nachfrage aber keinen Abbruch tun; mit 1,14 Mio. t wird der Weltverbrauch nur marginal unter Vorjahreshöhe taxiert. Das Minus in Chinas Futterverbrauch, hervorgerufen durch die grassierende Schweinegrippe, und in der EU aufgrund der komfortablen Versorgung mit Gerste und Weizen, wird durch einen Verbrauchsanstieg in Südamerika sowie insgesamt einem Nachfrageplus in der industriellen Verwertung ausgeglichen. Auch der weltweite Handel wird mit geschätzten 165 Mio. t nahe am vorjährigen Rekordniveau bleiben, wobei die USA Exportanteile an Brasilien abgeben werden.

Schleppender Erntestart in Deutschland

Die Vermarktung von neuerntigem Getreide läuft stetig, aber nicht so kraftvoll wie vor einem Jahr. Neben der etwas geringeren Nachfrage sind es auch die logistischen Probleme, die den Warenfluss bremsen. Die Niedrigwasserproblematik dürfte mit den jüngsten Regenfällen vom Tisch zu sein, aber Frachtraum, besonders auf der Straße, bleibt knapp und teuer. Neugeschäfte laufen jetzt erst wieder spürbar an, nachdem im August und September vor allem Kontrakte abgewickelt wurde. Die Aussicht auf Gerstenexport Richtung Saudi-Arabien beflügelte den Futtergetreidemarkt. Lebhafte Weizenexportgeschäft führten am Terminmarkt zu steigenden Kursen, wovon Mais kaum profitieren konnte. Hier sorgt die anlaufende Ernte für Preisdruck. Anfang Oktober erhielten Erzeuger Gebote um 145 EUR/t frei Erfasser für neuerntigen Körnermais und 170 EUR/t für alterntige Ware, die allerdings so gut wie ausverkauft ist. Aufgrund der unsicheren Ertragsentwicklung haben sich Erzeuger zuletzt nicht mehr von Mais getrennt und halten die Partien als Puffer, sollte die Ernte 2019 niedrige Ergebnisse bringen, zurück.

Körnermais billiger, Silomais teurer als im Vorjahr

Gleichzeitig verliert Mais gegenüber Futterweizen und -gerste an Wettbewerbsfähigkeit. Beide Rohstoffe sind, trotz zuletzt anziehender Preise, weiterhin teils deutlich billiger als Mais und das obgleich er auf Großhandelsebene an Wert eingebüßt hat. Seit Monatsbeginn dominieren die Gespräche über die Maisernte 2019, alterntige Partien rutschen aus dem Fokus. Auch die Preise am Kassamarkt spiegeln auf Großhandelsebene nur noch die Ernte 2019 wider und dafür wird durchweg 10 EUR/t weniger geboten als noch Ende September für alterntige Partien. In der 41. KW wurden franko Südoldenburg 183 EUR/t genannt und damit 12 EUR/t weniger als im Oktober 2018.

Detaillierte Preisreihen über Brot- und Futtergetreide und Futtermittel sowie neueste Meldungen und Analysen der Getreidemärkte in In- und Ausland finden Sie täglich in unserem Online-Dienst Markt aktuell Getreide oder einmal die Woche in unserer Markt Woche Getreide. Damit sind Sie stets bestens über die aktuellen Entwicklungen informiert. Sie sind noch kein Kunde? Hier geht es zum Shop.


Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Milch & Milchprodukte | Anlieferung

Stabile Milchanlieferung in der EU

26.04.2024 (AMI) – Unter Berücksichtigung des Schalttages lieferten die Landwirte in der EU-27 im Februar in etwa die gleiche Menge Milch an die Molkereien wie im Vorjahresmonat. Zwischen den Mitgliedstaaten gab es uneinheitliche Entwicklungen. Frankreich übertraf zum ersten Mal seit November 2022 die Vorjahreslinie.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kälteeinbruch treibt Kurse

25.04.2024 (AMI) – Vor allem Kontrakte auf die Ernte 24 tendierten deutlich fester. Der Wintereinbruch in weiten Teilen Europas nach der vegetationstreibenden, warmen, ersten Aprilhälfte schürt die Sorgen um Ertragseinbußen.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktversorgung

Die Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2024

25.04.2024 (AMI) – Nachdem die Bestände an Schlachtschweinen in den Vorjahren drastisch gesunken waren, konnte diese Entwicklung 2023 deutlich verlangsamt werden. Unter anderem wegen des geringen Angebotes an schlachtreifen Tieren im vergangenen Jahr wurden im Sommer Rekordpreise erreicht.   Mehr

Deutschland | Konsummilch | Verbrauch

Pro-Kopf-Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen sinkt weiter

25.04.2024 (AMI) – Wie aus Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hervorgeht, nahm der Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen im Jahr 2023 ab und setzte damit den 2015 begonnenen Trend fort.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Nachfrage

Wenig Bewegung an Pulvermärkten

25.04.2024 (AMI) – An den Märkten für Milch- und Molkenpulver verliefen die Geschäfte Ende April überwiegend in ruhigen Bahnen. Lediglich an Molkenpulver in Lebensmittelqualität bestand ein gewisses Kaufinteresse. Ansonsten fiel die Nachfrage bei zumeist unveränderten Preisen gedämpft aus.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Kein Spielraum für Preisanpassungen am Schlachtschweinemarkt

24.04.2024 (AMI) – Der Markt für Schlachtschweine ist regional etwas ausgeglichener als in den Vorwochen, Überhänge werden nur noch sehr vereinzelt gemeldet. Dennoch fehlt es an echten Impulsen, weshalb die Schlachthöfe auch weiter Abschläge fordern.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Wettermärkte treiben Sojanotierung

24.04.2024 (AMI) – Prognostizierte Niederschläge in den USA stützen die Sojakurse, da die Aussaat verzögert werden könnte. Unterstützung bieten zudem lebhafte Kontraktkäufe nach dem 7-Wochentief.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugung

Schweinemast bleibt wirtschaftlich

24.04.2024 (AMI) – Die Schlachterlöse für Schweine haben sich im April auf dem zuvor erreichten hohen Preisniveau stabilisiert. Damit ist für die Mäster bei einer fast unveränderten Kostenstruktur ein auskömmliches Einkommen in der Schweinemast erreichbar.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Nachfrage

Langsamerer Rückgang beim Fleischverzehr erwartet

24.04.2024 (AMI) – Bereits seit dem Jahr 2018 fällt der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch Jahr für Jahr. Allerdings wird in der Schätzung für das aktuelle Jahr von einer geringeren Abnahme ausgegangen.   Mehr

Europa | Verarbeitungsware | Markttrends

Knapp versorgte Kartoffelmärkte

22.04.2024 (AMI) – Ein weiteres Hochpreisjahr läuft bei Speisekartoffeln sehr bald und bei Verarbeitungsrohstoff wohl auch früher als gewünscht aus. Hersteller von Kartoffelprodukten fürchten erneute Versorgungslücken beim Rohstoff bis zur neuen Ernte. In Westeuropa wurde bisher zu wenig gepflanzt. Dabei ist die Produktnachfrage groß.   Mehr