Deutschland | Öko-Landbau | Angebot

Trockenheit verknappt Bio-Futter

26.07.2018 (AMI) – Die lang anhaltende Trockenheit in Deutschland und den Nachbarländern sorgt bei den Bio-Rinderhaltern für Probleme bei der Futterversorgung. So werden Bio-Absetzer aus der Mutterkuhhaltung verkauft statt gemästet, und auch die ersten Bio-Milchkühe kommen früher zur Schlachtung als geplant. Die Schweine- und Geflügelhalter dagegen warten noch auf die tatsächlichen Getreideerntemengen mit der entsprechenden Preisfindung.

Auswirkungen eher bei Fleischrindern als bei Milchkühen

Wiesen und Weiden im Norden verdorren, häufig konnte nur der erste, manchmal ein zweiter Schnitt eingefahren werden. Für einen dritten Schnitt muss teilweise neu eingesät werden, was Geld und vor allem Zeit kostet. Das Winterfutter ist also im gesamten Norden und Osten knapp.

Ungefähr die Hälfte der Bio-Milchkühe stehen im vergleichsweise wenig von der Trockenheit geplagten Bayern, weitere 15 % in Baden-Württemberg, was deutschlandweit am meisten Regen abbekommen hat. Im Norden und Osten allerdings ist der Grünlandaufwuchs so spärlich, dass auch auf den Weiden teilweise schon zugefüttert werden muss. Das bedeutet, dass die Betriebe dort ihre Herden aussortieren und anfangen Milchkühe zeitiger zur Schlachtung zu bringen als geplant. Die Auswirkungen am Bio-Milchmarkt werden kleiner sein als am konventionellen Milchmarkt, allein weil zwei Drittel in Regionen mit ausreichend Futter stehen. Trotzdem dürfte sowohl die Milchleistung als auch die Zahl der Kühe kaum weiterwachsen.

Futtergetreideangebot nur durch Umstellungsware ausreichend

Das Bio-Futtergetreideangebot könnte trotz niedriger Erträge ähnlich groß ausfallen wie im vergangenen Jahr. Die 2016 und 2017 umgestellten Betriebe fahren jetzt ihre erste bzw. zweite Ernte ein – so dass deutlich mehr Umstellungsgetreide anfällt als in den Vorjahren. Dieses kann nach EU-Bio-Verordnung zu 30 % in den Futterrationen eingesetzt werden, aber darf noch nicht als Speiseware verkauft werden. Und haben 2016 vor allem Milchviehbetriebe die Umstellung begonnen, waren 2017 durchaus auch viele Ackerbaubetriebe dabei. Und diese Mehrmengen an Bio-Getreide werden für die neu aufgestallten Bio-Geflügel- und -Schweinebestände auch dringend gebraucht. Bio-Milchkühe erhalten zwar weniger Kraftfutter als die Kühe auf konventionellen Betrieben, aber auch sie benötigen hochgerechnet zwischen 130.000 und 150.000 t Bio-Futtergetreide.

Bio-Getreide fließt, wie konventionelles Getreide auch, zu rund zwei Dritteln ins Futter. Die Erntemengen an Bio-Getreide in Deutschland schwankten in den vergangenen Jahren zwischen 680.000 t 2014 und 760.000 t im vergangenen Jahr 2017. Mit den größeren Flächen war eine größere Erntemenge erwartet worden, die Trockenheit macht diese Erwartung aber wieder zunichte. Vorschläge der Branche, den Anteil Umstellungsware für dieses Ausnahmejahr zu erhöhen, sind noch nicht entschieden. Für eine ausreichende Futterversorgung der größeren Tierbestände - auch mit einem kleineren Importanteil - wären Ausnahmegenehmigungen hilfreich.

Sie wollen immer über den aktuellen Bio-Markt informiert sein? Dann abonnieren Sie unseren AMI Markt aktuell Öko-Landbau.

Beitrag von Diana Schaack
Marktexpertin Öko-Landbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Öko-Landbau | Strukturdaten

Bio-Anteil steigt in deutscher Tierproduktion

18.10.2023 (AMI) – Die Bio-Eiererzeugung ist 2023 gestiegen. Rund 2 Mrd. Bio-Eier wurden erzeugt, das waren 13,5 % der gesamten deutschen Eierproduktion.   Mehr

Deutschland | Öko-Landbau | Bodennutzung

Höhere Preise – ähnliche Mengen

11.10.2023 (AMI) – Die Bio-Produktion ist 2022 nur noch wenig gewachsen – dennoch haben die Bio-Landwirte 11 % höhere Erlöse erzielt.   Mehr

Deutschland | Öko-Landbau | Strukturdaten

Höhere Preise – ähnliche Mengen: Bio-Strukturdaten veröffentlicht

26.09.2023 (AMI) – Die Bio-Produktion ist 2022 nur noch wenig gewachsen – dennoch haben die Bio-Landwirte 11 % höhere Erlöse erzielt. Die Erzeugerpreise sind im Inflationsjahr 2022 deutlich stärker gestiegen als die landwirtschaftliche Produktion.   Mehr

Deutschland | Öko-Landbau | Strukturdaten

Bio-Flächenwachstum (aus)gebremst?! – Der Strukturdatencheck

06.09.2023 (AMI) – Die deutsche Bio-Fläche ist auch im Jahr 2022 gewachsen und beläuft sich nach den aktuellen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) auf knapp 1,9 Mio. ha, 3,2 % mehr als im Vorjahr. Bei welchen Kulturen lässt sich das größte Wachstum beobachten? Wie viel haben die Landwirte verdient?   Mehr

Deutschland | Öko-Landbau | Markttrends

Start des BÖL-Projektes „Die Wirtschaftlichkeit der (Bio)-Direktvermarktung (WiBiDi)

23.08.2023 (FiBL/AMI/Bioland) - Der Kundenstamm von Menschen, die ökologische und regionale landwirtschaftliche Produkte direkt beim Erzeugenden kaufen, wächst. Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung dieses Betriebszweiges sind jedoch nur lückenhaft vorhanden. Das will das Projekt Wirtschaftlichkeit der (Bio)-Direktvermarktung (WiBiDi) jetzt ändern.   Mehr

Deutschland | Bio-Getreide | Kennzahlen

Bio-Getreide oft als Tierfutter verwendet

18.08.2023 (AMI) – 2022 wurden rund 100.000 t weniger Bio-Getreide verbraucht als noch 2021, so eine erste AMI-Schätzung über den Bio-Getreideverbrauch.   Mehr

Deutschland | Bio-Eier | Betriebsstruktur

Mal zu wenig, mal zu viele Bio-Eier

04.08.2023 (AMI) – In den ersten vier Monaten des Jahres 2023 wurden in Deutschland in Betrieben ab 3.000 Haltungsplätzen 596,8 Mio. Bio-Eier gelegt.   Mehr

Deutschland | Bio-Kartoffeln | Marktversorgung

Die Pfalz dominiert bei Bio-Frühkartoffeln

27.07.2023 (AMI) – Aktuell setzt der Handel in punkto Bio-Frühkartoffeln primär auf die Pfalz, und das mit losschaliger Ware. Importe spielen keine Rolle mehr. Vor Ende Juli bzw. Anfang August wird im LEH kaum mit Ware aus anderen Regionen gerechnet. Die Preise sind auf hohem Niveau stabil.   Mehr

Europa | Öko-Gartenbau | Bodennutzung

Dänemark: Knapp ein Viertel der Zwiebelfläche ist bio

06.07.2023 (AMI) – Die Anbaufläche für Bio-Zwiebeln in Dänemark wird laut der europäischen Fachgruppe „Euronion“ im Jahr 2023 voraussichtlich um 46 ha auf insgesamt 384 ha steigen.   Mehr

Deutschland | Bio-Getreide | Haushaltsnachfrage

Verkäufe mit Bio-Brot weiterhin im Minus

22.06.2023 (AMI) – Bei Bio-Brot und -Backwaren zeichnen sich über die Jahre gesehen weitreichende Verschiebungen in den Essgewohnheiten ab. Das klassische Brot wird immer mehr und mehr von frischen Backwaren wie Brötchen oder Baguette eingeholt. Dabei kaufen die Haushalte immer häufiger abgepacktes Brot im LEH statt Frisches an der Theke, so die AMI-Analyse des GfK-Haushaltspanels.   Mehr