Bio-Eier und -Geflügel in der Kostenfalle
Erneut sind die Lohn- und Futterkosten gestiegen. Außerdem trat die neue Bio-Verordnung in Kraft und mit ihr die 100-prozentige Bio-Fütterung für ausgewachsenes Bio-Geflügel. Das Angebot an Bio-Geflügelfutter ist knapp, da Eiweißkomponenten nur in zu kleinen Mengen zur Verfügung stehen. Die AMI beobachtet bei Bio-Legehennenfutter allein seit September einen Anstieg von rund 60 EUR/t auf nun mehr als 620 EUR/t. Die-100-prozentige Bio-Fütterung und der damit verbundene Wegfall konventioneller Proteinkomponenten wie Kartoffelstärke und Maiskleber, die zu 5 % dem Geflügelfutter beigemischt werden konnten, entstehen auch weitere Probleme in der Futterversorgung insgesamt. Bio-Legehennen müssen ab der 18. Woche mit 100 % Bio-Futter gefüttert werden. Mastgeflügel gilt generell als Junggeflügel, darf also weiter mit 5 % konventionellem Eiweiß zugefüttert werden.
Weitere Kostensteigerungen belasten die Bio-Hennenhalter, genauso wie die Mastgeflügelhalter. So wurde vielfach von den Verteuerungen von Energie, Logistik, Arbeitskosten und insbesondere von Verpackungsmaterial berichtet. Auch die Junghennenpreise zogen deutlich an. All dies belastet die Rentabilität der Bio-Eier- und Geflügelproduktion sehr. Mit dem Jahreswechsel konnten zwar einige Anbieter etwas höhere Kontraktpreise für Bio-Eier bei Lieferung an den Lebensmitteleinzelhandel realisieren, eine vollständige Kompensation der Kostensteigerungen erscheint aber schwierig.
Dabei erfreuen sich Bio-Eier auch im vierten Quartal des Jahres 2021 bei den Konsumenten großer Beliebtheit. Speziell im absatzstarken Weihnachtsgeschäft war die Angebotsdecke an Bio-Eiern recht dünn. Dies ist bemerkenswert, denn immer mehr Bio-Eier aus deutscher Produktion standen am Markt zur Verfügung. Insgesamt wurden von Januar bis November 2021 über 1,56 Mrd. Bio-Eier erzeugt, das waren 10,1 % mehr als in den ersten elf Monaten des Jahres 2020. Weiterhin konzentriert sich der Absatz von Bio-Eiern stark auf den Lebensmitteleinzelhandel. Schwächelt dieser, so wie kurz nach dem Jahreswechsel, kann die laufende Erzeugung nicht immer reibungsfrei vermarktet werden. Trotz generell positiver Absatzprognosen ist die Branche zunehmend mit enormen Kostensteigerungen konfrontiert. Der Bio-Geflügelverkauf ist 2021 um 13 % gestiegen, deutlich weniger als im starken Vorjahr. Auch dort verlagert sich der Verkauf immer stärker in den Lebensmitteleinzelhandel. Dadurch haben es manche Direktvermarkter schwerer, ihre Masthähnchen zu verkaufen, weil die Verbraucherpreisunterschiede immer größer werden. Der durchschnittliche Verbraucherpreis für Bio-Geflügel lag 2021 mit 13,47 EUR/kg auf dem höchsten Niveau seit 2018.
Mit der neuen EU-VO kommt nicht nur ein strengeres Fütterungsregime, sondern auch neue Anforderungen an Platz. Da Wintergärten/Veranden nicht mehr zur Stallfläche zählen, müssen die Betriebe umbauen und entweder weniger Tiere halten, die Wintergärten vom Außenklima abschirmen, oder – und dafür dürften sich viele entscheiden – erhöhte Ebenen und Sitzstangen in den Stall einbauen, um den Tieren mehr Platz zu geben.
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Diana Schaack
Bereichsleiterin Öko-Landbau
Tel. (0228) 33805-270
Autorin von verschiedenen Produktstudien und Fachbeiträgen zum Ökomarkt, vielfältige Kontakte zu nationalen und internationalen Unternehmen und Institutionen der Bio-Branche, vernetzt mit Erzeugern und Händler.