Deutschland | Frische Lebensmittel | Index

Mehrwertsteuersenkung dämpft die Lebensmittelteuerung

04.09.2020 (AMI) – Den zweiten Monat in Folge gilt nun die gesetzliche Mehrwertsteuersenkung. Und diese hat auch einen deutlichen Effekt auf die Teuerungsrate von Lebensmitteln. Während im Frühjahr noch Spitzenwerte erreicht wurden, hat sich der Preisabstand zum Vorjahr in den vergangenen beiden Monaten verringert.

Je nach Geschäft wurden die Preise für Lebensmittel in der Regel um 2 oder 3 % reduziert. Trotz dieser Mehrwertsteuersenkung lagen die Verbraucherpreise für frische Lebensmittel weiterhin über dem Vorjahresniveau. Die Teuerungsrate fiel jedoch wesentlich moderater aus als in den Monaten zuvor. So kosteten frische Lebensmittel, dem AMI-Frischeindex zufolge, im August 2,6 % mehr als vor einem Jahr. Hauptverantwortlich für die Teuerung waren weiterhin die Warengruppen Obst und Fleisch. Im April 2020 hatten frische Lebensmittel zwischenzeitlich knapp 10 % mehr gekostet als im Jahr zuvor.

Fleischpreise weiterhin auf hohem Niveau

Deutlich waren die Auswirkungen der Mehrwertsteuersenkung im Fleischbereich zu sehen. Die Verbraucher zahlten zwar weiterhin mehr für Artikel vom Rind, Schwein oder Geflügel. Die Teuerungsraten gegenüber dem Vorjahr waren jedoch zurückgegangen. Im April 2020 hatte Fleisch noch 13 % mehr gekostet, während im August die Preise 6 % über dem Vorjahresniveau lagen. Bei Schweinfleisch kam zudem noch die Entwicklung aus dem Sommer 2019 hinzu. Damals hatten die Verbraucherpreise angezogen, während sie in diesem Sommer bisher stabil geblieben sind. Frisches Schweinefleisch kostete somit im August rund 8 % mehr als im Vorjahr. Obwohl auf Erzeugerebene die Preise in den vergangenen Monaten zurückgegangen waren, erfolgte bisher nur in der Warengruppe Wurst und Fleischwaren im Juni 2020 eine entsprechende Preisanpassung auf Verbraucherebene.

Obst mit der höchsten Teuerungsrate

Neben Schweinefleisch kostete unter anderem auch frisches Obst im August deutlich mehr als im Vorjahr. Mit einem Preisaufschlag von etwa 12 % lag hier die höchste Teuerungsrate im vergangenen Monat vor. Alle relevanten Segmente hatten sich gegenüber dem Vorjahr verteuert. Lediglich Zitrus- und Südfrüchte konnten günstiger eingekauft werden. Insbesondere Kern- (+16 %) und Steinobst (+30 %) kosteten deutlich mehr. In beiden Fällen waren die höheren Preise auf kleinere Ernten zurückzuführen. Bei Kernobst wurde allerdings hauptsächlich noch auf die Ernte 2019 zugegriffen. Vor allem bei Pfirsichen (+30 %), Aprikosen (+41 %) und Nektarinen (+55 %) waren die Preise kräftig gestiegen. Die beiden Hitzewochen Anfang August hatten die Nachfrage nach Wassermelonen noch mal angekurbelt. Diese kosteten knapp 7 % mehr als im Vorjahr und Zuckermelonen rund 15 %. In diesem Sommer standen ebenfalls geringere Mengen an Melonen zur Verfügung, da auch hier die Ernten aus dem Mittelmeerraum kleiner ausgefallen waren als im Vorjahr.

Gemüse war deutlich günstiger

Anders als bei Obst lagen die Preise in der Warengruppe Gemüse unter dem Vorjahresniveau. Den zweiten Monat in Folge kostete Gemüse weniger als im Vorjahr. Etwa 10 % sparten die Verbraucher bei ihrem Einkauf. Zwar hatten sich die Hitzeperiode zu Monatsbeginn und unwetterartige Niederschläge auf das hiesige Angebot ausgewirkt. Das niedrigere Preisniveau war jedoch vielmehr auf die Entwicklung im vergangenen Jahr zurückzuführen. Denn aufgrund der damals deutlich längeren Hitzeperiode hatte weniger Ware zur Verfügung gestanden als in diesem August. Sowohl Salate als auch Fruchtgemüse waren deshalb im vergangenen Monat günstiger. Beispielsweise lagen die Preise bei Eissalat (-27 %) und Salatgurken (-27 %) weit unter dem Vorjahresniveau. Doch auch Kohl-, Wurzel- und Zwiebelgemüse kosteten weniger.

Der Preisabstand bei Kartoffeln im Vergleich zum Vorjahr vergrößerte sich im August weiter. Diese kosteten 28 % weniger als im Sommer 2019. Oftmals geringerer Knollenansatz gepaart mit günstigen Witterungsbedingungen ließen viele mittelfrühe Speisekartoffeln zeitig heranreifen. Trockenheit und Hitze förderten anschließend die Abreife. Dadurch standen schon Anfang August viele Speisekartoffeln zur Verfügung, obwohl frühe Speisesorten noch nicht ganz geräumt waren. Zudem entwickelte sich noch kein Exportgeschäft, da der Osten und Südosten Europas mit der eigenen Ernte gut versorgt war.

Stabile Butterpreise

Die Molkereiabgabepreise für abgepackte Butter waren Anfang August nochmals leicht gestiegen. Auf Verbraucherebene sind die Preise dagegen, trotz neuer Kontrakte zwischen den Molkereien und dem Lebensmitteleinzelhandel, stabil geblieben. Somit kostete das 250 g Päckchen Deutsche Markenbutter, je nach Umsetzung der Mehrwertsteuersenkung, weiterhin 1,40 bzw. 1,41 EUR. Ein Jahr zuvor waren dagegen die Preise um 10 Ct/250 g zurückgegangen, so dass sich der Preisabstand gegenüber dem Vorjahr im August vergrößert hat. Ebenso lagen die Preise für Bio-Butter im Basissortiment des LEH unverändert bei 2,29 EUR/250 g. Die Teuerungsrate für Milch und Milchprodukte stieg damit auf knapp 4 % gegenüber dem Vorjahresniveau. Die Preise für Milch sowie für andere Produkte der weißen Linie waren aufgrund der noch laufenden Kontrakte ebenfalls stabil geblieben ebenso wie in der Warengruppe Käse.

Wenn Sie regelmäßige Informationen zur Preisentwicklung von frischen Lebensmitteln auf Verbraucherebene benötigen, dann nehmen Sie Kontakt mit den Marktexperten der Verbraucherforschung auf.

Beitrag von Judith Dittrich
Marktexpertin Verbraucherforschung

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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