Ähnliche Trends beim EU-Prognoseausschuss Rind
Nicht nur die Hitze dämpfe den Fleischappetit, auch die Diskussionen um Klimawandel und Nachhaltigkeit sind keine Verkaufsförderung für Rindfleisch. Zuletzt ist aktuell auch in mehreren Ländern die Nachfrage nach Hack- und Verarbeitungsrindfleisch zunehmend. Edelteile und typische Schmor-, Braten- und Kochfleischzuschnitte werden dagegen mehr und mehr vernachlässigt. Dies wirkt sich verstärkt auf die Erzeugerpreise aus. Kühe sind zudem immer knapper verfügbar. Jungbullen werden dagegen weniger nachgefragt, weshalb hier sich auch die Preise nicht richtig erholen, eher im Gegenteil: Es bleibt aktuell ein stetig latenter Preisdruck spürbar.
Große Unbekannte: Coronavirus-Krise
Keiner kann
genau sagen, wie lange uns die Coronavirus-Pandemie in Schach hält
und die Wirtschaft belastet. Flächendeckende Quarantänen treffen
besonders hart den Catering-Sektor, wenn die Bevölkerung kaum noch
raus geht, Restaurants und Kantinen sowie Schulen geschlossen sind
und die Tourismusbranche am Boden liegt. Aktuell stocken die
Warenströme von hochwertiger Färsen- und Kuhware aus Deutschland
heraus nach Italien, Frankreich und Spanien. Zusätzlich gibt es
große interne Schwierigkeiten, wenn in den Schlacht- und
Zerlegebetrieben osteuropäisches Fremdpersonal aus
Quarantänegründen fehlt. Im Moment plant und lebt die
Schlacht-Branche in Tagesschritten. Es wird nur noch das
Allernötigste geschlachtet. Tagesschlachtungen werden gestrichen,
die Preise fallen in den Keller. Die Hoffnung ist, dass in 2 bis 3
Monaten die Lage sich wieder beruhigt und das Leben und der Konsum
zur Normalität zurückgehrt.
Klimawandel und rückläufiger Fleischkonsum
Seit
letztes Jahr erreichten die Diskussionen um Klimawandel,
Nachhaltigkeit und Fleischverzicht eine neue Dimension. Nicht nur
in Deutschland, federführend von der Friday-for-Future-Bewegung,
auch in anderen Ländern gibt es diese Diskussionen und Bewegungen.
Insbesondere Rinder werden wegen des Methan-Ausstoßes mit für den
Klimawandel verantwortlich gemacht, auch wenn der Anteil nur
1 bis 2 % an den Treibhausemissionen ausmacht.
Zweites Top-Thema ist in vielen Ländern der EU Tierwohl.
Höhere Preise für Kuhfleisch, Jungbullen folgen diesem Trend
weniger
Der Rindfleischkonsum leidet in etlichen Ländern
der EU, insbesondere in Westeuropa. Rinderhackfleisch erfreut sich
dagegen einer zunehmenden Beliebtheit. Im gesamten
Rindfleischkonsum gibt es große Unterschiede in der EU. Neben einem
hohen Pro-Kopf-Verbrauch (P-K-V) in Dänemark (23 kg), Frankreich
(22 kg), Irland (24 kg), Italien (21 kg), Schweden (20 kg) und dem
Vereinigten Königreich (17 kg) kommt Rindfleisch dagegen in
Osteuropa nur selten auf den Speiseplan. In Polen und Ungarn liegt
der Verbrauch dagegen nur bei 3 bis 4 kg. Im Trend liegen aber auch
hier Steakhäuser und Burger-Ketten im Fast-Food-Bereich. In
Deutschland stagniert der P-K-V bei rund 14 kg. Auch bei uns liegt
Rinderhackfleisch im Trend. Von der Rindersteak-Welle in den Jahren
2016 und 2017 ist nur noch wenig zu spüren, da inzwischen auch
viele Offerten aus Südamerika, den USA und Ozeanien deutsche
Marktanteile nehmen und oftmals einen besseren Ruf (Haltbarkeit,
Zartheit, Saftigkeit) haben. Dies auch dann, wenn diese Ware teurer
ist.
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