Deutschland | Kartoffeln | Marktversorgung

Kartoffelpreise haben Luft nach oben

22.11.2019 (AMI) – Das Jahr 2019 geht scheinbar zu stabilen Preisen für Kartoffeln zu Ende. Dann könnten viele Marktbeteiligte eine neue Bewertung der Situation vornehmen und dabei eher Hausseargumente berücksichtigen.

Zum Jahresende herrscht am Markt für Speise- und Verarbeitungskartoffeln weitgehend Ruhe, zumindest was die Preisentwicklung betrifft. Die meisten Marktbeteiligten warten ab und verschaffen sich dabei ein besseres Bild über die Tendenzen im kommenden Frühjahr. Niemand hängt sich aktuell mit größeren Bestellungen vom freien Markt zu weit aus dem Fenster. Dem steht eine Erzeugerschaft gegenüber, die momentan noch die Lagerqualitäten sondiert und das ein oder andere loswerden will, was für die Langzeitbevorratung womöglich nicht geeignet ist. In Westeuropa wird zudem in Küstenregionen – in Großbritannien auch im Landesinneren – immer noch geerntet, wo Nässe im Oktober das Befahren der Äcker unmöglich machte.

Nach dem Jahreswechsel könnte es am Kartoffelmarkt noch einmal spannend werden. Es gibt einige Hausseargumente, mit denen die Kartoffelanbieter versuchen dürften, das Preisniveau weiter nach oben zu treiben.

Am Speisekartoffelmarkt wird sich zeigen müssen, ob wirklich überall mehr Kartoffeln ins neue Jahr gelangen als vor 12 Monaten. Im Westen wurde zwar etwas mehr geerntet, bei weitgehend stabiler Fläche kam sonst aber nicht immer mehr zusammen. Im Osten Deutschlands gibt es zudem Missernten. Im Gegensatz zu 2018/19 sind schon viele Kartoffeln nach Polen und Südosteuropa abgezogen. Der Lieferstrom wird wohl lebhafter als sonst bleiben, auch wenn es im Winter ruhiger werden dürfte. Auf der Importseite hat schon das Vorjahr gezeigt, dass weder Frühkartoffeln noch Lagerware aus Frankreich so umfangreich zulegen können, dass ein knapper Markt in einen zu üppig versorgten umschlagen kann. Franzosen haben alle Hände voll damit zu tun, Südeuropa und Belgier zu versorgen. Von der etwas größeren Ernte als im Vorjahr wird auch mehr gebraucht. Israel hat schon im Vorjahr mit rückläufigen Mengen nichts besser zur Versorgung beigetragen und Ägypter können zwar mehr runde Übergrößen schicke, die gehen aber dann schwerpunktmäßig nach Griechenland und teils nach Italien. Die üblichen festkochenden Sorten in mittlerer Kalibrierung lassen sich nicht so ohne weiteres im Anbau massiv ausdehnen. Auch warten sicherlich schon Kunden in der Ukraine auf größere Importe im Frühjahr.

Kartoffelverarbeiter haben diese Saison einiges aufzuholen. Produktläger waren zum Start viele leerer als sonst. Der globale Markt boomt weiter. Das konnte im Vorjahr nicht immer genutzt werden. Dieses Jahr schon und die Konkurrenz in Nordamerika scheint schwach zu sein, ist im Oktober doch einiges auf den Feldern in Kanada und im Norden der USA befroren oder hat unter Wasser gestanden. Verluste wegen Nässe gibt es hier und da auch in Europa. Außerdem ist nicht der ganze Rohstoff optimal konditioniert ins Lager gekommen, so dass noch mit Ausfällen zu rechnen ist. Die Kartoffelernte für die Verarbeitung ist zwar größer als im Vorjahr, für die Stärkehersteller ist aber erneut bei weitem nicht genug gewachsen. Die Wunschmengen kommen nicht zusammen und der sich gut entwickelnde Weltmarkt kann nicht ausreichend bedient werden.

Besser als Worte zeigen Charts zu den unterschiedlichen Aspekten von Kartoffelangebot und -nachfrage die entscheidenden Trends auf. Die AMI hat dazu wieder mit Fakten und Trends zum EU-Kartoffelmarkt 2019/20 eine Sammlung von 40 Markt Charts erstellt, welche die wesentlichen Fakten darstellen und in Erklärfolien die Informationen in den richtigen Zusammenhang stellt und bewertet.

Beitrag von Christoph Hambloch
Marktexperte Kartoffeln

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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