Deutschland | Getreide | Preise

Getreide gibt es genug – am Weltmarkt

20.12.2019 (AMI) – Aber es sind schon längst nicht mehr die Fundamentaldaten, die die Kurse bewegen. Der Einfluss der Politik auf die Getreidekurse nimmt zu, vor allem wenn sie - ganz modern - minütlich getwittert wird.

Hinsichtlich der Weizenversorgung unterscheidet sich die globale Marktversorgung oder die der EU-28 deutlich von der in Deutschland – Weizen ist ausreichend vorhanden. Hierzulande blieb das Ernteergebnis deutlich unter den sonst üblichen Mengen. Außerdem gibt es kaum Vorräte, denn von der dürrebedingt kleinen Ernte 2018 ist nicht viel übrig Weizen geblieben. Dennoch bleibt der Selbstversorgungsgrad deutlich über 100 Prozent, sodass auch deutscher Weizen in den Export fließt. Das sorgt für Bewegung am Markt, denn der Inlandsverbrauch bietet wenig neue Impulse. Wie schon im Wirtschaftsjahr 2018/19 zeichnen sich Unterschiede in den Entwicklungen am Brot- und Futtergetreidemarkt ab. Bislang profitierte der Futtergetreidemarkt von der regen Nachfrage aufgrund der verspäteten Maisernte. Allerdings können die Erzeuger bei weitem nicht so hohe Preise erzielen wie im Vorjahr, denn das insgesamt reichliche Angebot am EU- und Weltmarkt deckelt den Anstieg.

Anhaltend umfangreicher Maisimporte

Das Dürrejahr 2018 mit seiner kleinen Maisernte öffnete die Tore für Importe aus Drittländern. Der Selbstversorgungsgrad für Körnermais in Deutschland lag schon immer unter 100 Prozent, sodass traditionell Importe zur Bedarfsdeckung notwendig sind. Da im Wirtschaftsjahr 2018/19 aus den üblichen EU-Angebotsregionen jedoch auch nicht viel offeriert wurde, musste auf mehr Drittlandsware zurückgegriffen werden. Dieser rege Warenfluss wird sich auch im Wirtschaftsjahr 2019/20 fortsetzen.

Die Erzeuger hoffen auf eine neue Nachfragewelle und damit verbundene, steigende Gebote im Frühjahr 2020. Ob sich das allerdings realisieren lässt, ist fraglich. Zum einen haben die Getreideverarbeiter ihren Bedarf gut gedeckt, dabei sind die Mühlen und Mälzereien schon umfangreicher als die Mischfutterhersteller versorgt. Zum anderen ist Weizen, Mais und Gerste am EU- und Weltmarkt ausreichend und preisgünstig verfügbar. Hier könnten nur Transporteinschränkungen zu kurzzeitigen Lieferengpässen führen.

Aussicht auf weniger Weizen 2020

Die Kontraktbereitschaft der Erzeuger wird von den ungünstigen Bedingungen auf den Feldern ebenfalls gebremst, denn Aussaatpläne wurden durchkreuzt. Und das nicht nur hierzulande – nach Angaben des Statistischen Bundesamtes soll die Winterweizenfläche 4 % kleiner ausfallen als im Vorjahr, was der Markt allerdings anzweifelt. Negative Meldungen kommen aus allen Weizen anbauenden Ländern der Nordhalbkugel. So ist es in der Schwarzmeerregion zu trocken, in den USA und Westeuropa zu nass. Das stützt die Notierungen hüben wie drüben. Beflügelt wurden Sie allerdings von ersten Annäherungen im Handelsstreit zwischen den USA und China, von dem Ausgang der Wahl in Großbritannien und der Aussicht auf einen baldigen Brexit sowie von der Entscheidung der argentinischen Regierung die Exportzölle für Agrargüter anzuheben.


Interessieren Sie sich auch für die aktuelle Entwicklung auf den Getreidemärkten? An tagesaktuellen Marktpreisen im In- und Ausland? Das steht in rund um die Uhr in unserem Online-Dienst Markt aktuell Getreide zur Verfügung.



Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Steinobst | Aktionspreise

Verschobene Herkunftsanteile bei Süßkirschen

02.07.2025 (AMI) – Im vergangenen Jahr hatten deutsche Süßkirschen einen schweren Stand am Markt. Zu groß war das Angebot an Importware, die Preise standen entsprechend unter Druck. In diesem Jahr stellt sich die Situation anders da. Die Ernte in der Türkei fällt deutlich kleiner aus, dafür werden in Deutschland wieder mehr Süßkirschen geerntet. Auswirkungen davon zeigen sich schon jetzt in den Angebotsaktionen des Lebensmitteleinzelhandels.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im Juni fester

01.07.2025 (AMI) – Der AMI-Agrarrohstoffindex klettert im Juni weiter. Während die Erzeugerpreise für Fleisch und Milch zulegten tendierten die Getreide- und Rapspreise schwächer.   Mehr

Europa | Rohmilch | Anlieferung

Milchmengen in der EU holen auf

26.06.2025 (AMI) – Von Januar bis April 2025 wurde innerhalb der EU-27 marginal weniger Milch angeliefert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Grund für den Rückgang waren rückläufige Mengen in den ersten drei Monaten des Jahres vor allem bei bedeutenden Erzeugerländern.   Mehr