Anhaltend reger Export, aber ohne Neugeschäft
Handelsunternehmen sind mit der Abwicklung großer Exportmengen beschäftigt und das zeitgleiche Abfertigen mehrerer Schiffe verursacht in kleineren Häfen Engpässe. Die Logistik ist stark angespannt. Obgleich Handelsunternehmen mitteilen, dass bis mindestens Ende März der lebhafte Export anhalten wird, kommt es derzeit kaum noch zu Neugeschäften. Zum einen ist das Kaufinteresse der Exporteure rückläufig, sie haben in den Vorwochen rege geordert und damit den erwarteten Bedarf zum größten Teil abgedeckt. Zum anderen ist es momentan für die Käufer schwerer Ware zu mobilisieren, weil sie in den Vorwochen schon mal mehr dafür gezahlt hatten.
Jetzt wird erst einmal abgewartet, in welche Richtung sich der Markt wieder bewegt. Wie lange erhalten die Spekulationen auf eine schwächere Weltwirtschaft aufgrund des Ausbruches des Coronavirus in China noch Nahrung und damit den Druck aufrecht? Wie lange wird der Eisenbahnerstreik in Frankreich noch anhalten, der in den vergangenen Wochen zu mehr Nachfrage auf deutscher Seite führte?
Allerdings kommen von der Währungsentwicklung positive Signale. Der schwache Euro, der bis fast auf die Linie von 1,10 USD zurückgefallen war, fördert die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Getreide am Weltmarkt. Allerdings ist die Aussicht auch schon wieder etwas eingetrübt, denn hatte sich die russische Konkurrenz im Januar aufgrund der hohen Inlandspreise im Exportrennen noch ausgepreist, ist jetzt wieder eine Annäherung zu verzeichnen. Dennoch wird EU-Getreide weiterhin gefragt bleiben, nicht von ungefähr wurden die Exportprognosen angehoben. Der IGC erwartet jetzt 29,1 Mio. t EU-Weizenexport für 2019/20, 6,1 Mio. t mehr als im Vorjahr. Die EU-Kommission schätzt aktuell einen EU-Weichweizenexport von 28 Mio. t für 2019/20. Davon sind bislang 16,4 Mio. t in Drittländer verschifft worden. Der Anteil deutscher Ware lag bei 1,5 Mio. t. Damit liegt Deutschland auf Platz 3 der weizenexportierenden EU-Länder. Exportführer der EU-28 ist traditionell Frankreich, von wo 5,6 Mio. t in Drittländer ausgeführt wurden. Aus Rumänien kamen 3,1 Mio. t.
Am deutschen Kassamarkt ist die Nachfrage derzeit sehr überschaubar, nachdem in den Vorwochen rege Getreide gehandelt worden war. Die Mühlen zeigen sich hinsichtlich der kommenden Wochen gut versorgt und interessieren sich mehr für die zweite Jahreshälfte. Auf diesen Terminen sind die Offerten aber noch sehr überschaubar, zumal aus der Landwirtschaft derzeit keine Verkaufsbereitschaft mehr signalisiert wird. Sie haben in den Wochen zuvor rege ex Ernte verkauft, wobei die Vertragsmengen bisher unter dem üblichen Volumen zurückbleiben.
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Wienke von Schenck
Marktanalystin Getreide und Ölsaaten
Tel. (0228) 33805-351
Autorin von Fachbeiträgen und Analysen zum Getreide-, Futtermittel- und Ölsaatenmarkt, Referentin auf Veranstaltungen des Agribusiness, Mitarbeit in Fachgremien