Deutschland | Obst | Marktversorgung

Corona verstärkt Witterungseffekte

07.01.2021 (AMI) – Frostnächte im April und Mai führten im Erntejahr 2020 zu immensen Ausfällen bei Sommerobst. Die Preise zogen deutlich an. Auch in den typischen Zufuhrländern wie Spanien und Italien fiel die Steinobsternte 2020 kleiner aus. Das machte sich preislich deutlich bemerkbar. Verstärkt wurde dieser Effekt dadurch, dass die privaten Verbraucher mehr frisches Obst gekauft haben, um damit in Corona-Zeiten etwas für ihre Gesundheit zu tun.

Wie in den zurückliegenden Jahren wurde die Obsternte in Deutschland auch 2020 maßgeblich durch die Witterung beeinflusst. Vor allem die Fröste im Frühjahr führten zu erheblichen Ernteausfällen speziell bei Sommerobst Die Ernte fiel entsprechend klein aus. Das trieb die Preise. Zumal regionales Obst beim Konsumenten immer beliebter wird. Dazu fehlte es an Alternativen, denn auch in anderen EU-Ländern standen durch Fröste und andere Witterungseinflüsse kleinere Mengen zur Verfügung. Zu spüren war das insbesondere bei Steinobst. Die Preise, vor allem in den Sommermonaten, waren hoch. Davon profitierte das im Herbst einsetzende Kernobst.

Beeren-Boom hält an

Der Beeren-Boom in Deutschland hält an. Allerdings wird er bei Strauchbeeren – die bislang Hauptwachstumsmotor waren – in erster Linie durch steigende Importe getrieben. Die Ernte in Deutschland war 2020 etwas kleiner als im Vorjahr, und auch die Importe sind nicht mehr so stark gestiegen wie in den Jahren zuvor. Erdbeeren, die in den vergangenen Jahren eher die Verlierer im Beerensortiment waren, wurden 2020 wieder stärker nachgefragt. Vor allem die Einkaufsstätten außerhalb des Lebensmitteleinzelhandels konnten während des ersten Lockdowns punkten. In der Produktion hält der Trend hin zum geschützten Anbau an.

Geringere Versorgung mit Kernobst

Die Kernobsterzeuger in Europa gingen 2020 mit deutlich geringeren Lagermengen in das Jahr. Die Ernte 2019/20 war eine der kleinen Ernten des vergangenen Jahrzehnts. Die zu Beginn der Corona-Zeit stärkere Nachfrage nach klassischen Artikeln mit höherer Haltbarkeit, kam den Äpfeln zugute. Damit setzte ein Anstieg der Erzeugerpreise ein. Auch für 2020/21 wurde im August eine erneut kleine Ernte für Europa vorhergesagt, allerdings nur für Äpfel. Alle europäischen Anbauregionen meldeten mehr oder weniger starke Ertragsausfälle, die überwiegend aus Frühjahrsfrösten resultieren.

Zitrusfrüchte profitieren von der Pandemie

Zu Beginn der Corona-Pandemie, stieg die Nachfrage nach klassischen Vitamin-C-Lieferanten. Im März/April 2020 wurden trotz enger Warenverfügbarkeit 15 % mehr Zitrusfrüchte eingekauft als im Vorjahr. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an die europäische Saison 2020/21, die im Oktober startete. Die ersten Wochen brachten zunächst auch noch eine starke Nachfrage, die dann aber stagnierte. Vor allem für Easy Peeler rutschten die Preise ab. Immerhin übertrifft die spanische Zitrusernte 2020/21 nach Schätzung des spanischen Landwirtschaftsministeriums das langjährige Mittel um 5 %. Gerade die Ernte der Easy Peeler wird überdurchschnittlich eingeschätzt.

Nach vorläufigen Angaben haben die privaten Verbraucher in Deutschland 2020 etwas mehr frisches Obst gekauft als im Jahr zuvor, mussten dafür aber deutlich mehr Geld ausgeben. Die Corona-Pandemie wird uns auch 2021 noch längere Zeit beschäftigen. Ob es langfristige Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten gibt, wird sich erst im Jahresverlauf zeigen. Mit den Analysen der AMI Marktexperten bleiben Sie stets auf dem Laufenden.

Ein umfassender Rückblick auf das Obstjahr 2020 sowie ein kleiner Ausblick auf 2021 wird als Analyse in der kommenden Ausgabe der AMI Markt Woche Obst & Gemüse erscheinen. Auch andere Bereiche der Landwirtschaft und des Gartenbaus standen 2020 vor großen Herausforderungen. Der AMI Markt Report Fakten und Trends 2021 bietet einen umfassenden Überblick zu den einzelnen Marktsektoren. Die Marktanalysen werden durch Kennzahlen und aussagekräftige Charts ergänzt. Sichern Sie sich ihr persönliches Exemplar und nutzen Sie die Bestellmöglichkeiten im Shop.

Beitrag von Ursula Schockemöhle
Marktexpertin Gartenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Getreide | Angebot

Jetzt anmelden zum AMI Web-Seminar Ölsaaten

15.04.2024 (AMI) – Die Rapspreise klettern langsam aus dem Keller während bei Sojabohnen wenig Luft nach oben ist. Hier drückt das reichliche Angebot auf die Kurse. Bei Raps sieht es mit der Marktversorgung knapper aus und auch bei Palmöl geht es aufgrund eines limitierten Angebots aufwärts.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Strukturdaten

Neu erschienen: Die Markt Bilanz Milch 2024

15.04.2024 (AMI) – Der Milchmarkt 2023 war von erheblichen Preisschwankungen gekennzeichnet. Zu Jahresbeginn dominierten im Zuge der hohen Anlieferungsmengen Preisrückgänge das Bild. Erst im Herbst mit dem sinkenden Rohstoffaufkommen erfolgte eine Trendwende und die Preise zogen auf Erzeuger- und Verarbeiterebene erneut an.   Mehr

Deutschland | Getreide | Preise

Neue AMI Markt Bilanz Getreide, Ölsaaten, Futtermittel

11.04.2024 (AMI) – Teils qualitativ und quantitativ schlechte Ernten, der Krieg in der Ukraine und die Konflikte im Nahen Osten mit Beeinträchtigungen der Schifffahrtswege beeinflussten die Getreide- und Ölsaatenmärkte. In der Saison 2023/24 überwogen bisher die schlechten Nachrichten. Die Warenströme haben sich verändert mit viel Bewegung an den Märkten. Die Preise gingen auf Talfahrt und stecken im Keller fest. Es ist eine turbulente Zeit für die Branche.   Mehr