Deutschland | Kernobst | Marktversorgung

Mehr Bio-Äpfel, wie reagiert der Markt?

30.09.2021 (AMI) – Klimaneutralität, Regionalität und gesunde Ernährung sind Schlagworte, die den Anbau von Bio-Äpfeln pushen. Erste EU-Anbauregionen melden eine Anbaurate von 20 % Bio-Äpfel. Eine Konsumsteigerung ist notwendig, was ist zu tun?

Die jahrelange Misere im europäischen Apfelanbau mit nicht kostendeckenden Preisen hat die Umstellung auf Bio-Äpfel forciert. Dies gilt insbesondere für Italien und Frankreich, die ihre Anbaufläche in den zurückliegenden fünf Jahren nahezu verdoppelt haben und nun auf mehr Konsum hoffen. Dagegen fällt die Erweiterung der Anbaufläche in Deutschland moderat aus und entspricht dem Konsumverhalten im Inlandsmarkt.

Der europäische Markt für Bio-Äpfel könnte in den kommenden Jahren aber in eine Schieflage geraten, zumal der in Brüssel ausgehandelte Green Deal mit kräftigen finanziellen Beihilfen die Umstellung auf Bio-Äpfel forcieren wird. Hier blickt man zwangsläufig auf Osteuropa, das mit politischer Unterstützung und kräftigen Finanzspritzen schon den konventionellen Apfelanbau massiv ausgebaut und damit in eine Krise gestürzt hat. Der Anbau von EU-Bio-Äpfeln wird weiter zunehmen. Wie muss sich der Markt aufstellen und wie kann der Konsument für Obst zu zweifelsohne höheren Verbraucherpreisen begeistert werden?

Konsumsteigerung in Deutschland

Nach einer Analyse der AMI auf Basis des GfK-Haushaltspanels wurden in Deutschland im Jahr 2020 für rund 152 Millionen Euro Bio-Äpfel gekauft, im Jahr 2016 lag der Umsatz des Einzelhandels noch bei 81 Millionen Euro. Die Einkaufsmenge stieg im genannten Zeitraum um 60 % auf 40.000 t. Man muss nun abwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt, zusätzliche Kunden für den Bio-Apfel begeistert werden können und gegebenenfalls Preisreduzierungen erforderlich sind. Es ist aber offensichtlich, dass der Apfelkonsum insgesamt stagniert und die Bio-Ware der konventionellen Produktion von Jahr zu Jahr mehr Marktanteile abnimmt. Im europäischen Umfeld steigen die Konsumzahlen für Bio-Äpfel relativ verhalten und es muss mehr exportiert werden. Im Fokus steht natürlich Deutschland, das dann mehr und mehr unter Preisdruck geraten könnte.

EU-Anbaufläche wächst

Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2020 beträgt die EU-Anbaufläche bei Bio-Äpfeln knapp 57.000 ha, damit 23.000 ha mehr als im Jahr 2015. Frankreich hat seine Fläche um 135 % auf 14.200 ha ausgedehnt, Italien und Polen melden mehr als 8.000 ha. Der Zuwachs in Deutschland hält sich mit plus 36 % auf 7.200 ha in Grenzen. Bemerkenswert ist, dass rund 20 % der deutschen Apfelanbaufläche der Bio-Produktion zuzurechnen sind. Hier handelt es sich zu einem großen Anteil um nicht intensiv bewirtschaftete Flächen, so dass die aktuelle Produktion von geschätzten 100.000 t noch deutlich steigerungsfähig ist. Nach einer AMI-Analyse dürfte die EU-Produktion bei Bio-Äpfeln von derzeitig 600.000 t in den kommenden drei Jahren auf über 800.000 t steigen.

Wie geht es weiter?

Wie reagiert der Markt auf diese deutliche Angebotssteigerung und wie kann der Konsum in Europa in den kommenden Jahren gepusht werden? Fragen über Fragen, die wir am 17. und 18. November 2021 in Jork (Niederelbe) auf dem Bio-Forum Äpfel – Analyse 360° mit zahlreichen namhaften Referenten diskutieren werden. Nutzen Sie die Plattform, um sich über die Marktentwicklung zu informieren. Details zu der Veranstaltung und ein Anmeldeformular finden Sie auf unserer Internetseite AMI-Akademie. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.



Beitrag von Helwig Schwartau
Bereichsleiter Gartenbau, Büro Hamburg

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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