Jetzt sind wir schon über 800 EUR/t für Raps
Der Einbruch der kanadischen Rapsernte aufgrund der Dürre sorgte für ein großes Defizit am Weltmarkt, dass von anderen Exportländern nur zum Teil aufgefangen werden konnte. Die gleichzeitig nur marginal über dem schwachen Ergebnis des Vorjahres liegende EU-Rapsernte hätte eigentlich mehr Exporte nötig gemacht. Daraus wird wohl nichts werden, die Rapsverarbeitung wird absehbar zurückgehen. Dazu tragen auch die explodierten Energiepreise und die infolgedessen limitierten Transportkapazitäten bei.
Der Rapsmarkt war 2021 von steigenden Preisen und Zurückhaltung der Marktteilnehmer geprägt. Auch die Anbieter agierten angesichts der schwankenden Börsennotierungen zurückhaltend. Die Ölmühlen suchten kaum Ware, da diese sich bereits bis zum Jahresende und darüber hinaus mit Lieferungen aus Deutschland und den angrenzenden osteuropäischen Ländern sowie dem Baltikum abgedeckt hatten. Zudem waren die Vorräte vielerorts schon weit geräumt, vereinzelt lagen nur noch Restmengen auf Lager. In einigen Regionen wurde Anfang November von einem Verkaufstand von bis zu 65 Prozent gesprochen. Unzureichende Transportkapazitäten erschwerten zudem den Handel. Angetrieben von einer weltweit kleinen Rapsversorgung überschritten die Erzeugerpreise im Dezember teilweise sogar die Linie von 700 Euro je Tonne. Gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt ist das ein Plus von knapp 80 Prozent. Nach Ende der Intervention war noch nie ein solches Niveau erreicht worden. Angesichts der attraktiven Gebote wurde bereits ein großer Teil der Ernte 2022 verkauft und einige Rapserzeuger schlossen bereits Kontrakte ex Ernte 2023 ab.
Sehr angespannte Situation
Die zweite Wirtschaftsjahreshälfte wird versorgungstechnisch äußerst angespannt bleiben, selbst wenn die Ölmühlen die Verarbeitung zugunsten anderer Ölsaaten (sofern sie das können) drosseln. Zugleich bleibt der Bedarf, selbst wenn einige Verarbeiter bereits angekündigt haben, die obligatorische Pause zur Instandsetzung auszudehnen. Einen frühzeitigen Landeanflug auf die Rapspreise zur Ernte 2022 wird es kaum geben, zumal der Preisabstand schon jetzt 200 Euro je Tonne beträgt und in einigen Regionen bereits 20 Prozent der Rapsernte 2022 vertraglich gebunden sind. Mit Blick auf die EU-Rapsernte 2021 erwartet Strategie Grains eine Ausdehnung der Winterrapsfläche um 7 Prozent. Das wären – nach 5,23 Millionen Hektar zur Ernte 2021 – rund 5,6 Millionen Hektar zur Ernte 2022. Für Deutschland wird ein Plus von 6 Prozent auf 1,06 Mio. ha erwartet, während in Frankreich deutlich stärkere 17 Prozent auf 1,15 Millionen Hektar prognostiziert werden.
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Wienke von Schenck
Marktanalystin Getreide und Ölsaaten
Tel. (0228) 33805-351
Autorin von Fachbeiträgen und Analysen zum Getreide-, Futtermittel- und Ölsaatenmarkt, Referentin auf Veranstaltungen des Agribusiness, Mitarbeit in Fachgremien