Deutschland importierte weniger Obst und Gemüse
Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie war der internationale Warenverkehr sowohl bei Gemüse als auch bei Obst von Herausforderungen geprägt. Lieferengpässe, knappe Containerkapazitäten, Kostensteigerungen bei Energie, Verpackung und Transport sowie ein Mangel an Fahrern und Fachkräften sind hier als Stichpunkte zu nennen. Darüber hinaus gibt es weitere Gründe dafür, dass die Obst- und Gemüseimporte nicht an das Rekordergebnis des Vorjahres anknüpfen konnten. Eingeschränkte Erntemengen auf der einen Seite und eine gute Eigenversorgung auf der anderen Seite haben zu unterschiedlichen Entwicklungen bei den einzelnen Obst- und Gemüsearten geführt.
Vor allem Fruchtgemüse im Minus
Mit insgesamt 3,4 Mio. t blieben die Einfuhren von frischem Gemüse nach Deutschland im vergangenen Jahr rund 3 % hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Allerdings war 2020 auch eine Rekordmenge nach Deutschland importiert worden. Tomaten, Salatgurken und Paprika stehen zusammen schon für rund die Hälfte der gesamten Gemüseimporte. Während die Einfuhren an Salatgurken weitgehend das Niveau des Vorjahres erreichten, blieben die Einfuhren an Tomaten und Paprika niedriger. Fehlende Transportkapazitäten sind eine Erklärung. Die teilweise nur schwache Einstrahlung und das Auftreten neuer Pflanzenkrankheiten haben zudem die Erträge geschmälert, so dass weniger Ware für den Export zur Verfügung stand.
Weniger Sommerobst aus Südeuropa
Die Steinobsternte in Südeuropa hatte 2021 unter ungünstigen Witterungsbedingungen gelitten. Die kleineren Erntemengen spiegeln sich in niedrigeren Einfuhren nach Deutschland wider. Auch stärkere Zulieferungen an Exoten und Beerenobst konnten keinen Ausgleich schaffen. Mit 5,37 Mio. t wurden nach vorläufigen Angaben 2021 rund 5 % weniger Frischobst nach Deutschland importiert als im Vorjahr. Allerdings waren auch die Obstimporte 2020 so hoch wie nie zuvor.
Südeuropa blieb 2021 vom Pech verfolgt. Das zweite Jahr in Folge war es durch die frostbedingte dezimierte Sommerobsternte nicht möglich die Exportmärkte in dem Umfang mit Pfirsichen und Nektarinen zu bedienen, wie man es aus den Vorjahren gewohnt war. Im verregneten Sommer 2021 waren zudem Melonen weniger gefragt, so dass die Importe niedriger ausfielen als im Vorjahr.
Die Herausforderungen bleiben
Der internationale Warenhandel wird 2022 zunächst nicht in ruhigeres Fahrwasser zurückkehren. Der Anstieg der Kraftstoffpreise hat sich durch die Ukraine-Krise noch verschärft, dadurch steigen die Transportkosten. Auf der anderen Seite fallen gerade für Drittländer Absatzmöglichkeiten in Russland weg, weil beispielsweise Schiffe die dortigen Häfen nicht anlaufen dürfen. Für diese Ware werden andere Abnehmer gesucht werden. Die genauen Auswirkungen bleiben abzuwarten.
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Marktanalyst Gartenbau
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Autor von Fachbeiträgen und Produktstudien, Referent von Vorträgen im Bereich Gartenbau, vernetzt mit Produzenten, Händlern und Unternehmen in der Obst- und Gemüsebranche.
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