Zwischenhoch im Mai
Die Ernte steht vor der Tür – und die Hausse ist vorüber. Die Prämie auf eine frost- und trockenheitsgeschädigte russische Weizenernte ist vom Tisch. Nicht, dass es keine Ausfälle gibt, die werden in Westeuropa auch erwartet, aber es gibt eben auch genug Alternativen am Weltmarkt, die Lücke zu stopfen. Und so verlor der Weizen in Paris in 4 Wochen 22 % an Wert und die Kassapreise rutschten gleich mit ab. Zusätzlich belastet von schwindenden Umsätzen. Nachdem in den Wochen zuvor die Lager geleert und reichlich Vorkontrakte abgeschlossen wurden, ist es mit dem Preisrutsch sehr still geworden. Die Marktakteure warten auf das Ernteergebnis und spekulieren in unterschiedliche Richtungen. Erzeuger hoffen, dass schwache Ernteergebnisse zu einem erneuten Preisauftrieb führen, Käufer auf erntebedingt zusätzliche Schwäche. Die Verluste der vergangenen Wochen zeigen sich im Vergleich der Monatsdurchschnitte nicht ganz so deutlich. Weizen frei Erfasserlager büßte im Juni gegenüber Vormonat 2 % ein, Futterweizen 1 %, Braugerste 0,7 %; noch etwas deutlicher Futtergerste mit knapp 5 % und Brotroggen mit 6 %. Für diese beiden sind die Ernteprognosen angehoben worden und nicht gesenkt wie bei den anderen. Außerdem birgt die wechselhafte Witterung noch immer Ertrags- und Qualitätsverluste mit sich, auch wenn aktuell die meisten Feldbestände sehr gut aussehen und die allerersten Druschergebnisse von Wintergerste ordentlich sind. Große Ausnahme, weil die Saison noch 3 Monate weiter geht, ist Mais, der sich aufgrund des knappen Angebotes auch im Juni weiter verteuert. Das wird er auch in den kommenden Wochen noch tun, denn beim Hauptlieferanten Ukraine startet die nächste Ernte auch erst im Herbst.
Wie werden sich die Preise am deutschen, aber auch am internationalen Getreidemarkt entwickeln? Welche Mengen und Qualitäten bringen die Ernten bei uns und unseren Hauptlieferländern? Antworten auf diese Fragen finden Sie kontinuierlich in unserem Online-Dienst Markt aktuell Getreide.
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Wienke von Schenck
Marktanalystin Getreide und Ölsaaten
Tel. (0228) 33805-351
Autorin von Fachbeiträgen und Analysen zum Getreide-, Futtermittel- und Ölsaatenmarkt, Referentin auf Veranstaltungen des Agribusiness, Mitarbeit in Fachgremien