Europa | Getreide | Marktversorgung

Ukraine: Exportpotenzial eingeschränkt

26.08.2024 (AMI) – Das Ende der Schwarzmeer-Getreide-Initiative gab den ukrainischen Getreideexporten nur einen kleinen Dämpfer. Die Lieferungen über den Seeweg wurden seither ausgebaut. 2023/24 wurde unerwartet viel Getreide exportiert. Das dürfte sich 2024/25 nicht wiederholen, doch noch wird der EU-Markt überschwemmt.

Das Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine MAPFU hat die endgültigen Exportdaten für das Wirtschaftsjahr 2023/24 herausgegeben, aus denen erkennbar wird, dass die Ausfuhren an Weizen und Mais im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt haben, während Gerste und insbesondere Roggen weniger ausgeführt wurden.

Alte und neue Abnehmer

Neue und alte Anhand der vorliegenden Exportdaten entpuppt sich erneut die EU als wichtigste Destination für ukrainisches Getreide. Aber es gibt noch weitaus bemerkenswertere Exportentwicklungen. So stiegen die Gerstenexporte nach China und Saudi-Arabien, traditioneller Gerstenabnehmer vor Kriegsbeginn, steht wieder auf der Käuferliste. Am Weizenmarkt stiegen die Exporte in die zwei wichtigen Zielregionen. In die EU um 14 % auf 6,57 Mio. t und nach Ägypten um 260 %. Außerdem gab es einen sprunghaften Anstieg der Weizenlieferungen in mehrere kleinere Bestimmungsländer, darunter Vietnam, Algerien, Libanon, Israel, Tunesien und Südkorea. Pakistan wurde neuer Handelspartner. Am Maismarkt stiegen die Exporte nach Ägypten und in die Türkei um das Zweieinhalbfache und Indien wurde erstmals mit ukrainischem Mais beliefert. Demgegenüber schrumpften die Ausfuhren nach China und in die EU.

Schrumpfende Exporte 2024/25 prognostiziert

Unter der Annahme, dass es keine großen Veränderungen im nationalen Energienetz und in der kommerziellen Hafeninfrastruktur gibt, in den vergangenen Tagen gab es vermehrten Raketenbeschuss durch Russland, erwartet das FAS in Kiew für 2024/25 Gerstenexporte in Höhe von 2,3 Mio. t und damit 6 % weniger als 2023/24. Für Weizen liegt die Exportprognose bei 13,7 Mio. t, was ein Rückgang von 24 % bedeuten würde und für Mais bei 21,8 Mio. t., was 22 % weniger wäre. Die deutlich kleinere Ausfuhrschätzung resultiert aus einer absehbar geringeren Erzeugung aufgrund der geringeren Anbauflächen und der niedrigeren Erträge aufgrund der teils ungünstigen Vegetationsbedingungen und aus den deutlich geschrumpften Lagervorräten, die in den beiden zurückliegenden Wirtschaftsjahren abgebaut worden waren.

Ukraine plant Mindestexportpreise, aber…

Im Mai 2024 verabschiedete die Ukraine zwei neue Gesetze zur Festlegung von Mindestexportpreisen für einige landwirtschaftliche Erzeugnisse, darunter alle wichtigen Getreidesorten. Nach den Mitteilungen der ukrainischen Regierung sollen die Mindestpreise im August 2024 in Kraft treten, aber aktuell ist nur zu hören, dass das MAPFU an der Einführung der Verwaltungsverfahren arbeitet.

Der weitere Saisonverlauf wird neben den Exporten aus der Schwarzmeerregion auch von dem Nachfrageverhalten der Importländer bestimmt werden. Das wird dann zeigen, ob die Exportofferten der Wettbewerber zugfähig sind. Momentan laufen die Weizenernten auf der Nordhalbkugel noch, die Körnermaisernten stehen bevor. Sie möchten die weitere Preisentwicklung im Blick behalten? Mit AMI Markt aktuell Getreide sind Sie tagesaktuell über Großhandelsabgabepreise informiert und verfügen über ein wöchentliches Update zur Marktlage. Für Sie sind eher langfristige Entwicklungen und Trends relevant? Dann vereinbaren Sie gerne einen Gesprächstermin mit den AMI-Marktexperten. Gemeinsam finden wir die beste Lösung für Sie.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau
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