Speisekartoffelmarkt in schwierigem Fahrwasser
Anfang September stehen überall in Deutschland sehr viele Speisekartoffeln für die sofortige Vermarktung bereit – viel mehr als abgesetzt werden könnten. Das liegt einerseits an einer ruhigen Nachfrage, weil es den Konsumenten wohl noch zu warm zum Kochen von Kartoffeln ist. Andererseits warten Überhänge aus der Frühkartoffelzeit in Zwischenlägern weiterhin auf vollständige Räumung. Es gibt sogar noch Feldbestände, die ehemals mit Vlies abgedeckt worden waren, die bis Anfang September nicht gerodet wurden, weil es an Nachfrage fehlte. Die Kartoffeln in Zwischenläger drängen zunehmend auf Absatz, denn bald müssen die eigentlichen Winterkartoffeln untergebracht werden.
Oft liegen früh abgereifte Speisekartoffeln schon länger im Feld. Hitze und Dürre haben bisher eine umfangreiche Einlagerung gebremst. Schon jetzt werden viele Qualitätsmängel wie Drahtwurmbefall, Ergrünen, Drycore oder Risse gemeldete. Qualitätsprobleme erhöhen den Angebotsdruck. Fundamental wird der Markt noch darunter leiden, dass dieses Jahr viele Doppelnutzungssorten auf dem teils stark erweiterten Areal mit Kartoffeln gepflanzt wurden, die entgegen der Hoffnung nicht in der Verarbeitung landen.
Der Heidekartoffelverbund hat zu Beginn der ersten Septemberwoche nur noch einen Erzeugerpreis von 20,00 EUR/dt festgestellt. Ob sich die Hoffnung, dass dies das Preisniveau für die Einlagerung wird, bleibt abzuwarten.
Der Kartoffelmarkt geht zunächst mit vielen Ungewissheiten in die Herbst- und Wintersaison. Spätestens in der ersten Oktoberhälfte sollte sich aber ein Bild des weiteren Vermarktungsverlaufs zeichnen lassen, das nicht nur auf Spekulationen fußt. Dazu gehört auch ein Blick auf die Entwicklung der Absatzlage der Kartoffelverarbeiter und der Exportmöglichkeiten, die sich 2024/25 wohl ergeben werden. Die AMI bietet am 11.10.2024 ein Web-Seminar an, dass einen Überblick über fundamentale Voraussetzungen gibt und analysiert die Marktchancen des aktuellen Wirtschaftsjahres.
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Christoph Hambloch
Marktanalyst Kartoffeln
Tel. (0228) 33805-352
Autor von Fachbeiträgen und Produktstudien, langjährige intensive Kontakte zu nationalen und internationalen Unternehmen der Kartoffelbranche. Mitglied von Fachgremien und Institutionen im Bereich Kartoffelwirtschaft.