Deutschland | Gemüse | Marktversorgung

Obst & Gemüse – Nicht von der Dürre betroffen?

24.08.2018 (AMI) – Bei den Berichten über Dürreschäden ging es fast nur um Getreide, Ölsaaten oder Futterpflanzen. Hier sind in der Tat auch die stärksten Mindererträge aufgetreten. „Gemüse wird doch bewässert“, so lautet es normalerweise abwiegelnd. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Denn die Kulturen des Feldgemüsebaus wie Möhren oder Zwiebeln können oft nicht beregnet werden. Bei Zwiebeln ergibt eine erste von der AMI und dem Fachverband Deutsche Speisezwiebeln durchgeführte Ernteschätzung gegenüber 2017 ein Minus von gut 25 %. Besonders im Rheinland und im Osten Deutschlands müssen viele Zwiebelflächen ohne Bewässerung auskommen, dort gibt es Einbußen von 40 % und mehr. Auch die Möhrenerträge werden unterdurchschnittlich ausfallen, bis zur Ernte der Lagermöhren kann sich hier aber noch einiges tun.

Satzweise angebautes Gemüse wie Salate, Broccoli, Blumenkohl oder Kohlrabi wird dagegen fast immer beregnet. Nun ist die Beregnungskapazität der deutschen Gemüseerzeuger aber nicht auf eine Deckung des vollständigen Wasserbedarfes der Pflanzen ausgelegt, sondern geplant wird eine Zusatzberegnung. In den vergangenen 2 bis 3 Monaten musste aber der volle Wasserbedarf durch Bewässerung gedeckt werden und das war nicht möglich. Die Folge waren Mindererträge und eine schwächere Marktversorgung. Dies lässt sich sehr gut mit den Einkaufsmengen der Verbraucher im Juli belegen, denn im Sommer finden in Deutschland bei den hier genannten Kulturen kaum Einfuhren statt.

Kleinere Einkaufsmengen bei vielen Gemüsearten

So wurden nach AMI Auswertungen des GfK-Frischepanels im Juli 18 % weniger Eissalat, 41 % weniger Blumenkohl und 22 % weniger Kohlrabi eingekauft als im Durchschnitt der drei vorangegangenen Jahre. Bei Broccoli waren es zwar 13 % weniger als 2017, aber etwas mehr als im Durchschnitt. Bei Eissalat verlagerte sich die Nachfrage zu einem gewissen Teil auf andere Salate, aber auch die waren nicht reichlich. Außerdem förderte die Hitze die Nachfrage nach Blattsalaten, so dass diese im Juli 25 % teurer als im Durchschnitt waren, bei Eissalat betrug das Plus sogar 45 %. Die Nachfrage nach Kohlgemüse wurde dagegen durch die Hitze gedämpft. Deshalb resultierte die Verknappung bei Blumenkohl und Kohlrabi hier nur in einem Plus der Preise von 15 %, Broccoli war im Juli 2018 sogar 10 % billiger als im Durchschnitt vorangegangener Jahre. Die Entwicklung der gesamten Nachfrage nach frischem Gemüse im Jahr 2018 wird Helmut Hübsch von der GfK auf dem Deutschen Obst und Gemüsekongress am 20./21. September 2018 in Düsseldorf analysieren.

Bei Baumobst verhinderte die Dürre die erwartete Riesenernte in Deutschland, stattdessen wird die Kernobsternte 2018/19 nur normal ausfallen. Im Vergleich zur Vorsaison, die durch Frostschäden gekennzeichnet war, ist dies aber immer noch ein deutliches Plus. Bislang wurde aber weniger Frischobst eingekauft al im Vorjahr, weil die Steinobsternte in Südeuropa 2018 kleiner ausfiel und weil die Märkte bis einschließlich Juli knapper mit Kernobst versorgt waren. Vom Wetter profitiert haben dagegen die Wassermelonen. Wie es mit der Nachfrage bei den anderen Obstsegmenten in den ersten 8 Monaten des Jahres 2018 aussieht, erfahren Sie ebenfalls von Herrn Hübsch auf dem DOGK 2018. Nutzen Sie diese Möglichkeit!

Sie sind interessiert an weiteren Details zum DOGK?

Der Deutsche Obst & Gemüse Kongress 2018 ist die Informations- und Networking-Veranstaltung der Obst- und Gemüsebranche. Er wird von der AMI zusammen mit dem Fruchthandel Magazin und GS1 organisiert und findet am 20./21. September in Düsseldorf statt. Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

Beitrag von Dr. Hans-Christoph Behr
Bereichsleiter Verbraucherforschung & Ökolandbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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