Europa | Kernobst | Ernte

Mehr EU-Äpfel, massiver Ausfall bei Birnen

05.08.2021 (AMI) – Die Wetterkapriolen beeinflussen auch die europäische Kernobsternte. Es gibt mehr deutsche Äpfel, aber das europäische Umfeld schwächelt in der Menge. Bei EU-Birnen deutet sich die kleinste Birnenernte der letzten 30 Jahre an. Was bedeutet das für den Markt?

Nach der schwachen EU-Apfelernte im Vorjahr waren die „Bäume ausgeruht“ und standen im April/Mai in Vollblüte mit der Aussicht auf eine rekordverdächtige Produktion. Es kommt aber anders, wie man meistens denkt. In einigen Regionen gab es wieder Frühjahrsfröste, schwerwiegender waren aber die zur Zeit der Blüte europaweit viel zu kühlen Temperaturen. Der Bienenflug wurde stark eingeschränkt und entsprechend schwach war der Fruchtansatz. Darüber hinaus fiel der sogenannte Junifall, bei dem der Baum unzureichend befruchte Früchte abstößt, extrem hoch aus.

Äpfel ausreichend verfügbar

So ist es nicht verwunderlich, dass die Prognose der EU-Apfelernte „nur“ bei 11,7 Mio. t liegt und damit die bisherige Rekordmenge aus 2018 mit 13,3 Mio. t deutlich verfehlt wird. Allerdings stehen rund 1 Mio. t Äpfel mehr als in den beiden Vorjahren zur Verfügung, die dann eine voll ausreichende Warenverfügbarkeit signalisieren. Die Vermarkter dürften schon im Saisonstart auf „das Gaspedal drücken“ und den Konsumenten mit Aktionen im Einzelhandel erfreuen. Durch die kühle Witterung im Frühjahr verzögert sich die Ernte und wird in Deutschland erst Mitte/Ende September voll einsetzen. Der deutsche Produzent ist gut gerüstet, erwartet mit 1,08 Mio. t Äpfel eine gute Ernte und wurde in der Regel von den Nachtfrösten im April/Mai verschont. So stellen Fruchtdeformierungen die Ausnahme dar und schränken damit das Angebot für die Saftindustrie ein.

Weniger Äpfel in den Hausgärten

Die deutschen Vermarkter und Produzenten blicken optimistisch in die kommende Saison. Die Apfelernte im Streuobstanbau und in den Hausgärten fällt mit 300.000 t gering aus und schwächt damit die Eigenversorgung der Konsumenten. Aus Erfahrung der Vorjahre stimuliert dies das Einkaufsverhalten für Äpfel im Zeitraum September bis Dezember.

Man muss nur abwarten, wie sich die Importware im deutschen Markt positioniert. Obwohl der deutsche Konsument Äpfel aus regionaler Produktion bevorzugt, ordert der deutsche Einzelhandel pro Saison immer noch 450.000 t ausländische Äpfel. Diese werden zu einem hohen Anteil aus Italien und Frankreich bezogen, die zur „Freude“ der deutschen Produzenten eine unterdurchschnittliche Ernte aufweisen. Sorgen bereitet Polen, das durch starke Investitionen den Apfelanbau forciert hat und weiterhin unter dem russischen Importembargo für EU-Äpfel leidet. Für 400.000 t polnische Äpfel fehlen die alternativen Exportmärkte und belasten dann natürlich den EU-Binnenmarkt.

Birnenernte fällt auf Rekordtief

Durch die Frühjahrsfröste fällt die EU-Birnenernte auf 1,6 Mio. t und damit auf das niedrigste Niveau der letzten 30 Jahre. Von den marktrelevanten Regionen ist nur Spanien nicht betroffen. Italien, das mit einer Normalernte von 700.000 t den mit Abstand größten Birnenanbieter in der EU darstellt, erwartet nur eine Produktion von 213.000 t. Nutznießer dürften die Produzenten in den Niederlanden und Belgien sein, die zwar ebenfalls ein Defizit von 20 % aufweisen, aber u.a. einen offenen deutschen Markt vorfinden. Deutschland produziert nur 40.000 t und importiert in der Regel 150.000 t Birnen. Den EU-Ernteausfall dürfte der deutsche Konsument zu spüren bekommen. Die Verbraucher müssen sich auf hohe Preise einstellen. Die Verantwortlichen dürfen die Preisschraube nur nicht überdrehen und den Konsum zu stark bremsen. Eine alte Regel lauert: „Kleine Erntemengen halten lange vor“ und so manche Frucht musste dann zum Saisonabschluss über die Mostobstindustrie verwertet werden.

Es deutet sich eine sehr spannende Kernobstsaison an.

Web-Seminar zu den Marktaussichten beim Kernobst

Sie möchten mehr über die Marktaussichten für die Saison 2021/22 erfahren? Dann nehmen Sie doch am Web-Seminar der AMI-Akademie am 09. August 2021 teil und melden sich noch heute auf der Seite der AMI-Akademie an. Profitieren Sie von den neuesten Einschätzungen unseres Obstexperten Helwig Schwartau.

Beitrag von Helwig Schwartau
Bereichsleiter Gartenbau, Büro Hamburg

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück
Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex legt im September weiter zu

04.10.2022 (AMI) – Im September legte der Index für deutsche Agrarrohstoffe den zweiten Monat in Folge zu. Mit 210,2 Punkten lag der Index 1,4 % höher als vor einem Monat. Besonders die Erzeugerpreise für Schlachtschweine, Brotroggen und Futtergerste befestigten sich.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex dreht im August wieder ins Plus

26.08.2022 (AMI) – Nachdem der Index für deutsche Agrarrohstoffe zwei Monate in Folge rückläufig war, konnte dieser im August ein Plus verzeichnen. Er lag mit 207,1 Punkten um 1,7 % höher als vor einem Monat. Vor allem die Erzeugerpreise für Rohmilch, Schlachttiere und Körnermais zogen an. Im September ist eine weitere Befestigung zu erwarten.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im Juli unter Vormonatsergebnis

29.07.2022 (AMI) – Nach einem zehnmonatigen Aufwärtstrend ist der deutsche Index für Agrarrohstoffe im Juli den zweiten Monat in Folge rückläufig gewesen. Der Index lag mit 203,2 Punkten 3,2 % niedriger als noch einen Monat zuvor. Das Minus der Getreide- und Rapspreise konnte durch fester Fleisch- und Milchpreise nicht ausgeglichen werden.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Aufwärtstrend des AMI-Rohstoffindex im Juni vorerst beendet

24.06.2022 (AMI) – Nach dem Erreichen eines Plateaus im Mai ist der deutsche Index für Agrarrohstoffe im Juni rückläufig gewesen.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Zenit der Preise für deutsche Agrarrohstoffe im Mai erreicht?

25.05.2022 (AMI) – Nach dem deutlichen Aufwärtstrend des AMI-Rohstoffindex seit August 2021 kam der deutsche Index für Agrarrohstoffe im April 2022 beinahe zum Stillstand. Mit einem Plus von 0,3 % gegenüber dem Vormonat erreichte der Index im Durchschnitt 214,3 Punkte. Das Plus der Milchpreise überwog die Preisrückgänge bei Getreide/Raps und Fleisch nur knapp.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex verzeichnet im April erneutes Plus

02.05.2022 (AMI) – Nach dem satten Plus im März hat der deutsche Index für Agrarrohstoffe auch im April weiter zugelegt. Mit einem Zuwachs von 6,7 % im Vergleich zum Vormonat erreichte der Index im Durchschnitt 212,9 Punkte, wobei alle Teilindizes ein Plus verzeichnet haben.   Mehr

Welt | Agrarwirtschaft | Marktversorgung

Branche diskutiert Auswirkung des Krieges am Schwarzen Meer

06.04.2022 (AMI) – Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Mit dem Krieg kommt es zu großer Unsicherheit an den Agrarmärkten. Die Preise für Getreide und Ölsaaten, aber auch für Energie und Düngemittel sind in den Vorwochen durch die Decke geschossen. Wie geht es weiter? Wie sind die zahlreichen Meldungen einzuordnen und wie entwickeln sich die Märkte für Getreide, Ölsaaten und Futtermittel in den kommenden Monaten?   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Deutscher Index für Agrarrohstoffe macht deutlichen Sprung im März

25.03.2022 (AMI) – Der AMI-Rohstoffindex legte im März 2022 um satte 15,8 % im Vergleich zum Vormonat zu und erreichte durchschnittlich 195,2 Punkte. Aufgrund der politischen Weltlage und produktionsbedingt kleiner Angebotsmengen legten ausnahmslos alle Indizes zu.   Mehr

Welt | Agrarwirtschaft | Marktversorgung

Krieg in der Ukraine – Gravierende Folgen für die globale Versorgung?

22.03.2022 (AMI) – Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Mit dem Krieg kommt es zu großer Unsicherheit an den Agrarmärkten. Die Preise für Getreide, Mais und Ölsaaten sind in den Vorwochen durch die Decke geschossen. Zu Wochenbeginn hat sich der Weizenmarkt wieder etwas beruhigt. Wie geht es weiter?   Mehr

Deutschland | Agrarwirtschaft | Markttrends

Kostenexplosion in der Landwirtschaft

28.02.2022 (AMI) – Insbesondere auf der Produktionsebene explodieren die Kosten, die trotz steigender Erlöse nicht vollständig kompensiert werden können. Wie müssen sich die landwirtschaftlichen Betriebe zukünftig aufstellen?   Mehr