Deutschland | Raps | Erzeugerpreise für Raps

Rapspreise legen Rückwärtsgang ein

01.10.2020 (AMI) – Dem Rapsmarkt mangelt es an Unterstützung, vor allem weil weder Handel noch Konsum Kaufinteresse signalisieren. Und auch vom Terminmarkt kam zuletzt kein Auftrieb mehr, sodass die Preise zum Unmut der Erzeuger den Rückwärtsgang eingelegt haben.

In der 39. Kalenderwoche hatten leichte Preisbefestigungen am deutschen Rapsmarkt, die Abgabebereitschaft der Erzeuger, die sich in den Wochen davor mit Verkäufen zumeist sehr zurückgehalten hatten, etwas belebt. Doch das Handelsinteresse ist mit den jüngsten Preisrückgängen auf Erzeugerstufe bereits wieder verklungen. Grund für den Rückgang sind die schwächeren Rapsterminkurse, die ihrerseits den rückläufigen Sojanotierungen folgen. Zudem ist die Nachfrage der Ölmühlen für inländischen Raps unverändert gering, häufig wird auf Importware zurückgegriffen. Diese kommt beispielsweise aus der Ukraine, wenn auch nicht in dem großen Umfang wie in der Saison 2019/20. Rapserzeuger in Deutschland setzen nun vor allem auf preistreibende Impulse vom Biodieselmarkt ab Oktober. Auch könnte die Nachfrage der Ölmühlen zumindest vorübergehend auf Inlandraps umschwenken und Preisauftrieb bringen, sobald ukrainische Rapslieferungen an Fahrt verlieren. Das sollte in dieser Sasion – legt man die schwächeren Ernteergebnisse zugrunde – eigentlich früher als im Vorjahr erfolgen.

Paris: Rapskurse im Rückwärtsgang

Den Rapsterminkursen in Paris mangelt es derzeit an Eigendynamik, weshalb sie sich zuletzt der schwächeren Soja-Tendenz anschlossen. Ob der Biodieselmarkt im vierten Quartal 2020 Unterstützung bringen kann, wird wohl auch von den Corona-Entwicklungen abhängen.

Die Rapsterminkurse in Paris tendieren schwächer. Zum Börsenschluss am 29.09.2020 erreichten sie einen Stand von 380,75 EUR/t, der die Vorwochenlinie um 10,25 EUR/t oder 2,6 % verfehlt. Ohne Eigendynamik – die schwache EU-Rapsernte 2020 ist längst eingepreist und bringt keinen Kursauftrieb mehr – orientieren sich die Rapskurse vor allem an der Entwicklung anderer Rohstoffnotierungen, vor allem an den US-Sojabohnenkursen, aber auch an Palm- und Mineralöl. Die US-Sojakurse befinden sich nach einer mehrwöchigen Hausse aktuell in einer Phase der Abwärtskorrektur, wobei die hohen US-Ernteerwartungen 2020 und das derzeit etwas schwächere Geschäft mit China belasten. Zur Entwicklung der Rapskurse im vierten Quartal 2020 gehen die Meinungen von Marktteilnehmern auseinander. Die Bullen setzen auf steigende RME-Nachfrage und argumentieren außerdem mit Importrückgängen aus der Ukraine, wo 2020 eine deutlich kleinere Rapsernte zusammenkam. Die Bären am Markt verweisen hingegen auf die Gefahr einer zweiten Corona-Welle, die die Kraftstoffnachfrage, wie bereits im Frühjahr 2020, abwürgen könnte und, was die Rapsimporte anbelangt, auf das größere Angebot aus Kanada und Australien, das den ukrainischen Rückgang kompensieren könnte.

EU-Rapseinfuhren bisher unter Vorjahr

Wenn es nach den bisherigen Einfuhrzahlen ginge, lägen die Bullen am Markt richtig. Die EU-Staaten zusammengenommen haben in den ersten drei Monaten der Sasion 2020/21 rund 1,45 Mio. t Raps eingeführt und damit ein Viertel weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 966.600 t oder gut zwei Drittel davon kamen aus der Ukraine. In der Saison 2019/20 hatte der Schwarzmeerstaat in der gleichen Zeit bereits 1,54 Mio. t an EU-Staaten geliefert. Obwohl Kanada in der laufenden Saison schon 408.000 t Raps angeliefert hat, was gut 140.000 t mehr als im Vorjahreszeitraum waren, reicht das Plus bei Weitem nicht aus, den ukrainischen Importrückgang aufzufangen – zumindest bisher.

Wie geht es weiter?

Die kommenden Monate versprechen im Hinblick auf die Versorgungslage und die Preisentwicklung spannend zu werden. Nutzen Sie die wöchentlichen ausführlichen Kommentierungen und Analysen der AMI-Marktexperten, um über alle wichtigen Entwicklungen stets auf dem Laufenden zu bleiben. Dafür nutzen Sie am besten unseren Onlinedienst Markt aktuelle Ölsaaten und Biokraftstoffe. Sie sind noch kein Kunde? Die Bestellmöglichkeiten finden Sie in unserem Web-Shop.

Beitrag von Steffen Kemper
Produktmanager Agribusiness

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Schrote | Marktversorgung

Fortgesetzte Zurückhaltung am Sojaschrotmarkt

30.08.2017 (AMI) – Sojaschrot wird nur in überschaubaren Mengen umgesetzt, denn die Läger der Mischfutterbetriebe sind gut gefüllt und die Nachfrage entsprechend alles andere als drängend.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktprognose

Vorschau auf die Vieh- und Fleischmärkte im September 2017

28.08.2017 (AMI) – Obwohl die temperatur- und ferienbedingt ruhige Rindfleischnachfrage durchaus auch Auswirkungen auf den Schlachttiermarkt hatte, ermöglichte das fortgesetzt kleine Angebot deutlich anziehende Preise. Zusätzlich war die Abgabebereitschaft der Bullenmäster durch vorrangige Erntearbeiten klein.   Mehr

Deutschland | Futtergetreide | Angebot

Futtergetreidepreise können sich knapp behaupten

24.08.2017 (AMI) – Der stetigen Nachfrage nach Futterweizen und -gerste steht ein entsprechendes Angebot gegenüber. Die Preise sind teils stabil geblieben, teils aber auch noch etwas zurückgegangen. Bei Mais setzt die Erwartung höherer Erträge die Preise unter Druck.   Mehr

Deutschland | Raps | Marktversorgung

Rapserzeugerpreise verharren auf Vorwochenniveau

24.08.2017 (AMI) – Die Rapserträge in Deutschland fallen schlechter aus als bisher prognostiziert. Das anhaltend niedrige Preisniveau hält Erzeuger davon ab ihre Ware anzubieten. Fehlende Nachfrage der Ölmühlen und Preisdruck bei Rapsöl und Schrot begrenzen den Handel zusätzlich.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Anlieferung

Saisonaler Rückgang der Milchmengen unterbrochen

24.08.2017 (AMI) – In der zweiten Augustwoche sind die angedienten Milchmengen in Deutschland erneut leicht gestiegen, nachdem das Milchaufkommen in den Wochen zuvor saisonal bedingt gesunken war.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugerpreise

Schlachtschweinepreis stabil bei 1,70 EUR/kg

23.08.2017 (AMI) – Das Aufkommen an Schweinen nähert sich fortgesetzt der 100-Prozent-Marke. Es wird auf relativ hohem Niveau geschlachtet. Einkäufer der Schlachtereien fragen nicht nach zusätzlichen Tieren, nehmen aber alles auf, was angemeldet wird.   Mehr

Deutschland | Futtermittel | Preise

Forderungen für Futtermittel tendieren schwächer

23.08.2017 (AMI) – Die Preise für Futtermittel haben sich gegenüber Juli überwiegend abgeschwächt. Futtermischungen waren erneut im Schnitt 0,5 % preisgünstiger verfügbar. Besonders Futtergetreide und günstigere Ölschrote waren hierfür ausschlaggebend.   Mehr

Deutschland | Eier | Haushaltsnachfrage

Verbraucher lassen sich durch Eierskandal kaum verunsichern

21.08.2017 (AMI) – Ging es in den vergangenen drei Wochen um Lebensmittel so wurden die Schlagzeilen von Eiern und Fipronil dominiert. Doch im Vergleich zu manch anderen Lebensmittelskandalen war die Verunsicherung bei den Verbrauchern hier nicht besonders groß.   Mehr

Deutschland | Brotgetreide | Marktversorgung

Brotweizenpreise derzeit vor allem international unter Druck

17.08.2017 (AMI) – Preiskorrekturen nach unten an den internationalen Terminmärkten haben auch hiesige Erzeugerpreise gedrückt, ohne dass nennenswerte Geschäfte dahinterstecken. Erzeuger halten gute Qualitäten zurück und spekulieren wegen der vielfach gemeldeten Mängel auf höhere Preise für entsprechende Ware.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Haushaltsnachfrage

Höhere Fettgehalte liegen bei den Verbrauchern im Trend

17.08.2017 (AMI) – Milchprodukte mit höheren Fettgehalten statt Light-Varianten, Bio-Milch statt konventionell erzeugte Milch: Dieser Wandel des Konsumverhaltens der Verbraucher in Deutschland setzte sich im ersten Halbjahr 2017 fort. Insgesamt entwickelte sich die Nachfrage nach Milchprodukten dabei jedoch uneinheitlich.   Mehr