Deutschland | Lebensmittel | Verbraucherpreise

Nahrungsmittelpreise reagieren auf die Sommerhitze

30.08.2018 (AMI) – Auch im August 2018 kosten frische Lebensmittel spürbar mehr als vor einem Jahr. Der AMI-Frischeindex misst auf Basis der Preisbeobachtungen der ersten dreieinhalb Wochen des Monats ein Plus von 2,5 %. Die Dürre ist dabei ein Grund für diese Entwicklung, aber nicht der alleinige.

Der eigentliche Preistreiber ist im August jedoch die Energie. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist diese Gütergruppe voraussichtlich 6,9 % teurer als vor einem Jahr. Den Preisanstieg bei Nahrungsmitteln beziffern auch die amtlichen Statistiker auf 2,5 %.

Apfelpreise weiter über Vorjahresniveau

Vor allem für frisches Obst und Speisekartoffeln zahlen die Verbraucher in Deutschland aktuell wesentlich mehr als vor einem Jahr. Für das im Vergleich zum Vorjahr teurere Obst sind im August 2018 in erster Linie Kern- und Steinobst verantwortlich. Bei Kernobst dürfte die Dürre die zwischenzeitlich erwartete Riesenernte verhindern. Zumindest bei Äpfeln wird die aktuelle Preissituation jedoch noch maßgeblich von der Vorsaison bestimmt, die durch Frostschäden im Frühjahr 2017 gekennzeichnet war. Beim Steinobst ist die kleine Ernte bei Pfirsichen und Nektarinen in Südeuropa für die Marktversorgung wesentlich wichtiger als die große Pflaumenernte in Deutschland. Während Pfirsiche aktuell rund 14 % mehr kosten als im August 2017 und Nektarinen sich innerhalb eines Jahres sogar um über 30 % verteuert haben, sind Zwetschen/Pflaumen derzeit 25 % günstiger. Darüber hinaus kosten Heidelbeeren rund ein Fünftel mehr als vor einem Jahr. Hoher Sortieraufwand infolge der anhaltenden Hitze sowie das im Vergleich zum Vorjahr frühere Ende der Heidelbeersaison haben dazu geführt.

Im Vorjahr hatten sehr große Erntemengen die Kartoffelpreise auf Talfahrt geschickt. Schwierige Rodebedingungen im bisherigen Verlauf der diesjährigen Kampagne und die sich abzeichnende kleinere Ernte haben für anziehende Forderungen gesorgt.

Bei Eiern resultiert der große Preisabstand zum Vorjahr aus höheren Forderungen, die der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zu Jahresbeginn umgesetzt hat. Die Kontrakte zwischen Handel und Packstellen gelten in der Regel für zwölf Monate. Zudem liegen die Großhandelspreise für Eier im August unter dem Vorjahresniveau.

Hitze treibt Salatpreise

Spürbare Auswirkungen der Dürre gibt es dagegen bei Frischgemüse. Denn Kulturen des Feldgemüsebaus wie Möhren oder Zwiebeln können oft nicht beregnet werden. Bei Zwiebeln ergibt eine erste von der AMI und dem Fachverband Deutsche Speisezwiebeln durchgeführte Ernteschätzung ein Minus von gut 25 % gegenüber 2017. Aus diesem Grund zahlen die Verbraucher hierfür derzeit 17 % mehr.

Freilandgemüse wie Salate, Broccoli, Blumenkohl oder Kohlrabi wird dagegen fast immer beregnet. Allerdings ist die Beregnungskapazität der deutschen Gemüseerzeuger nicht auf eine Deckung des vollständigen Wasserbedarfes der Pflanzen ausgelegt. Die Folge sind Mindererträge und eine schwächere Marktversorgung. Aus diesem Grund liegt der Verbraucherpreis für Eissalat um zwei Drittel höher als im August 2017. Kohlrabi kosten derzeit 20 % mehr.

Im Gegensatz dazu ist Fruchtgemüse sogar günstiger als im vergangenen Sommer. Die Preise für eine wärmeliebende Freilandkultur wie Zucchini und für Kulturen des geschützten Anbaus wie Tomaten oder Paprika sind im August 10 bis 20 % niedriger als vor Jahresfrist. Eine Ausnahme bilden jedoch die Salatgurken, deren Preise zu Beginn des Monats kräftig gestiegen sind. Hier haben die hohen Temperaturen zu einer Verknappung der verfügbaren Mengen gesorgt.

Verbraucherpreise tierischer Nahrungsmittel von Dürre noch nicht tangiert

Bei Fleisch und Fleischwaren sind im August 2018 keine unmittelbaren Auswirkungen der Dürre auf die Verbraucherpreise in diesen Warengruppen messbar. Zwar hatte Futterknappheit im Juli für ein erhöhtes Angebot an Schlachtkühen und einen Preissturz bei den Erzeugerpreisen gesorgt. Doch gerade bei Frischfleisch und Wurstwaren war in der Vergangenheit ein Zusammenhang zwischen Schlachttier- und Verbraucherpreisen ohnehin kaum zu erkennen und wenn, dann nur zeitverzögert.

Dieser existiert bei Milch und Molkereiprodukten von Milchfrischprodukten über Butter bis hin zum Käse sehr wohl. Allerdings erfolgen die Reaktionen der Verbraucherpreise auf die Entwicklungen auf Erzeugerseite nach Maßgabe der Laufzeiten der Kontrakte, die zwischen Milchwirtschaft und Lebensmittelhandel verhandelt werden. So gelten seit Anfang August neue Kontrakte für Butter, die zu Preisreduzierungen auf Verbraucherebene geführt haben. Das 250-Gramm-Päckchen Deutsche Markenbutter kostet 1,75 EUR und ist somit 10 Ct günstiger als im Vormonat. Erstmals seit Juni 2016 ist der Preis damit unter das Vorjahresniveau gefallen. Im August 2017 hatten 250 g Butter im Basissortiment des Lebensmitteleinzelhandels 1,79 EUR gekostet. Bei Milch, den anderen Milchprodukten der weißen Linie und Käse sind die Preise aufgrund laufender Kontrakte dagegen unverändert.

Dass die Dürreschäden beim Getreide ohne Auswirkungen auf die Verbraucherpreise bei Brot und Backwaren sind, liegt an dem geringen Kostenanteil der Rohware am Endverkaufspreis. Dieser erreicht nach Berechnungen des Thünen-Instituts kaum 5 %. Variationen bei diesem Kostenbestandteil sind deshalb für den Verbraucherpreis weniger bedeutend als Energie- oder Lohnkosten.

Die AMI beobachtet im Rahmen ihres Verbraucherpreisspiegels kontinuierlich die Preisentwicklung von rund 160 Produkten aus konventioneller Erzeugung und weiteren 100 aus ökologischer Erzeugung. Sie deckt damit gut zwei Drittel der im Wägungsschema des Verbraucherpreisindex für Deutschland enthaltenen Nahrungsmittel ab.

Sie haben Interesse an aktuellen Verbraucherpreisen oder sind auf der Suche nach einem aussagekräftigen Frühindikator für die Teuerung in diesem Bereich? Dann nehmen Sie Kontakt zu unseren Marktexperten der AMI-Verbraucherforschung auf.

Beitrag von Thomas Els
Bereichsleiter Verbraucherforschung

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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