Deutschland | Getreide | Ernte

Schleppender Erntestart

07.07.2020 (AMI) - Mit Verspätung, gebremsten Erwartungen und jetzt noch mit Unterbrechungen läuft die deutsche Getreideernte vorerst alles andere als optimal. Die bislang erfassten Wintergerstenpartien weisen zwar durchaus gute Qualitäten auf, die Erträge sind allerdings oft enttäuschend.

Gerade gestartet, musste die Handbremse angezogen werden. Die sommerliche Witterung ermöglichte eine Woche trockenes Dreschen, jetzt stockt es aufgrund der teils ergiebigen Regenschauer. Der wird für die Sommerungen, Hackfrüchte und Grünfutterflächen allerdings dringend benötigt. Die ersten Gerstenergebnisse zeigen vor allem eins – alles ist möglich! Stark schwankende Erträge von 20-100 dt/ha und heterogene Hektolitergewichte zwischen unzureichend und super. Alles in allem wird es aber darauf hinauslaufen, dass es eine knapp durchschnittliche Ernte wird. Regional wird von Mindererträgen zwischen 15 und 25 % gesprochen. Zu häufig wird von Taubährigkeit infolge der Fröste und Zwiewuchs in Folge der Trockenheit gesprochen. Letzteres verschlechtert die Druschfähigkeit zudem.

Aber es gibt auch positive Stimmen, die von hervorragenden Qualitäten sprechen und das nicht nur bei Futtergerste, sondern auch bei Winterbraugerste. Ernte von Winterbraugerste läuft in den südlichen Regionen und brachte teils überraschende Ergebnisse und zwar positive. So wurde mit 70-80 dt/ha deutlich mehr vom Acker geholt als erwartet. Hinsichtlich der Qualität stimmen die Parameter; niedriger Eiweißgehalt, hoher Vollkornanteil und überdurchschnittliches Hektolitergewicht. Jetzt müssen dafür nur noch akzeptable Preise aufgerufen werden. Detaillierte Preisangaben für die einzelnen Regionen finden Sie im Markt aktuell Getreide.

Aufgrund der schleppenden Ernte präsentiert sich auch das Kassageschäft mit nur kleinem Handel. Neugeschäft kommt selten zustande, aber die Preisvorstellungen rücken näher. Von den festen Terminnotierungen ist auf Großhandelsebene wenig zu erkennen, zu dünn sind die Umsätze. Die Nachfrage hat nachgelassen, die Aussicht auf eine schleppende und unterdurchschnittliche Ernte, hatte in den Wochen zuvor für Bedarfskäufe der Verarbeiter gesorgt, aber auch die sind jetzt gut gedeckt. Auf Erzeugerebene sind, wie immer in dieser Zeit zwischen den Ernten, stark schwankende Gebote zu hören. Und es macht sich bemerkbar, dass die Ernte später gestartet ist als im Vorjahr, am Markt sind nur wenig Preisvorstellungen zu hören. Für neuerntiges Getreide wird in Ostdeutschland aktuell mehr geboten als vor einer Woche.

Denn getrübte Aussichten auf die europäische Getreideernte, unerwartet niedrige Ergebnisse aus der Schwarzmeerregion und gebremster Optimismus in den USA haben den Terminkursen nach oben verholfen. Und diese treiben auch die Großhandelspreise am Kassamarkt an, selbst die Erzeugerpreise ex Ernte weisen leichte Aufwärtstendenz auf.

Wenn Sie am Ball bleiben möchten, finden Sie aktuelle Marktentwicklungen im In- und Ausland tagesaktuell im Onlineservice Markt aktuell Getreide. Sind Sie noch kein Kunden, dann sichern Sie sich über den AMI Shop Ihren exklusiven Zugang.




Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Europa | Milch & Milchprodukte | Anlieferung

Stabile Milchanlieferung in der EU

26.04.2024 (AMI) – Unter Berücksichtigung des Schalttages lieferten die Landwirte in der EU-27 im Februar in etwa die gleiche Menge Milch an die Molkereien wie im Vorjahresmonat. Zwischen den Mitgliedstaaten gab es uneinheitliche Entwicklungen. Frankreich übertraf zum ersten Mal seit November 2022 die Vorjahreslinie.   Mehr

Europa | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

Paris: Kälteeinbruch treibt Kurse

25.04.2024 (AMI) – Vor allem Kontrakte auf die Ernte 24 tendierten deutlich fester. Der Wintereinbruch in weiten Teilen Europas nach der vegetationstreibenden, warmen, ersten Aprilhälfte schürt die Sorgen um Ertragseinbußen.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Marktversorgung

Die Markt Bilanz Vieh und Fleisch 2024

25.04.2024 (AMI) – Nachdem die Bestände an Schlachtschweinen in den Vorjahren drastisch gesunken waren, konnte diese Entwicklung 2023 deutlich verlangsamt werden. Unter anderem wegen des geringen Angebotes an schlachtreifen Tieren im vergangenen Jahr wurden im Sommer Rekordpreise erreicht.   Mehr

Deutschland | Konsummilch | Verbrauch

Pro-Kopf-Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen sinkt weiter

25.04.2024 (AMI) – Wie aus Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hervorgeht, nahm der Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen im Jahr 2023 ab und setzte damit den 2015 begonnenen Trend fort.   Mehr

Deutschland | Milchdauerwaren | Nachfrage

Wenig Bewegung an Pulvermärkten

25.04.2024 (AMI) – An den Märkten für Milch- und Molkenpulver verliefen die Geschäfte Ende April überwiegend in ruhigen Bahnen. Lediglich an Molkenpulver in Lebensmittelqualität bestand ein gewisses Kaufinteresse. Ansonsten fiel die Nachfrage bei zumeist unveränderten Preisen gedämpft aus.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Kein Spielraum für Preisanpassungen am Schlachtschweinemarkt

24.04.2024 (AMI) – Der Markt für Schlachtschweine ist regional etwas ausgeglichener als in den Vorwochen, Überhänge werden nur noch sehr vereinzelt gemeldet. Dennoch fehlt es an echten Impulsen, weshalb die Schlachthöfe auch weiter Abschläge fordern.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Kursentwicklung für Soja und Raps

Chicago: Wettermärkte treiben Sojanotierung

24.04.2024 (AMI) – Prognostizierte Niederschläge in den USA stützen die Sojakurse, da die Aussaat verzögert werden könnte. Unterstützung bieten zudem lebhafte Kontraktkäufe nach dem 7-Wochentief.   Mehr

Deutschland | Schweine | Erzeugung

Schweinemast bleibt wirtschaftlich

24.04.2024 (AMI) – Die Schlachterlöse für Schweine haben sich im April auf dem zuvor erreichten hohen Preisniveau stabilisiert. Damit ist für die Mäster bei einer fast unveränderten Kostenstruktur ein auskömmliches Einkommen in der Schweinemast erreichbar.   Mehr

Deutschland | Vieh & Fleisch | Nachfrage

Langsamerer Rückgang beim Fleischverzehr erwartet

24.04.2024 (AMI) – Bereits seit dem Jahr 2018 fällt der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch Jahr für Jahr. Allerdings wird in der Schätzung für das aktuelle Jahr von einer geringeren Abnahme ausgegangen.   Mehr

Europa | Verarbeitungsware | Markttrends

Knapp versorgte Kartoffelmärkte

22.04.2024 (AMI) – Ein weiteres Hochpreisjahr läuft bei Speisekartoffeln sehr bald und bei Verarbeitungsrohstoff wohl auch früher als gewünscht aus. Hersteller von Kartoffelprodukten fürchten erneute Versorgungslücken beim Rohstoff bis zur neuen Ernte. In Westeuropa wurde bisher zu wenig gepflanzt. Dabei ist die Produktnachfrage groß.   Mehr