Deutschland | Getreide | Marktversorgung

Schlechte Ernten, aber sinkende Weltmarktpreise

03.01.2025 (AMI) – Mit dem Ende des Getreidekorridors rissen die Lieferungen aus der Ukraine nicht ab und erweiterten das Getreideangebot weltweit und in Deutschland umfangreich, so dass die Preisen unter Druck standen. Schlechte Vegetationsbedingungen vor der Ernte beendeten den Preisrückgang und auch die sich tatsächlich bestätigende, unzureichende Versorgung nach der Ernte belebten die Nachfrage und trieben die Preise.

Das zweite Jahr in Folge ernteten deutsche Erzeuger weniger Getreide und erlösten dafür zum Teil weniger als in der vorangegangenen Saison. Die aggressive Exportpolitik Russlands sowie überreichliche, preisgünstige EU-Importe aus der Ukraine begrenzten die Chancen für einen Preisauftrieb. Nach vorläufigen Ergebnissen wurde 2024 in Deutschland Halmgetreide auf einer Fläche von 5,27 Mio. ha angebaut, zudem 503.800 ha Körnermais. Witterungsbedingte Schwierigkeiten bei der Herbstaussaat reduzierten den Anbau von Wintergetreide und boten den Sommerungen mehr Platz. Das führte nicht nur zu einer größeren Anbaufläche für Sommergetreide – Körnermais wurde 15 % umfangreicher ausgesät – sondern ließ den Anteil anderer Sommerkulturen wie Zuckerrüben, Silomais und Kartoffeln zulasten von Getreide zunehmen. Auch die Witterungsbedingungen in der gesamten Vegetationsperiode waren alles andere als optimal. Die Erträge der Halmgetreideernte fielen daher 4,3 % kleiner aus als im Vorjahr und erreichte 34,3 Mio. t, knapp 10 % weniger als 2023. Die Maisernte fiel mit 4,76 Mio. t demgegenüber überraschend umfangreich und 6 % über dem Vorjahr aus. Bis auf wenige Ausnahmen tendierten die Getreidepreise in der ersten Jahreshälfte 2024 schwächer. Ein Dreieinhalbjahrestief wurde im März 2024 aufgrund von hoher Exportkonkurrenz, einem Überangebot, ausgelöst durch umfangreiche, preisgünstige Importe aus der Ukraine und der Aussicht auf eine üppige globale Getreideernte, erreicht. Danach ging es für alle Getreidearten aufgrund ungünstiger Vegetationsbedingungen preislich wieder nach oben. Während der Ernte und dem daraus resultierenden Überangebot gab es kurzzeitig einen Preisrückgang, aber bereits im Herbst setzte sich der Auftrieb fort. Deutlich niedriger als im Vorjahr wurden Hafer und Braugerste bewertet.

Limitiertes Inlandsangebot und starke Konkurrenz

Und wieder ist die Getreideernte witterungsbedingt weit unter ihren Möglichkeiten geblieben. Die meisten Ernteergebnisse 2024 verfehlten das Vorjahresvolumen, EU-weit erreicht die Lücke fast 13 Mio. t. Darunter fallen in erster Linie Weizen und Mais. Das wird deutliche Auswirkungen auf den gesamten EU-Getreidemarkt haben. Innergemeinschaftlich werden sich Warenströme verschieben. Alternativen, ob andere Getreide oder überhaupt andere Rohstoffe gewinnen an Attraktivität und verdrängen Getreide, das Exportpotenzial schrumpft. Die Importe sollen laut EU-Kommission nicht zulegen. So dürfte sich der Abbau der Vorräte fortsetzen. Hinsichtlich der Exporte könnte noch Bewegung in den Markt kommen. Die Auswirkungen der angekündigten Mindestexportpreise für Getreide aus der Ukraine, die ab Mitte Dezember gelten sollten, sind noch nicht absehbar. Gleiches gilt für die avisierten Exportrestriktionen Russlands. An der Terminbörse in Paris ist die Meinung der Marktteilnehmer, dass Weizen in der zweiten Wirtschaftsjahreshälfte knapper sein dürfte, eingepreist. Der Weichweizenkontrakt für März 2025 schloss im November 2024 bei durchschnittlich 226 EUR/t und damit gut 10 EUR/t über dem aktuellen Fronttermin Dezember 2024. Bei Mais ist diese Entwicklung demgegenüber nicht erkennbar. Denn hier wird die Ware im Frühjahr nicht knapp, sondern durch die südamerikanischen Ernten sogar noch umfangreicher.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau
Druckversion als PDF öffnen

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen und Mais

US-Maiskurse erneut unter Druck

10.07.2025 (AMI) – Positive Witterungsaussichten und positive Feldbestandsbewertungen im US-Maisgürtel bestimmen die Kursrichtung. Paris reagierte indes verhalten auf diese Vorgabe.   Mehr

Deutschland | Milch & Milchprodukte | Tierbestand

Deutschlands Milchviehbestand schrumpft weiter

10.07.2025 (AMI) – Laut aktueller Viehbestandserhebung hat die Zahl der in Deutschland gehaltenen Rinder und Milchkühe weiter abgenommen. Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen hat sich die Abnahmerate jedoch leicht verlangsamt. Gleichzeitig setzte sich der Strukturwandel hin zu weniger, aber größeren Milchviehbetrieben fort.   Mehr

Deutschland | Käse | Nachfrage

Käsemarkt weiter ausgeglichen

10.07.2025 (AMI) – Zu Monatsbeginn war der Markt für Schnittkäse nach wie vor von einer belebten Nachfrage geprägt. Trotz des rückläufigen Milchangebots hielten sich Angebot und Nachfrage aber die Waage.   Mehr

Deutschland | Schweine | Handel

Schlachtschweinemarkt im Gleichgewicht

09.07.2025 (AMI) – Nach dem deutlichen Preisrückgang in der vergangenen Woche präsentiert sich der Schlachtschweinemarkt nun wieder ausgeglichen. Das Angebot ist weiterhin überschaubar, die Stückzahlen lassen sich ohne größere Probleme absetzen.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Marktprognose

Soja verliert nach Höhenflug

09.07.2025 (AMI) – Die Sojakurse in Chicago schwanken zwischen Handelshoffnungen und neuen Zöllen. Gute Vegetationsbedingungen in den USA drücken auf den Markt.   Mehr

Deutschland | Rohmilch | Erzeugerpreise

Milchpreise mit leichten Aufschlägen

04.07.2025 (AMI) – Im Mai haben sich die Erzeugerpreise für konventionell erzeugte Rohmilch weiter befestigt. Damit setzten sie ihre Aufwärtsbewegung aus den Vormonaten fort.   Mehr

Welt | Getreide | Kursentwicklung für Weizen

Weizenkurse können sich behaupten

03.07.2025 (AMI) – Nach der Talfahrt in der Vorwoche können sich Weizenkurse in Chicago und Paris behaupten. Inzwischen gilt die laufende bzw. bevorstehende Ernte auf der Nordhalbkugel als eingepreist.   Mehr

Welt | Ölsaaten | Marktprognose

Raps und Soja rutschen weiter ab

03.07.2025 (AMI) – Nach dem Kursrückgang der Vorwoche ging es für Raps und Soja weiter bergab. Gute Ertragsaussichten für Soja im Mittleren Westen der USA sowie der Start der Rapsernte in Westeuropa drückten die Kurse weiter nach unten.   Mehr

Europa | Milch & Milchprodukte | Export

EU: Mehr Molken-, weniger Vollmilchpulver ausgeführt

03.07.2025 (AMI) – Von Januar bis April des aktuellen Jahres war eine insgesamt stabile Nachfrage nach Milchprodukten aus der EU zu verzeichnen, wenngleich es auf der Produktebene zu Verschiebungen im Vergleich zum Vorjahr kam.   Mehr

Deutschland | Butter | Nachfrage

Saisonüblich gute Nachfrage nach Formbutter

03.07.2025 (AMI) – Die Abrufe von Formbutter sind leicht zurückgegangen, haben sich aber insgesamt noch auf einem jahreszeitlich hohen Niveau bewegt. Die Notierung wurde unverändert fortgeschrieben.   Mehr