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Bio-Birnen führen in Deutschland ein Nischendasein

20.11.2017 (AMI) – Der Anbau von Bio-Birnen in Deutschland ist bei weitem nicht so bedeutend wie der ökologische Apfelanabau. Die Nachfrage nach Bio-Birnen steigt jedoch seit Jahren und kann nicht ausschließlich aus deutscher Erzeugung gedeckt werden. Die aktuelle Birnensaison macht noch einmal die Rolle der Importe besonders deutlich.

Der deutsche Anbau von Bio-Birnen belief sich 2017 auf 318 ha, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand der Ergebnisse der Baumobstanbauerhebung 2017 mitteilt. Das ist im Verhältnis zu den Bio-Apfelflächen, die im selben Jahr bei rund 6.100 ha liegen, nur wenig. Dies ist aber keine Bio-Besonderheit, sondern Birnen sind auch im konventionellen Anbau stark unterrepräsentiert. Dies liegt schlichtweg an den hohen Standortansprüchen und auch an der Präferenz der Verbraucher in punkto Äpfel.

In nur zwei Bundesländern konzentriert sich der ökologische Birnenanbau in Deutschland: Baden-Württemberg und Niedersachsen. Hier finden sich am Bodensee und im Alten Land ideale Voraussetzungen für den Birnenanbau. Den größten Bio-Anteil an der gesamten Birnenfläche stellt jedoch das kleinste Bundesland, das Saarland, mit fast 60 %. Nicht alle Bio-Birnen werden als Tafelbirnen vermarktet. Im aktuellen Jahr sind 194 ha der gesamten Bio-Birnenfläche für die Verwendung als Tafelobst vorgesehen. Ein großer Teil der Ernte wird auch industriell verwendet. Führende Tafel-Birnensorte nach Anbaufläche ist 2017 Conference, dicht gefolgt von Williams Christ und Alexander Lukas. Die sehr gute Lagereignung in Verbindung mit einem guten Geschmack, einer geringen Schorfanfälligkeit und einem guten Ertragsverhalten machen Conference für den ökologischen Anbau sehr attraktiv. Bei Birnen kommt auch neuen Sorten eine steigende Bedeutung zu, die den Vorteil haben, feuerbrandresistent zu sein, oder im Fall von Concorde, weniger zur Berostung neigen. Die Vielfalt an Sorten erklärt vielleicht auch, warum die Anbaufläche der über die Baumobsterhebung aufgeführten Bio-Tafelbirnen eine so große Fläche an Sonstigen Birnen aufführt.

Vor allem im Streuobstanbau, wo keine chemische Bekämpfung des Feuerbrandbakteriums möglich ist, können resistente Birnensorten mit Eignung zur Destillaterzeugung eine gewisse Bedeutung erlangen. In Süddeutschland gibt es rund 30.000 Obst- und Kleinbrenner, die überwiegend Obst von Streuobstwiesen zu Destillat verarbeiten. Allein in Baden-Württemberg tragen sie so zur Erhaltung von rund 180.000 ha Streuobstwiesen bei. Ein sehr beliebtes Birnendestillat ist das der Williams Christ Birne, welche gegenüber Feuerbrand leider sehr anfällig ist. Williams Christ nimmt insofern eine Sonderstellung ein, da diese Sorte einerseits als Speisebirne, andererseits vor allem im süddeutschen Raum für die Destillaterzeugung genutzt wird.

2016 stieg die Nachfrage deutlich an

Die Einkaufsmenge an Bio-Birnen in Deutschland erreichte 2016 Höchstwerte. Gestützt wurde die hohe Nachfrage auch von verhältnismäßig „kleinen“ Verbraucherpreisen. Dabei war die europäische Ernte von Bio-Birnen bedingt durch die wechselhafte Witterung im Frühjahr 2016 unterdurchschnittlich groß. Immer größer wird aber nicht nur die Nachfrage nach Bio-Birnen, sondern auch der Bio-Anteil an den gesamten Einkäufen von Birnen. Dieser betrug zuletzt 5,2 % und liegt damit sogar über dem Bio-Anteil der Äpfel, aber unter dem Durchschnitt von 6,1 % über alle Bio-Obstarten. 2017 stieg die Nachfrage nach Bio-Birnen erneut an, so dass die Rekordmengen des Vorjahres aller Vorrausicht nach am Ende des Jahres übertroffen sein dürften. Von Januar bis September 2017 kauften die Haushalte in Deutschland 26,5 % mehr Bio-Birnen ein als im Vorjahr, so die AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels. Nur mit dem gestiegenen Appetit auf Birnen lässt sich dieser Nachfrageanstieg nicht erklären. Vielmehr sind am Bio-Birnenmarkt neue Player eingestiegen, die den Absatz ordentlich ankurbeln. So sind gerade bei den Einkaufsstätten des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels (LEH) die Birnen in Bio-Qualität Bestandteil des Obstsortiments. Auch die Discounter haben die ökologisch erzeugten Birnen im Angebot. Trotz der enormen Zuwachsraten stellen die Bio-Birnenkäufe im Discounter im Betrachtungszeitraum 2017 aber weniger als 14 % der gesamten Bio-Birnenkäufe. Die Birnen sind bei Aldi, Lidl und Co. auch erheblich preiswerter zu bekommen als in den anderen Einkaufsstätten. Als 2016 die Bio-Birnen durchschnittlich 3,40 EUR/kg kosteten, zahlten die Kunden im Discounter weniger als 3 EUR/kg.

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Beitrag von Christine Rampold
Marktanalystin Öko-Landbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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